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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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SMS kontaktieren. Wenn mein Anliegen kurz zu formulieren ist, heißt das.«
    Er gab ein Geräusch von sich, das zwischen Schnauben, Husten und Lachen lag. »Ich ahne Fürchterliches«, verkündete er seiner Kaffeetasse. »Sie wird mich alle fünf Minuten anrufen und mir ihr Leid klagen, oder mir ihre Familiengeschichte aufdrängen. Sie wird von ihrem letzten Urlaub erzählen und über die netten und ungeheuer originellen Angewohnheiten ihrer längst verstorbenen Urgroßmutter referieren. Sie wird meine Zeit stehlen und mein Nervenkostüm strapazieren. Ihr Götter, was habe ich verbrochen?« Er beugte sich vor und schrieb mit einer schwungvollen, großzügigen Handschrift eine Telefonnummer auf einen Zettel.
    »Hier, bitte, Ms Quälgeist«, sagte er und reichte ihr die Nummer. »Meine Mobilnummer, falls ich unterwegs sein sollte. Wenn Sie mich im Haus erreichen wollen, dann müssen Sie Dawkins anrufen. Er verbindet Sie dann mit mir.« Er hob die Hand, um ihre Replik zu verhindern. »Ich gebe ihm die Anweisung, dass er Sie jederzeit und unverzüglich durchzustellen hat!« Seine Zähne blitzten weiß aus dem gebräunten Gesicht. »Strapazieren Sie es nicht, Gardner. Dieses Privileg besitzt außer Ihnen nur mein Börsenmakler.«
    Sie nickte und steckte den Zettel ein. »Danke«, sagte sie und fühlte sich auf merkwürdige Art entwaffnet. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Signor della Gherardesca.«
    »Das ist es«, erwiderte er mit einem Raubtierlächeln, das wenig Lachen und keinerlei Freundlichkeit enthielt. »Wenn ich dann darum bitten dürfte, mein Arbeitszimmer wieder für mich alleine zu haben ...«
    Flannery drehte sich wortlos auf dem Absatz herum und floh durch die Tür.

5
    Nach dem Intermezzo im Arbeitszimmer verspürte Flannery das Bedürfnis, entweder einen Brandy zu trinken oder sich auszutoben. Da es noch nicht spät genug am Nachmittag war, fiel der Brandy als Option aus, also ging sie auf ihr Zimmer, zog sich um und packte ihr Buch und ein Handtuch. Schwimmen, danach etwas lesen und schlafen, dann wieder frisch an die Arbeit - das klang perfekt.
    Dawkins hatte ihr erklärt, wie sie die private Badebucht finden würde, die zum Anwesen gehörte. Sie ging durch den Park, überquerte die kleine Straße (mehr ein Schotterweg), die zwischen dem Haus und der Küste verlief, und kletterte dann die grob in den Felsen gehauenen Stufen hinunter. Unten angekommen wurde sie mit einer nach allen Landseiten abgeschlossenen, winzigen Bucht belohnt, deren Sandstrand fein und weiß war. Die Ruhe war himmlisch. Sie hörte nichts außer dem sanften Rauschen der Wellen und dem Geräusch des Windes in den Zweigen der Pinien.
    Flannery suchte sich einen Platz im Schatten eines Baumes und genoss es für ein paar Minuten, die Augen zu schließen und nur zu hören und zu riechen. Der würzige Duft der trockenen Piniennadeln, auf denen sie lag, aromatisierte die salzige, warme Luft, die nach Meer und ein wenig nach Tang roch.
    Es war warm. Flannery setzte sich auf, streifte das Kleid ab und lief zum Wasser. Kurz darauf schwamm sie mit kräftigen Zügen ins Meer hinaus. Das Wasser war erfrischend kühl und die Bewegung trieb den dumpfen Druck aus ihrem Kopf, der sich nach dem Zusammenstoß mit dem arroganten Conte zwischen ihren Schläfen eingenistet hatte.
    Ehe sie müde wurde, drehte sie um und trat einen Moment Wasser. Das Land war erschreckend weit entfernt, sie hatte sich vollkommen verschätzt. Wahrscheinlich gab es eine Strömung, die sie mitgezogen hatte. Aber Flannery war eine geübte und gute Schwimmerin, deshalb geriet sie nicht in Panik. Sie schwamm mit ruhigen, kraftsparenden Stößen langsam zu der Öffnung der kleinen Bucht zurück. Glücklicherweise konnte sie sich an dem Palazzo orientieren, der hinter den Baumkronen oben auf der Klippe noch gerade eben zu erkennen war. Die Strömung zog an ihr wie ein unsichtbares Netz, das versuchte, sie vom Ufer wegzuzerren, und ihr begann die Luft knapp zu werden. Sie kämpfte gegen die aufsteigende Angst und die Erschöpfung an. Ihre Arme und Beine wurden schwer und sie musste beißen, um die letzten Meter zu schaffen, ohne dabei zu viel Wasser zu schlucken.
    Als sie endlich das Land erreichte, zitterten ihre Beine, ihre Muskeln schmerzten und ihre Arme fühlten sich bleischwer an. Sie schimpfte mit sich, während sie sich abtrocknete. Wie konnte man so unvorsichtig sein! Sie kannte das Meer an dieser Stelle nicht und hätte sich genauer informieren müssen oder wenigstens

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