Toskanische Verführung (German Edition)
so lange Sie die Spielregeln beachten.« Sie zuckte fatalistisch die Achseln und lehnte sich zurück, ohne dabei ihre straffe Haltung zu verlieren. »Was Sie dort draußen gerade haben miterleben müssen, war das Beispiel dafür, wie es nicht funktioniert. Aline ist ein wenig zu dumm für solch ein Arrangement. Sie hat geglaubt, dass sie Alessandro am Zügel herumführen kann, aber das lässt er sich nicht gefallen.« Sie nahm mit unruhiger Hand einen Aschenbecher vom Tisch, inspizierte ihn und stellte ihn mit einem leisen Knall wieder ab.
Flannery regte sich unbehaglich. Die Situation war ihr überaus peinlich, aber sie wusste nicht, was sie daran ändern konnte, ohne Alessandros Täuschungsmanöver aufzudecken. Also nickte sie und schwieg.
»Sie, meine Liebe, sind nicht dumm, das kann ich sehen«, fuhr die Marchesa fort. »Deshalb wage ich es auch, Ihnen einen Rat zu geben. Sollten Sie es darauf angelegt haben, Sandro in eine Ehe locken zu wollen, werden Sie sich die Zähne an ihm ausbeißen. Sie wären nicht die erste, die daran scheitert. In ihrem eigenen Interesse, lassen Sie es.«
Flannery wollte etwas Scharfes darauf erwidern, aber die Marchesa schnitt ihr das Wort ab: »Ich bin noch nicht fertig. Denn da ist noch die dritte Möglichkeit, von der ich hoffe, dass sie nicht zutrifft - und wenn doch, dann täte es mir von Herzen leid für Sie.«
Sie fuhr sich wieder über die makellos sitzende Frisur. Ihre Hände waren ruhig, ihre Stimme gelassen. »Sollten Sie das Pech haben, wirklich in Sandro verliebt zu sein, dann kann ich Ihnen nur diesen wohlgemeinten Rat geben: Reisen Sie ab. Vergessen Sie ihn. Tun Sie sich und ihm den Gefallen, mein Kind.«
Flannery schnappte nach Luft. Einen Moment lang fehlten ihr die Worte. Diese Frau behauptete, eine Freundin des Grafen zu sein? Sprach so eine Freundin?
»Ich gebe Ihnen recht, Marchesa Falciai«, sagte sie, um Gelassenheit bemüht. »Sie mischen sich in unverzeihlicher Art und Weise in Dinge ein, die Sie nichts angehen. Ich möchte uns beiden einen weiteren peinlichen Auftritt ersparen und verabschiede mich ...«, sie wollte bei diesen Worten aufstehen, aber Gloria Falciai sprang auf und griff mit erstaunlicher Kraft nach ihrem Handgelenk. Flannery hatte keine Lust, sich mit ihrer Gastgeberin einen Ringkampf zu liefern, deshalb blieb sie ruhig stehen und sah Gloria ins Gesicht. Die Marchesa war offensichtlich erregt, aber sie hatte Stimme und Atmung immer noch eisern unter Kontrolle.
»Ms Gardner«, sagte sie mit einer Kälte in der Stimme, die die Temperatur im Raum spürbar senkte, »ich sehe meine Befürchtungen bestätigt. Gehen Sie also und tun Sie, was Sie für richtig halten. Aber merken Sie sich dies: Wenn Sie Sandro verletzen, dann werde ich Sie persönlich dafür zur Rechenschaft ziehen! Ich warne Sie: Ich bin eine gefährliche Feindin.« Sie ließ Flannery so plötzlich los, dass diese das Gleichgewicht verlor, und wandte sich ab. »Sie finden sicher allein hinaus«, sagte die Marchesa ruhig.
17
Flannery fand sich in der Eingangshalle wieder. Ihre Knie zitterten und sie ließ sich auf einen vergoldeten Polsterstuhl sinken. Wahrscheinlich war er eine unbezahlbare Antiquität, ein Ausstellungsstück, und nicht als profanes Sitzmöbel gedacht, aber in diesem Moment war ihr das gleichgültig. Was war das gerade gewesen? Hatte diese feine Lady ihr wahrhaftig gedroht? Waren denn alle hier komplett wahnsinnig?
Sie blickte auf, als Stimmen und Schritte sich näherten. Der Marchese und Alessandro, gefolgt von einer Gruppe von Menschen, die allesamt laut durcheinanderredeten, lachten, gestikulierten. Nur Alessandro schaute grimmig drein und schwieg. Flannery erhob sich und sah jetzt erst, dass auch Aline und ihre verhuschte Schwester im Kielwasser der beiden Männer durch die Halle auf sie zukamen.
Alessandro sah sie und nickte, ohne dass sein Gesicht sich zu einem Lächeln aufhellte. Mit finsterer Miene steuerte er auf Flannery zu und sagte knapp: »Wir gehen.«
Flannery blieb stocksteif stehen und sah den Marchese fragend an. Der lächelte etwas gezwungen und hob die Schultern um einige Millimeter. »Alessandro hat sich geärgert«, sagte er beinahe entschuldigend. »Ich bin kein Diplomat. Es ist mir wohl nicht gelungen, die Wogen zu glätten.«
»Ja, lauf nur weg«, schrillte Aline dazwischen. An ihrem Arm hing ihre Schwester, die flüsternd versuchte, sie zu beruhigen. »Du verdammter Feigling.« Sie holte aus, um ihn zu ohrfeigen, aber eine
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