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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Castagno
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großen Seefahrer bei der Betrachtung der ihre Besitztümer gleichsam umwogenden, meeresgrünen Hügel zur Erkundung der Weltmeere inspiriert wurden.
    Machiavelli, ein geborener chiantigiano, schrieb sein Werk Der Fürst in Sant’Andrea in Percussina, wo man noch heute das Haus besuchen kann, in dem er als Student wohnte und viele Jahre lang arbeitete. Galileo Galilei lebte in Arcetri, besaß aber ein kleines Bauerngut in Grignano, mitten im Chianti-Gebiet. Er rühmte dessen landwirtschaftliche Produkte und war überzeugt, sein eigener Wein stelle alle anderen in den Schatten. In den schwierigen Jahren seines Ausschlusses aus der Kirche suchte er als Gast der Familie Ricasoli Zuflucht in einem Haus namens La Torraccia.
    Ich könnte diese Ehrentafel der Renaissance-Größen fortsetzen, aber alle Künstler und Denker aufzuführen, die hierher kamen, um sich inspirieren zu lassen und zeitlose Meisterwerke zu schaffen, würde mehr Platz beanspruchen, als dieses Buch zulässt.
    In den folgenden Jahrhunderten geriet der Chianti dann erneut mehrmals unter die Soldatenstiefel. Napoleons Truppen zogen durch unsere Felder, die auch Schauplatz der italienischen Unabhängigkeitskriege waren, aus denen ein Lokalheld hervorging: ein Spross der Familie Ricasoli, nämlich der einflussreiche eiserne Baron Bettino.
    Angesichts der Heiterkeit unserer lieblichen Hügel fällt es heute schwer, sich die schrecklichen Tragödien des Ersten Weltkriegs vorzustellen, aus dem tausende aus der Gegend stammende junge Männer nicht mehr zurückkehrten. Schwer vorstellbar sind auch die Zeiten der Angst und des Schreckens unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg sowie die heldenhaften Widerstandskämpfer, die in den nahen Wäldern bis zur Befreiung durch die Alliierten ausharrten, welche auf ihrem Weg Richtung Norden erneut mit ihren zahlreichen Truppen und ihren schweren Kanonen und Panzern durch den Chianti zogen. Zum Gedenken an jene traurigen Jahre steht in jedem Dorf ein Denkmal, in das die Namen der Opfer, Märtyrer und Helden eingemeißelt sind.
    Und heute? Heute sollten wir das Chianti-Gebiet in seiner Urtümlichkeit und seinem kulturellen Reichtum bewundern und schützen. Das scheint erfreulicherweise auch wirklich zu geschehen, nicht dank dem Einsatz der Einwohner des Chianti selbst, sondern wegen der begeisterten Touristen und ehemaligen chiantigiani. Sie haben Wohlstand in die Gegend gebracht und dem Chianti zu einer zweiten Renaissance verholfen. Wie ich immer wieder sehe, werden alte Bauernhäuser liebevoll renoviert. Wilde Bauspekulation ist praktisch unbekannt. Alle unsere kleinen Dörfer konnten ihre Dorfplätze und Straßen wieder instand setzen und so deren Wert und mittelalterlichen Reiz erhalten.
    Heute sind die meisten unserer Bauernhöfe in fremdem Besitz, weil die Ausländer die Vorteile und Möglichkeiten dieser schönen Gegend als Erste erkannt haben. Den ursprünglichen Bewohnern des Chianti mag das ein Dorn im Auge sein. Ich dagegen bin der Meinung, dass alle Chianti-Freunde ein Recht haben, hier zu leben, vorausgesetzt, sie bewahren den Ort und seine Traditionen und tragen zur Aufrechterhaltung unserer geschichtlichen und natürlichen Umwelt bei. Unter diesen Bedingungen erwartet der Chianti auch Sie, sei es für einen Besuch von ein paar Stunden, für ein Wochenende, einen Monat oder gar für den Rest Ihres Lebens. In keinem Fall reicht die Zeit, alle Schönheiten dieser Gegend zu entdecken und zu genießen!

März und der Weinkenner
     
    Im März wehen stürmische Winde und fegen die heruntergefallenen Blätter weg. Danach liegt das Land für kurze Zeit nackt da. Mir kommt dies alles wie ein Reinigungsritual vor dem Ausbruch des Frühlings vor. Die Sonne erinnert sich plötzlich wieder, den Boden zu wärmen, die Schlangen erwachen aus ihrem langen Schlaf. Noch etwas benommen liegen sie auf den Feldern und genießen die wärmenden Strahlen. Wenn man sie so zufrieden und schutzlos vor sich hin dösen sieht, scheinen sogar die giftigen Vipern ungefährlich zu sein.
    Ihren harmlosen Verwandten, die oft bedrohlich groß sind, kann man zuschauen, wie sie sich träge durch das Gebüsch schlängeln mit ihren auffallenden schwarzen und gelben Zeichnungen, die die Tatsache vertuschen, dass sie im Grunde genommen friedliche und sogar liebenswerte Geschöpfe sind.
    Im März tauchen die Eidechsen wieder auf. Zaghaft lassen sich die ersten Frühlingsblumen blicken: Veilchen, Primeln, wilde Narzissen, Waldanemonen und

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