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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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das schöne Frühstück und die überaus charmante Unterhaltung« und ging davon, ohne seinen Ruf: »Gardner! Hiergeblieben!« Beachtung zu schenken. Sie kochte vor Wut. Dieser verdammte Psychopath hatte es wieder geschafft, sie einzulullen und dann vorzuführen. Es reichte. Es reichte! Egal, was Kendal Bardsley sagte, womit er sie beschwor oder moralisch unter Druck zu setzen versuchte - das Maß war voll!
    Hinter ihr fiel etwas klirrend um, dann hörte sie, wie Alessandro hinter ihr herstapfte. Sie beschleunigte ihre Schritte, aber er holte sie ein, packte ihre Arme und zwang sie, stehen zu bleiben. Sie biss die Zähne zusammen, wand sich in seinem Klammergriff und wandte das Gesicht ab, aber er ließ sich nicht abschütteln. »Gardner, Sie bringen mich zur Verzweiflung«, sagte er in diesem wütenden Kommandoton, den sie so zu hassen gelernt hatte. »Nun stellen Sie sich doch nicht so an. Ich habe es nicht so gemeint, ich wollte nicht ...«
    »Signor della Gherardesca«, unterbrach sie ihn kalt, »ich habe verstanden. Es ist nicht nötig, dass Sie sich bei mir entschuldigen, ich bin Ihre herrische und unfreundliche Art ja inzwischen gewöhnt. Aber ich möchte nun wirklich an meine Arbeit zurückkehren, damit ich Sie so schnell wie möglich von meiner Gegenwart befreien kann. Und mich von der Ihren!« Sie funkelte ihn zornig an.
    Er erwiderte ihren Blick nicht minder wütend. »Sie sind dickköpfig und empfindlich«, warf er ihr vor. »Wenn Sie mir nur einmal richtig zuhören würden ...«
    »Ich höre zu!«, fauchte Flannery. »Ganz im Gegensatz zu Ihnen. Sie taugen nicht für menschliche Gesellschaft, Signor Conte. Kaufen Sie sich einen Hund, den können Sie ungestraft so behandeln - mich nicht!«
    Sie riss sich aus seinem erschlaffenden Griff los. Er hob die Hände zum Himmel, stieß einen Fluch aus und stapfte davon.
    Flannery schäumte vor Wut. Sie stürmte in die Bibliothek, riss ihre Unterlagen aus der Schublade und knallte sie auf den Tisch, dann stapelte sie Bücher um sich herum auf wie einen Schutzwall und vertrieb jeden Gedanken an Alessandro della Gherardesca aus ihrem Kopf. Von ihr aus konnte er in der Hölle verrotten!
    Es gelang ihr tatsächlich, sich in ihre Arbeit zu vertiefen und alles andere darüber zu vergessen. Ein Fundstück unter einem Berg obskurer viktorianischer Schauerliteratur fesselte ihre Aufmerksamkeit so sehr, dass sie regelrecht zusammenfuhr, als plötzlich wie aus dem Boden gewachsen der Sekretär Dawkins neben ihr stand. Er wich zurück, weil sie mit einem Schreckenslaut auffuhr und »warum schleichen Sie sich so an?!« schimpfte, und sagte in mild vorwurfsvollen Ton: »Ich habe geklopft, laut Ihren Namen gesagt und bin nicht gerade leise durch den Raum gegangen. Sie waren vollkommen weggetreten, Gardner.« Er kam wieder näher und stellte ihr einen Teller mit belegten Broten und Antipasti auf den Tisch. »Mit einem schönen Gruß von Maddalena. Sie haben zwei Mahlzeiten versäumt und müssten eigentlich verhungert unter dem Tisch liegen, sagt sie.«
    Flannery rieb sich über die Augen und sah auf die Uhr. »Was? Schon so spät?« Sie hatte sich wirklich einen ganzen Tag nicht von der Stelle gerührt - ein Blick zum nächsten Fenster bestätigte, dass es draußen dunkel geworden war. Sie hatte Durst. Nichts getrunken, nichts gegessen - Hunger hatte sie auch. Flannery nahm eins der Brote und biss hinein. »Meine Güte«, sagte sie mit vollem Mund. »Ich habe vollkommen vergessen, dass der Mensch auch mal essen muss.«
    Dawkins grinste und zauberte eine Flasche Wein aus der Jackentasche. Flannery nickte heftig und deutete auf ihr Wasserglas, das staubtrocken auf einem Bücherstapel balancierte.
    Sie teilten sich das Glas und Dawkins 'borgte' sich, wie er sagte, ein paar Oliven und ein Stück Parmesan von ihrem Teller. Er betrachtete das Buch, das Flannery vorsorglich aus einer möglichen Rotweinunfallzone gerettet und auf die Kante des Regals gelegt hatte. »Ist das was wert?«
    »Möglicherweise«, erwiderte Flannery. »Wilkie Collins ist keiner der ganz Großen, aber einen Sammler könnte diese Erstausgabe schon interessieren.«
    Dawkins nickte und verlor das Interesse an dem Schmöker. Er sah sich um und spuckte Olivenkerne in seine Hand. »Haben Sie hier überhaupt schon was richtig Wertvolles gefunden?«
    Sein Ton war beiläufig - ein bisschen zu beiläufig, fand Flannery. Sie sah ihn fragend an. »Nein«, sagte sie. »Warum fragen Sie?«
    »Nur so«, murmelte der Sekretär.

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