Toskanische Verführung (German Edition)
stellte sich ihnen in den Weg. Sie drängte Flannery geschickt beiseite und lächelte Alessandro schmelzend an. »Sandro«, sagte sie mit leisem Vorwurf, »ich wusste nicht, dass du auch kommst. Warum hast du mich nicht angerufen?« Sie hängte sich bei ihm ein. »Ich bin Strohwitwe, das ist so ein trauriger Zustand.«
Alessandro sah auf sie hinunter und sein Blick war kalt wie blanker Stahl. »Hör mit dem Theater auf, Aline«, sagte er leise. »Das ist unter deiner Würde. Geh zu deinen Freunden zurück.«
Ihr Lächeln verlor nichts von seinem Glanz. »Du bist böse«, gurrte sie. »Aber ich liebe es, wenn du so streng mit mir sprichst.«
Flannery beobachtete fasziniert, wie Aline ihre Lippen befeuchtete und unter verhangenen Lidern zu Alessandro aufsah. Ihr Getue schien nicht spurlos an ihm abzugleiten, er räusperte sich und machte einen Schritt zurück. Sein Blick flackerte zu Flannery, die ihn mit einem schmalen Lächeln erwiderte.
Alessandro wischte Alines Hand von seinem Ärmel. »Bitte, Aline - um deiner Gastgeber Willen: Mach mir keine Szene!«
»Ah, aber du liebst es doch, wenn deine Geliebte sich in Szene setzt«, sie hob ihre Stimme. »Oder sollte ich sagen: Die Geliebte, der du gerade den Laufpass gegeben hast? Die du abgelegt hast wie einen alten Handschuh? Weggeschickt wie einen lästigen kleinen Köter?« Sie sah Flannery an. »Ist das da etwa meine Nachfolgerin?«
Alessandro packte mit festem Griff ihr Handgelenk. »Du wirst hier nicht herumschreien«, sagte er scharf. »Benimm dich. Bist du betrunken?«
Seine Finger gruben sich in den Arm der Frau, die den Schmerz gar nicht zu spüren schien, den dieser grobe Griff ihr zufügen musste. Ihre Wangen hatten sich gerötet, sie atmete heftig.
Flannery hatte genug von der Szene. Alle Augen im Raum waren auf sie gerichtet, die Gespräche verstummt. Sie fühlte sich ausgeliefert wie auf einer Bühne. Sie drehte sich um und lief zur Tür.
»Gardner!«, hörte sie seine Stimme hinter sich herrufen, als sie das große Zimmer durchquerte und sich in die Halle flüchtete. Dort blieb sie stehen und beruhigte ihren Atem. Sie konnte ja schlecht nach Hause laufen, also musste sie sich ein Taxi rufen lassen.
»Ms Gardner?«, sprach sie eine Frauenstimme an. Flannery fuhr herum, aber es war nicht Aline, die ihr gefolgt war, sondern die Hausherrin, die sie mit einem Gesichtsausdruck musterte, der zwischen Mitleid und Sorge changierte. »Mein Mann kümmert sich um Aline und Sandro«, sagte sie und öffnete mit einer einladenden Handbewegung eine Tür, die anscheinend in den privaten Teil des Hauses führte. »Darf ich kurz mit Ihnen sprechen?«
Flannery erwiderte: »Nein, ich ...«, dann zuckte sie ergeben die Achseln und folgte der Marchesa durch die Tür.
***
Der kleine Salon, in dem sie sich wiederfand, war geschmackvoll und sehr behaglich eingerichtet. Ihre Gastgeberin lenkte sie zu einer Sitzgruppe in der Nähe des Fensters und bat sie, Platz zu nehmen. »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte die Marchesa und setzte sich, als Flannery ablehnte, ihr gegenüber in einen zierlichen Sessel. Sie strich ihren Rock glatt und faltete die Hände im Schoß. Flannery bemerkte verblüfft, dass die ältere Frau nervös war.
»Liebe Ms Gardner«, sagte Gloria Falciai und sah Flannery beschwörend an, »es gehört nicht zu meinen Angewohnheiten, mich in das Privatleben meiner Bekannten zu mischen. Aber in Ihrem Fall - oder besser gesagt: in Alessandros Fall - fühle ich mich gezwungen, eine Ausnahme zu machen. Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Indiskretion.«
Flannery nickte befremdet. Die Marchesa wartete, ob sie etwas erwidern wollte, strich sich dann mit einer fahrigen Geste über das Haar und fuhr fort: »Sie kennen Alessandro gut, nehme ich an?«
Flannery wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie schüttelte den Kopf und sagte ausweichend: »Gut wäre übertrieben. Wir kennen uns noch nicht sehr lange.«
Die ältere Frau nickte, als hätte sie etwas bestätigt bekommen, was sie sich ohnehin gedacht hatte. Sie beugte sich ein wenig vor und fasste Flannery mit strengem Blick ins Auge. »Meine Liebe«, sagte sie leise und eindringlich: »Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben und Sie warnen. Hören Sie mir bitte ohne Vorbehalte zu, denn ich meine es gut mit Ihnen. Falls Sie mit Sandro nur eine nette, unverbindliche Affäre im Sinn haben, dann wünsche ich Ihnen alles Gute. Haben Sie Spaß. Hängen Sie sich nicht an ihn. Sie werden es nicht bereuen,
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