Toskanische Verführung (German Edition)
hörte sie aus Phils Worten deutlich heraus. »Das ist lieb von dir«, sagte sie weich. »Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich denke, du wirst Freude an der Sammlung haben.« Sie warf Alessandro einen Blick zu, dessen Miene sich mit jedem ihrer Worte ein wenig mehr verfinstert hatte. »Phil, ich freue mich auf dich«, sagte sie und verabschiedete sich dann von ihm. Sie beendete das Gespräch und legte das Telefon auf den Tisch.
Alessandro räusperte sich. »Nun«, sagte er und trommelte mit den Fingern die Sessellehne. »Sie scheinen Ihren Kunden ja doch ein wenig näher zu kennen.«
»Hm«, machte Flannery unverbindlich und wich seinem Blick aus. Sie hätte ihm am liebsten ins Gesicht gelacht, ihn ausgelacht, aber sie verkniff sich diesen Impuls. Ihre Arbeit war noch nicht beendet. »Ich gehe dann und mache die vorläufige Auflistung fertig«, sagte sie in neutralem Ton.
»Bleiben Sie sitzen!«, befahl der Graf. Er drehte seinen Stuhl, so dass er Flannery sein Profil zuwandte. Sein Blick ging in die Ferne. »Sie erwarten wahrscheinlich eine Entschuldigung von mir«, sagte er.
»Ich erwarte gar nichts«, erwiderte Flannery, mit einem Mal unendlich müde. »Bitte, Signor della Gherardesca. Belassen wir es einfach dabei. Ich beende meine Arbeit, ich werde Phil empfehlen, die Sammlung zu kaufen, dann werde ich nach Hause zurückkehren und wir werden uns nie wieder sehen. Das ist doch gut so.«
Er fuhr herum, und Flannery zuckte zurück. Seine Hand schoss über den Tisch, packte ihr Handgelenk. Es tat weh. »Gardner, Sie sind eine eiskalte kleine Verführerin«, sagte er leise, und seine Stimme zitterte vor unterdrücktem Grimm - oder war es eine andere Gemütsregung, die er da mühsam im Zaume hielt? »Wenn Sie es darauf angelegt haben, mich vollkommen verrückt zu machen mit ihrem Schlafzimmerblick, ihrem Mund, ihren Bewegungen, ihren gottverdammt sarkastischen Bemerkungen ...«
Flannery riss sich los. »Ich habe es auf gar nichts angelegt«, erwiderte sie scharf. »Sie sind derjenige, der Dinge in mein Tun hineinliest, die dort nicht angelegt sind. Ich ...«
»Sie haben mich angemacht und geküsst, mich in Fahrt gebracht und dann wieder abblitzen lassen«, fuhr er sie an. »Da ist nicht viel hineinzulesen. Schon jetzt, wie Sie mich wieder ansehen!« Er deutete anklagend auf ihre Nase. »Für so einen Blick braucht man einen Waffenschein!«
Flannery sank in ihren Sessel zurück und begann zu lachen. »Sie sind vollkommen irre«, sagte sie.
Er wollte wütend auffahren, aber dann erlebte Flannery wieder einen dieser unheimlichen Umschwünge seiner Stimmung. Der düstere Schatten hob sich, sein Gesicht glättete sich, die Augen wurden lebendig und warm, seine Lippen kräuselten sich - er begann zu lachen und Flannery lachte mit ihm. In diesem Moment war die Anziehung zwischen ihnen so stark, dass es nur eines winzigen Impulses gebraucht hätte und sie wäre in seine Arme gesunken. Sie sahen sich an und ihr Lachen erstarb.
»Gardner ...«, sagte er leise und dann nichts mehr.
»Nein«, erwiderte sie ebenso leise und ein wenig bedauernd. »Nein, Signor della Gherardesca. Es hat keinen Sinn. Ich bin nicht der Typ, der dieses Wechselbad genießt. Sie machen mir Angst. Sie reizen mich zur Weißglut. Das funktioniert nicht.«
Er senkte den Blick als erster. Seine resignierte Handbewegung entließ sie.
Flannery rettete sich vor die Tür und atmete tief durch. »Wie bedauerlich«, sagte sie leise. »Wie ganz und gar schade das doch ist.«
22
Wie immer lag die Rettung zwischen all den alten Büchern. Es war immer so friedlich, so still in der Bibliothek. Der kleine Lichtkreis um ihren Tisch war ihre Insel, auf der sie niemand stören oder aufregen konnte. Sie betrachtete die dunkelrote Rose, die samtig glühend im Licht stand, und seufzte.
Eine ganze Weile saß sie am Schreibtisch und dachte nach, während sie blicklos in die Dunkelheit sah. Phil hatte sich für den übernächsten Tag angekündigt. Sie war sich inzwischen halbwegs sicher, dass dieses gesamte Unterfangen nur ihretwegen in die Wege geleitet worden war. Das hier war keine Sammlung, die Phil wirklich interessierte. Er war nicht erpicht darauf, ganze Bibliotheken aufzukaufen - wozu auch? Er sammelte Einzelstücke, er war schließlich kein Händler. Aber er wusste, dass sie mit Kendal gut befreundet war und dass ihr Herz an diesem Job hing. Wahrscheinlich hatte er diese Intrige mit Carson zusammen ausgeheckt, das sähe ihrer Schwester
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