Toskanische Verführung (German Edition)
bleiben Sie sitzen, ich wollte ja nur, ich will ja nicht, es ist nur, weil ...«, ihre Blicke irrten zum Haus und fixierten Flannery dann wieder mit einem beinahe flehenden Ausdruck. »Ms Gardner, das ist doch richtig?« Sie wartete das Nicken ab und näherte sich dann so dicht, dass ihr blumiges Parfum in Flannerys Nase stieg. »Sie sind mit Alessandro ... mit Conte della Gherardesca gekommen«, sagte sie atemlos. »Ich habe hören können, nicht dass ich gelauscht hätte, das tue ich nie, aber sie haben so laut gesprochen und ich habe neben ihnen gesessen, ganz deutlich, aber sie haben mich übersehen, das tun sie immer ...«
»Signora«, sagte Flannery besänftigend, »ganz ruhig. Ich laufe Ihnen doch nicht weg und ich beiße nur selten. Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?« Sie klopfte neben sich auf die Mauer.
Die magere kleine Frau reagierte so erschreckt, als hätte Flannery ihr vorgeschlagen, jetzt sofort eine Runde schwimmen zu gehen. »Nein, ich ...«, stammelte sie, »sehr freundlich, aber ich möchte doch lieber ... du meine Güte, ich habe mich Ihnen gar nicht vorgestellt, wie ungezogen von mir!« Sie starrte Flannery großäugig an und verstummte.
»Ja?«, sagte Flannery ermunternd.
Die kleine Frau wurde rot. »Jeanette de Marcon«, sagte sie. »Ich bin Alines Schwester.« Sie krampfte die Hände um den ohnehin malträtierten Samtbeutel. »Sie bringt Sie um!«
Der spitze Ausruf verklang in der Stille der Nacht. Flannery verbarg ein Lächeln hinter ihrer Hand mit der Zigarette. »So«, sagte sie betont nüchtern. »Hat sie das vor? Warum?«
Jeanette de Marcon lächelte erleichtert. Anscheinend hatte sie erwartet, dass Flannery wütend werden würde. »Sie ist doch mit Alessandro ... hm ... die beiden sind doch, also ...« Sie warf Flannery einen hilfesuchenden Blick zu.
Flannery nickte resigniert. Sie hatte die Worte der Marchesa noch im Ohr. »Ich verstehe«, sagte sie. Und das war sicherlich auch die Erklärung dafür, warum Alessandro sie in dieses Kleid gesteckt und hierher geschleift hatte. Was für eine unfeine Art, mit seiner Geliebten Schluss zu machen. »Was schlagen Sie vor?«, fragte sie Jeanette.
Die prallte regelrecht zurück. »Ich?«, fragte sie. »Sie fragen mich ... ich weiß es doch nicht! Ich habe noch nie einer Frau den Freund ausgespannt. Ich weiß nicht, was man da macht!«
Flannery streckte beruhigend die Hand aus. »Nein, ich meinte - Sie kennen Ihre Schwester. Ich nicht. Was raten Sie mir, wie soll ich sie besänftigen? Sollte ich zu ihr hingehen und mit ihr reden?«
»Nein!« Jeanette schrie beinahe. »Nein, nein, um Himmels Willen«, setzte sie flüsternd hinzu. »Wenn sie wütend ist, dann nützt es gar nichts, mit ihr zu reden. Und sie ist sehr wütend! Gehen Sie ihr aus dem Weg, Ms Gardner. Oder verlassen Sie das Fest. Das wäre sicherlich das Beste!« Sie nickte mehrmals und begann sich rückwärts zu entfernen. »Das wäre das Beste«, wiederholte sie. »Danke, dass Sie mir zugehört - oh!«
Flannery zuckte zusammen. Alessandro stand wie aus dem Boden gewachsen hinter der kleinen Frau und hielt sie fest, damit sie nicht gegen ihn prallte. »Jeanette«, sagte er mild tadelnd. »Warum achtest du nie darauf, wo du hingehst?«
Sie quietschte schrill und machte sich los. »Nein, nein«, sagte sie. »Nein, ich ... es tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen, Alessandro. Es war mir ein Vergnügen, Ms Gardner. Danke. Ich bitte um Verzeihung.«
Sie lief mit schnellen Trippelschritten davon. Flannery schüttelte den Kopf und zündete sich eine zweite Zigarette an. »Komische Freundinnen hast du«, sagte sie mokant.
Er ließ sich neben ihr auf dem Mäuerchen nieder, nahm ihr die Zigarette aus der Hand und zog daran, ehe er sie ihr zwischen die Lippen steckte. »Seit wann sind wir per Du, Gardner?«
Sie stieß einen dünnen Rauchfaden aus. »Seit ich begriffen habe, dass du mich als Scheidungsgrund benutzt, mein lieber Alessandro.«
Er nahm ihr ein zweites Mal die Zigarette ab, aber diesmal nicht, um zu rauchen.
Seine Lippen waren sanft, seine Zunge strich leicht über ihre Lippen. Flannery überließ sich dem Zauber des Augenblicks. Ferne Musik, die weiche Nachtluft, seine Berührung, die fest und zärtlich zugleich war, der Druck seiner Hand, der Geschmack von Tabak auf seinen Lippen ... sie bemerkte kaum, dass sie ihren Mund öffnete und seiner Zunge mit ihrer entgegenkam. Ihre Zungenspitzen schmeckten sich, betasteten sich, umspielten einander, seine Zunge
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