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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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Angelausflug. Leider sind faustdicke Lügen das einzige, was mir ins Netz geht. Keine Beweise.«
    Sein Seufzen hallte in der Leitung wider. »Ich werde versuchen, so schnell wie möglich da ranzukommen.«
    »Danke, Clemens!«
    »Seien Sie bloß vorsichtig! In Ordnung?«
    »Immer doch.« Sie legte auf. Wenn Hal im Büro mit den Gefangenen bleiben musste, konnte sie die Gelegenheit nutzen und zu seinem Haus fahren. Selbstverständlich nur, um ihr Telefon abzuholen. Und vielleicht auch einen Blick auf die Akten zu erhaschen, von denen er sie gestern Abend abgelenkt hatte.

39
    JD sauste die Main Street hinunter und bremste mit quietschenden Reifen vor dem Rockslide ab. Er kam sich vor wie James Bond. Julia hielt neben ihm an, hübscher als jedes Bondgirl, das er kannte, sie übertraf selbst Halle Berry mit ihrem knappen Bikini.
    »Was wirst du sagen?«, fragte sie, die Wangen vor Aufregung und vom Fahrtwind gerötet.
    »Ich werde ihm sagen, dass ich seine Hilfe brauche für meinen Dokumentarfilm.«
    »Einverstanden. Ich werde nachsehen, ob Sarah immer noch auf der Polizeiwache ist.«
    JD lehnte sein Rad gegen einen Laternenpfahl und stürzte ins Café. Sobald er außerhalb von Julias Sichtweite war, wischte er sich die Handflächen an der Hose ab. Auch James Bond wurde mal nervös, dachte er sich. Der Trick war bloß, es vor den anderen zu verbergen.
    »Hallo, Junge«, rief sein Dad von seinem Stammplatz an der Theke aus. »Bist du hier, um mit deinem alten Herrn zusammen zu frühstücken?«
    JD nickte lächelnd und setzte sich neben seinen Vater. Der Colonel stand, mit Spatel bewaffnet, am Grill und türmte einen Berg Kartoffelpuffer auf.
    »Nimmst du dasselbe wie dein Dad?«
    »Ja, bitte!«
    »Wie läuft’s mit dem Film?«, fragte der Colonel. »Hast du bereits rausgefunden, woher diese Lichter kommen?«
    »Möglicherweise.« JD nickte zum Dank, als der Colonel ihm ein Glas Orangensaft einschenkte. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie ausgedörrt seine Kehle gewesen war, bis er es in drei großen Schlucken ausgetrunken hatte.
    »Ermutigen Sie ihn nicht auch noch«, warf sein Dad zwischen zwei Bissen Würstchen und French Toast ein. »Der Junge verschwendet den ganzen Sommer damit, durch den Wald zu stapfen, obwohl er gutes Geld verdienen könnte, wenn er mit mir arbeiten würde.«
    »Dad –«
    »Komm mir bloß nicht mit ›Dad‹! Ich hab dir doch gesagt –«
    Als der Colonel eine Braue hochzog, verstummten sie beide. »Mir scheint, dein Dad und ich haben jede Menge Sommer damit verschwendet, durch diese Wälder zu stapfen, als wir Kinder waren. Hat uns nicht geschadet.«
    »Das war etwas anderes. Wir hatten keine großen Träume von irgendeinem vornehmen College. So eine Ausbildung kostet Geld. Viel Geld.«
    »Ich weiß, was ich tue, Dad«, sagte JD , wütend darüber, dass die beiden Alten es einfach nicht kapierten. »Ich werde das Geld auftreiben. Auf meine Art.«
    Sein Dad warf die Hände in die Luft. »Deine Art. Durch den Wald rennen, Geister jagen und denken, jemand sei an einem Film darüber interessiert.«
    »Entschuldige mal, Dad. Schon mal was vom Blair Witch Project gehört? Jedenfalls will ich den Film ja auch nicht verkaufen. Er soll mir nur helfen, dieses Praktikum im nächsten Sommer zu bekommen. Wenn ich die Stelle kriege, von der mir Mrs Durandt erzählt hat –«
    Er unterbrach sich, da ihm plötzlich wieder einfiel, weswegen er überhaupt hier war. Erwachsene – die lenkten einen immer vom Thema ab.
    Der Colonel stellte ihm seinen Teller hin.
    »Eigentlich bin ich auch deswegen heute hier. Hätten Sie heute Nachmittag vielleicht ein paar Stunden Zeit, um mir zu helfen? Niemand kennt diese Wälder besser als Sie.«
    Der Colonel lächelte doch tatsächlich über den Vorschlag. Himmel, vielleicht sollte er statt des Studiums über eine Schauspielkarriere nachdenken! »Aber gerne. Wäre das für dich in Ordnung, George?«
    Sein Dad spießte ein Stück French Toast auf und tunkte es in seinen Kaffee. »Klar, warum nicht? Je eher die Kids mit diesem verrückten Film fertig sind, desto eher wird er bereit sein, der Realität ins Auge zu blicken.«
    »Dad –«
    George Dolan erhob sich von seinem Barhocker und warf einen Fünfdollarschein auf die Theke. »Ich muss zur Arbeit.«
    Mit steifem Gang stakste er aus dem Lokal. Der Colonel starrte auf JD hinab, bis er sich wie eine Kakerlake unter dem Mikroskop vorkam.
    »Ihn hatte ich zuerst um Hilfe gebeten«, murmelte JD dann mit gesenktem Kopf. »Aber er

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