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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Fahrstuhl. Sie ging hinein und sah die Akten sofort.
Zieten. Billroth. Hilger. BIG .
Sie bekam kaum noch Luft vor Aufregung. Da stand ein Schreibtisch. Ein Bett. Ein Schrank. Ein Gästezimmer, dachte sie. Aber verlassen. Sie öffnete rasch den Schrank. Ein dunkler Mantel hing darin, sonst nichts. Sie zog den ersten Ordner mit der Aufschrift »Hilger« aus dem Regal und blätterte darin. War das die Ermittlungsakte zum Tod ihres Bruders? Warum stand die hier? Sie lauschte angestrengt in die Stille. Kein Fahrstuhl. Aber was war das? Sie hörte plötzlich Schritte. Ganz nah auf der Treppe. So lautlos sie konnte, schob sie die Akte an ihren Platz zurück. Jetzt war jemand an der Tür. Sie spürte es. Sie kam hier nicht mehr raus.
    Langsam wich sie zurück. Jemand stand im Flur. Sie hörte jemanden atmen. Plötzlich ertönte auch noch das klackernde Geräusch des Fahrstuhls. Elin glitt in den Schrank hinein und schloss lautlos von innen die Tür.
    Einige Momente lange geschah nichts. Dann hörte sie plötzlich die Stimme Zollangers:
    »Was machen Sie in meiner Wohnung?«
    »Kommen Sie herein und machen Sie die Tür zu«, antwortete eine andere Stimme.
    Elin hielt den Atem an. Der Einbrecher war zu Fuß heraufgekommen! Und der Kommissar war ihm direkt in die Arme gelaufen.
    »Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen reden. Los. Hier entlang.«
    Die Schritte kamen näher. Als der Mann wieder sprach, stand er offenbar direkt vor ihrer Schranktür.
    »Es kommt jetzt gleich jemand, der sich gerne mit Ihnen unterhalten möchte.«
    Elin ging in die Knie, kauerte auf dem Boden. Ein leises Knarren ließ sie erstarren. Einige Sekunden lang herrschte völlige Stille.
    Plötzlich wurde die Schranktür aufgerissen. Elin schrie. Der Lauf einer Pistole war auf sie gerichtet. Im nächsten Moment flog der Kopf des Mannes mit einem krachenden Geräusch nach hinten. Der Kommissar trat erneut zu und kickte dem röchelnden Mann die Waffe aus der Hand. Dann hob er sie auf und hieb ihm damit mit voller Wucht ins Genick. Es gab einen dumpfen Schlag. Der Mann krachte zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Elin saß mit weit aufgerissenen Augen da und starrte auf das wutverzerrte Gesicht des Kommissars.
    »Was zum Teufel machen Sie hier?«, fauchte er. Mit einer schnellen Bewegung steckte er die Waffe ein und zerrte sie aus dem Schrank. Sie wäre fast über den Mann gestolpert, der davor auf dem Boden lag. Zollanger schubste sie grob gegen die Wand. »Was machen Sie hier, verdammt noch mal?«, brüllte er sie an. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«
    Sie erklärte ihm stammelnd, was passiert war, dass sie auf ihn gewartet hatte, eingenickt war und so Zeugin des Einbruchs wurde. »Der Mann hat telefoniert … er sprach von Akten meines Bruders … da wollte ich nachsehen.«
    Sie sah, dass Zollangers Schläfen pochten. Er schaute gehetzt um sich. Der Mann auf dem Boden stöhnte. Er hat den Eindringling niedergeschlagen, dachte sie. Gleich würde er ihm Handschellen anlegen und die Polizei rufen. Das wäre das Normale. Aber dieser Bulle war offenbar nicht normal.
    »Gehen Sie ins Wohnzimmer und warten Sie dort«, zischte er sie an.
    Sie tat wie befohlen. Sie sah noch, dass der Bulle den Bewusstlosen umdrehte und damit begann, dessen Kleidung zu durchsuchen. Sie bewegte sich wie in Trance. Was geschah hier?
    Keine zwei Minuten später kam Zollanger mit zwei Taschen wieder zum Vorschein.
    »Los, Sie müssen mir helfen. Holen Sie den kleinen Rollkoffer, der noch hinten steht. Schnell. Der schläft nicht ewig.«
    »Aber … Sie müssen die Polizei rufen«, sagte sie stotternd.
    »Ich bin die Polizei. Und ich sage: Wir gehen jetzt. Los.«
    Elin gehorchte. Sie kehrte in den Raum zurück. Das Aktenregal war leer. Sie griff nach dem kleinen Rollkoffer, der neben dem Bewusstlosen stand. Der Mann stöhnte und zuckte leicht mit den Beinen.
    »Los!«, hörte sie Zollangers Stimme. »Schnell.«
    Sie zwängte sich neben Zollanger in den Fahrstuhl, der für so viel Gepäck nicht ausgelegt war. Für ein paar unerträgliche Sekunden ging die Tür noch einmal auf, bevor sie sich endgültig schloss und der Lift sich in Bewegung setzte. Elin sah, dass der Kommissar seine Pistole gezogen hatte. Die Anzeige zählte die Stockwerke ab. Ohne Unterbrechung erreichten sie das Niveau –2. Als die Tür sich öffnete, war niemand da. Zollanger ließ seine Waffe sinken, steckte sie ein, griff nach den beiden Taschen und ging zu seinem Wagen. Elin folgte ihm. Er warf die Gepäckstücke

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