Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
von wo aus sie den Zug nach Rom nehmen wollten.
Bald nachdem wir Siena verlassen hatten und durch die Mondlandschaft der Crete Richtung Asciano fuhren, tat der Himmel sich auf, und es begann in solchen Strömen zu regnen, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Es goss dermaßen, dass ich nicht mehr als einen Meter weit sehen konnte, und der Lärm der auf das Auto niederprasselnden Tropfen war ohrenbetäubend. Die Felder und Straßen waren in kürzester Zeit vollständig überflutet. Mrs. Mawson saß steif vor Angst auf dem Rücksitz, während Mr. Mawson auf dem Beifahrersitz neben mir beinahe sekündlich die Uhr kontrollierte, bis sein Kopf schließlich wie ein Metronom hin- und herschnellte. Ich versuchte, die beiden zu beruhigen, und sagte, das Gewitter würde sich bestimmt bald verziehen und unsere Pläne würden vom Wetter nicht beeinflusst, weil unser erster Halt in einem Kloster sei. Langsam fuhr ich weiter und plauderte dabei fröhlich, um so zu tun, als sei alles in bester Ordnung, sogar als die Naturstraße unter uns sich in einen Schlammbach verwandelte. Ich stellte mir vor, was geschehen würde, wenn der Minibus ins Schleudern käme und von der Straße rutschte, und wie lange wir zu warten hätten, bis auf dieser einsamen Straße endlich jemand vorbeifahren und uns helfen würde. Als wir unser erstes Ziel vor uns sahen, hatte der Sturm seinen Höhepunkt erreicht. Aber Mr. Mawson, der sichtlich erschüttert war, entweder wegen der Kraft des Sturms oder weil er uns von unserem Fahrplan abgebracht hatte, fragte mich unvermittelt: »Was genau gibt es in diesem Kloster zu sehen?«
»Nun ja«, antwortete ich ziemlich schlapp, »Sie können die wunderschönen Fresken aus dem 15. Jahrhundert bewundern, die so berühmte Künstler wie Luca Signorelli und Antonio Bazzi gemalt haben!«
Er schüttelte den Kopf. »Das genügt. Ich bin es leid, Madonnen anzuschauen. Ich will in Monte Oliveto nicht anhalten.«
Ich erklärte, dass auf keinem der Fresken im Kreuzgang auch nur der Schimmer von einer Madonna zu finden sei und dass, auch wenn er kein Interesse daran habe, es wegen des Regens doch vernünftig wäre anzuhalten, unterzustehen und abzuwarten, bis das Wetter aufklarte. Äußerst ungehalten fragte er mich, was ich für diesen Tag sonst noch mit ihnen vorhätte. Ich sagte, wir wollten einen Weinkeller besuchen und dort auch zu Mittag essen, dann zur Abtei von Sant’ Antimo fahren und den Mönchsgesängen zuhören; anschließend, falls es aufhöre zu regnen, wollten wir durch Montalcino spazieren, bevor wir zum Bahnhof fahren würden.
Er dachte eine Weile nach und kehrte dann unverständlicherweise zu seinem ursprünglichen Entschluss zurück: »Nein, Schluss mit den Madonnen. Mir reicht es!«
Zum ersten Mal während meiner Tätigkeit als Reisebegleiter wusste ich nicht, was ich tun sollte. Der Regen trommelte auf die Windschutzscheibe, mein Kunde weigerte sich, weiter an der Fahrt teilzunehmen, und seine verwirrte und verängstigte Frau auf dem Rücksitz sagte kein einziges Wort. Ich hielt am Straßenrand an und sagte mit fester Stimme: »Sagen Sie mir, was ich tun soll!«
»Ich will sofort nach Rom fahren«, sagte er.
Ich verwies darauf, dass er reservierte Platzkarten für den Zug um fünf Uhr nachmittags habe und dass es jetzt erst zehn Uhr vormittags sei.
»Das ist mir einerlei«, kam es zurück. »Bringen Sie uns zum Bahnhof, damit wir den erstbesten Zug nach Rom nehmen können!«
Seufzend wendete ich den Wagen und fuhr langsam die Straße zurück – wegen der vielen engen Kurven ein schwieriges Unterfangen schon unter günstigen Bedingungen, jetzt aber beinahe unmöglich wegen des fürchterlichen Wetters. Als wir die Talsohle erreicht hatten, sahen wir ein paar vollständig überflutete Dörfchen und viele Fahrzeuge, die anhalten mussten, weil sie bis über die Reifen im Wasser standen. Zum Glück hat mein Minibus Vierrad-Antrieb, und so konnten wir weiterfahren. Sowohl meine Passagiere als auch ich selbst konnten es kaum erwarten, am Bahnhof von Chiusi anzukommen. Obwohl es klar war, dass ich mich auf die Fahrt konzentrieren musste, bestürmte mich Mr. Mawson mit Fragen: »Wie lange dauert es noch? Wann kommen wir an?« Und dabei schaute er immer wieder auf seine Uhr.
Auf dem Platz vor dem Bahnhof stritt ich mit einem Polizisten, der uns nicht erlaubte, vor dem Haupteingang kurz anzuhalten, um das Gepäck auszuladen, und das, obwohl es in Strömen regnete. Als wir endlich das Bahnhofsgebäude
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