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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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und wischte sich die Haare aus der Stirn. Sie hob den Kopf und erwischte noch das schadenfrohe Grinsen in Dawkins' Gesicht. Flannery biss die Zähne zusammen und straffte die Schultern. »Die zweite Tür auf der rechten Seite«, wiederholte sie. »Danke, Mr Dawkins.«
    Sie stand vor der besagten Tür, atmete tief durch und klopfte an. Als die sonore dunkle Stimme des Grafen sie hereinbat, drückte sie die Klinke hinunter, schob die Tür auf und trat ein.
    Ein großes, in warmen Naturtönen eingerichtetes Arbeitszimmer empfing sie. Flannery ging über den hellen Teppich und war sich ihres verwaschenen grünen T-Shirts mit den kurzen Ärmeln und der staubfleckigen, zerrissenen Hose unangenehm bewusst. Der helle Raum strömte eine dezente Note von altem Reichtum und zurückhaltender Eleganz aus, die sie verwirrte.
    Aber noch viel mehr verunsicherte sie der Hausherr, der in entspannter Haltung an seinem Schreibtisch saß und sie ansah. Vor ihm auf dem Tisch lag eine ausgebreitete Tageszeitung, daneben stand eine Tasse, auf einem kleinen Teller lag ein angebissenes Gebäckstück. Wie unangenehm, sie störte ihn bei einem Imbiss.
    »Ms Gardner«, sagte er und wies einladend auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch.
    Flannery dankte und nahm Platz. Der Graf musterte sie mit seinen schönen Katzenaugen, seine Miene war neutral und schwer zu deuten. Er griff nach dem Gebäck und brach ein Stück davon ab, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Was wünschen Sie?«, fragte er. »Ist mein unfähiger Sekretär nicht in der Lage ...«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass Mr Dawkins in ein falsches Licht gerät«, sagte sie heftig. »Er ist großartig. Ich habe es mir nur in den Kopf gesetzt, noch einmal mit Ihnen zu reden, ehe ich meine Arbeit fortführe oder ...« Sie unterbrach sich.
    Der Graf hob eine Braue. Sein dunkles Gesicht bekam dadurch etwas Diabolisches, eine Wirkung, der er sich ganz offensichtlich sehr genau bewusst war. »Oder?«, fragte er mit samtweicher Stimme.
    Flannery ertappte sich dabei, dass sie die Hände fest ineinander klammerte und zwang sich, den Griff zu lösen. Er war ein Kunde ihres Arbeitgebers, kein Richter, dem sie Frage und Antwort stehen musste. »Ich denke nicht, dass es Sinn hat, wenn ich mich gegen Ihren Wunsch hier aufhalte«, erwiderte sie kühl. »Ich werde Ihnen zwangsläufig hier und da über den Weg laufen, immerhin ist das hier ein Haus und kein Kontinent. Und auch, was meine Arbeit angeht: Es kostet viel zu viel Zeit, wenn jede Kleinigkeit erst über Ihren Sekretär laufen muss. Wenn ich nicht gelegentlich einfach bei Ihnen anklopfen kann, um eine Frage zu stellen, wird das hier sehr ineffektiv.«
    Seine Miene war so undurchdringlich wie eine Betonmauer. Er trank aus seiner Tasse, stellte sie mit einem leisen Klirren wieder ab und lehnte sich zurück. »Sie sind jetzt schon lästig, Ms Gardner«, sagte er in einem Ton, der zwischen einer offenen Beleidigung und sarkastischer Provokation changierte. »Ich habe mich bei unserem ersten Zusammentreffen doch deutlich genug ausgedrückt, oder? Soll ich Dawkins holen, damit er Ihnen übersetzt, was ich anordne?«
    Flannery spürte, wie der Zorn ihre Wangen erhitzte. Das verdammte schottische Temperament ihrer Mutter! »Signor Conte«, sagte sie und flehte innerlich um Beherrschung, »ich bin keine lästige Dienstbotin und keine aufdringliche Bittstellerin. Ich bin hier, um in Ihrem Auftrag eine Arbeit auszuführen, für die man Sachkenntnis und Kompetenz benötigt. Wenn Sie darauf bestehen, mich wie eine Idiotin zu behandeln, dann werde ich heute noch meine Koffer packen und abreisen. Ist es das, was Sie wollen?«
    Er lächelte mokant. »Wenn das bedeutet, dass Ihr Arbeitgeber endlich einen adäquaten Experten entsendet - einen Mann! - und mich von Ihrer Gegenwart befreit, wäre ich damit zufrieden.«
    »Signor della Gherardesca«, erwiderte Flannery grimmig, »Bardsley's & Carrington hat Ihnen den Experten geschickt, der für diese Aufgabe qualifiziert ist. Wenn Sie sich erhoffen, dass ein Ersatzmann für mich vom Himmel fällt, wenn Sie nur bockig genug mit den Füßen aufstampfen, muss ich Ihnen diesen Kinderglauben leider zerstören.«
    Sie erwartete, dass er zornig werden würde, aber er schien den Disput zu genießen. Mit Augen, aus denen die pure Streitlust leuchtete, beugte er sich vor und erwiderte: »Sie sind also das beste Pferd im Stall der angesehenen Firma Bardsley's & Carrington mit ihrer langen Tradition und

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