Toskanische Verführung (German Edition)
bei ihrem ersten Ausflug ins Wasser besser aufpassen. Auf diese Art waren auch schon geübte Schwimmer an den Rand ihrer Kräfte und darüber hinaus getrieben worden und ertrunken.
Sie legte sich in den Schatten, obwohl der Sonnenfleck auf der anderen Seite der Bucht lockte. Aber was ihr jetzt noch fehlte, war ein kräftiger Sonnenbrand, den sie bei ihrer hellen Haut sehr schnell bekommen würde. Erschöpft schloss sie die Augen und glitt in einen halbwachen, halb schlafenden Zustand. Immer wieder sah sie das Gesicht des Grafen, sein Lächeln, das so kalt war wie ein Nordlicht, seine Bewegungen, die Kraft und gebändigten Zorn ausstrahlten ... Warum war er so zornig? Was machte die Linien seines Gesichtes so hart, seinen Kiefer so starr? Was war es, das sein Gemüt verdüsterte und ihn abweisend, schroff, zynisch machte? Seine Haushälterin hatte so freundlich über ihn gesprochen ...
Flannery schlief mit diesen Gedanken ein.
Eine Berührung weckte sie jäh. Jemand beugte sich über sie, legte seine Hände um ihre Taille und zog sie recht unsanft in die Höhe. Sie blinzelte, noch halb im Schlaf, und registrierte, dass in der kleinen Bucht ein Motorboot dümpelte und dass der Mensch, der sie da so rüpelhaft geweckt hatte und jetzt mit erstaunlichem Temperament an seine Brust drückte, Conte della Gherardesca war. Bis zu den Hüften nass, mit einem Gesicht, in dem die Emotionen Tango tanzten und einem flammenden Blick.
»Was ist ...«, begann sie und drückte die Hände gegen seine Brust, aber er fegte ihren halbherzigen Widerstand beiseite und zog sie noch enger an sich. Ehe ihr traumbefangener Verstand begriff, was mit ihr geschah, fühlte sie seine Lippen heftig und weich zugleich auf ihrem Mund.
Ich träume , dachte sie und ergab sich der Umarmung und dem Kuss. Was für ein verrückter Traum - aber hübsch ...
Der Kuss war intensiv und betörend. Flannery erwiderte ihn mit einer Leidenschaft, die sie selbst überraschte. Sie hatte sich in den letzten Monaten so sehr daran gewöhnt, die Wünsche ihres Körpers zu ignorieren und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, dass sie ganz vergessen hatte, wie es sich anfühlte, geküsst zu werden, zu küssen, all die kleinen Reaktionen des Körpers und der Seele darauf zu erspüren. Ihr Rückgrat kribbelte und wie zur Antwort glitt nun seine Hand an ihrem Rücken hinab und über ihren Po. Sie hob die Arme und legte sie um seinen Hals, fuhr mit den Händen in sein Haar, das weich war und ein wenig feucht vom Salzwasser. Er roch aufregend gut, nach Motoröl und Sonne, einem dezenten Deodorant, Salz und Kaffee. Urlaubsgeruch. Plätscherndes Wasser, weicher Sand unter den Füßen, eine warme Brise, ein muskulöser Männerkörper, der sich an sie presste und dessen Erregung sich nicht verkennen ließ. Flannery seufzte und drängte sich gegen ihn.
Er ließ sie abrupt los und begann sie anzuschreien. »Was haben Sie sich dabei gedacht, so weit hinauszuschwimmen? Hat Dawkins Sie nicht vor der Strömung gewarnt oder wollten Sie unbedingt Selbstmord begehen?« Er schüttelte sie wie eine Puppe und sein Gesicht war blass unter der Sonnenbräune – ob es Wut war oder etwas anderes, konnte Flannery nicht erkennen. Sie schnappte geschockt nach Luft, wollte etwas entgegnen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen: »Wenn Dawkins Sie nicht gesehen hätte, hätte niemand etwas bemerkt! Sie hätten ertrinken können, ist Ihnen das eigentlich klar? Denken Sie überhaupt nicht nach? Ich habe beinahe einen Herzinfarkt bekommen!«
Flannery war sprachlos. So aufgebracht, so erregt schien er ein vollkommen anderer Mensch zu sein. Wo war die kühle, arrogante Fassade geblieben? Seine Finger krallten sich in ihre Arme, es tat weh. Sie begann sich gegen seinen Griff zu wehren, aber er ließ sich nicht abschütteln. »Ich habe geglaubt, Sie wären ertrunken, als ich Sie im Wasser nicht mehr gesehen habe. Und dann haben Sie dagelegen wie eine Tote ... machen Sie so etwas nie wieder! Ich hätte große Lust, Sie übers Knie zu legen und Ihnen eine ordentliche Tracht Prügel zu geben, weil Sie so dumm und unverantwortlich ...«
Jetzt riss Flannery die Geduld. Sie machte sich heftig von ihm los und schrie: »Ich bin kein Kind, das man gängeln und beaufsichtigen muss! Ich bin eine geübte Schwimmerin und kann meine Kräfte einschätzen. Niemand hat mich vor irgendeiner Strömung gewarnt, aber ich bin keinen Moment lang in Gefahr gewesen. Wie Sie sehen können, bin ich hierher
Weitere Kostenlose Bücher