Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
verschwieg ich. Sie gab nicht nach. Zum Glück wurden wir durch die Ankunft ihres Gatten sowie des Gatten meiner ehemaligen Kundin unterbrochen. Sie selbst jedoch fehlte noch immer, und die beiden Männer gerieten sich nach einiger Zeit in die Haare.
»Immer die gleiche Geschichte. Deine Frau lässt auf sich warten!«
»Du wusstest ja schon, wie sie ist, als du einverstanden warst, mitzufahren. Du hättest ja Nein sagen können.«
Sie stritten weiter ohne jede Bemühung, den Ton zu senken, damit ich nicht alles mit anhören musste. Das Ganze wurde immer unangenehmer. Endlich erschien die Organisatorin. An ihren Augenwimpern hingen kleine Klümpchen Mascara, und ihr Lippenstift war leicht verschmiert, als ob sie sich sehr eilig geschminkt hätte.
Mit einer halben Stunde Verspätung bestiegen alle den Minibus. Die beiden Männer saßen nach ihrem Streit steif und stumm da. Die Freundin meiner Kundin blätterte verärgert durch ihre Zeitschrift, wütend über mein mangelndes Entgegenkommen, und meine Kundin selbst entschuldigte sich mehrmals verlegen für ihre Verspätung. Um die Spannung zu mildern, fing ich an, von den Dingen zu sprechen, die auf dem Programm standen. »Ich werden Sie auf eine vollständige Chianti-Rundfahrt begleiten. Wir werden zwei Weinkeller besuchen, einen kleinen, alten und einen modernen und sehr großen. Wir werden ein paar mittelalterliche Dörfer besichtigen und ein berühmtes Schloss. Anschließend werden wir zu Mittag essen in einem typischen Restaurant, das von einer einheimischen Familie geführt wird. Aber zuerst wollen wir eine archäologische Ausgrabung mit Funden aus der Etruskerzeit besuchen.« Dann leierte ich meine Einführung in die Geschichte und Kultur des Chianti-Gebietes herunter. Mirjana unterbrach mich sofort. »Dario, was könnten wir an Stelle der archäologischen Ausgrabung anschauen? Die Etrusker interessieren mich nicht im Geringsten!« Ich war verblüfft. Ich fragte sie, ob sie die Geschichte der Etrusker kenne. Die Antwort war laut, klar und unverschämt. »Nein, ich habe noch nie etwas von ihnen gehört oder gelesen und habe nicht die Absicht, jetzt etwas über sie zu erfahren!« Ich entgegnete, dass ein paar Kenntnisse über das Volk der Etrusker unerlässlich seien, um die Geschichte der Toskana zu verstehen, und dass wir uns, weil die anderen einverstanden zu sein schienen, an unser ursprüngliches Programm halten würden. Ohne auf ihre Antwort zu warten, begann ich, über die Zeit der Etrusker zu reden und zu erklären, weshalb ich sie für so wichtig hielt.
Sie unterbrach mich schon wieder. »Weshalb erzählen Sie uns stattdessen nicht etwas über den Palio?« Es ist so, dass der Palio von Siena – dieses zweimal jährlich auf der Piazza mitten in der Stadt stattfindende Pferderennen ohne Sattel – eine meiner Leidenschaften ist, weshalb ich dieses Thema für den nächsten Tag vorgesehen hatte. Dann wollte ich alles über die Geschichte des Palio-Rennens und den damit verbundenen Prunk erzählen und ihnen dazu ein Video vom Rennen vorführen. Mirjana lachte spöttisch und erklärte in überheblichem Ton: »Bestimmt bin ich nicht bis nach Italien gereist, um eine Videokassette anzuschauen!«
»Gut, keine Kassette«, sagte ich, nur um herauszufinden, ob man sie irgendwie zufrieden stellen konnte. Inzwischen waren wir am Ausgrabungsort angekommen. Als wir aus dem Bus ausstiegen, war es merklich wärmer geworden, sodass die anderen ihre Jacken im Bus ließen. Mirjana aber blieb standhaft in ihr Kostüm gehüllt. Wir spazierten zum Fundort. Ich führte sie durch die Ausgrabungen und erklärte die gemachten Funde und deren Bedeutung. Wir befanden uns noch immer im wichtigsten und beeindruckendsten Grab, als ich mich erkundigte, ob jemand Fragen hatte. Mirjana hatte eine: »Waren Sie schon einmal verheiratet?« Auch ihr Mann wollte etwas wissen: »Wie weit ist es von hier nach Positano?«
Entmutigt sagte ich, dass man im Auto von hier nach Positano etwa sechs Stunden benötige, und nein, verheiratet sei ich noch nie gewesen, und ich hätte auch keinerlei Absicht, wenn alle Frauen so unausstehlich seien – diesen zweiten Gedanken behielt ich allerdings für mich.
Auf dem zypressengesäumten Weg, der uns zum Bus zurückbrachte, erzählten sie mir, sie hätten ein Auto gemietet, um nach Positano zu fahren. Jetzt aber dachten sie, es wäre vielleicht besser, von einem Fahrer dorthin begleitet zu werden. Mir schien das eine gute Idee zu sein. Mit meinem Handy
Weitere Kostenlose Bücher