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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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schriller Tonfall und die Bitterkeit in ihrer Stimme, mit der sie den letzten Satz vorgebracht hatte, waren allzu offensichtlich. Nein, Sam hatte ihr nichts von Damian Wright erzählt. Sie wusste nicht genau, ob Hal ihn vielleicht darum gebeten hatte oder ob Sam ihn nicht für eine Bedrohung gehalten hatte.
    Eventuell auch deswegen, weil sie bei ihrem letzten Gespräch in jenem Sommer die ganze Zeit nur über das Bildungssystem und dämliche Politiker geredet hatten, die Sarahs Zeit verschwendeten, und darüber, dass sie bereits damit gedroht hatte, das Pflichtseminar und auch gleich ihren Job hinzuschmeißen. Sie war derartig wütend gewesen, dass Sam sie erst nach zwanzig Minuten beruhigt und davon überzeugt hatte, doch in Albany zu bleiben.
    Oh Gott, war sie etwa selbst an allem schuld? Wenn sie ihn nur zu Wort hätte kommen lassen, hätte er ihr dann davon erzählt? Wäre sie nach Hause geeilt, hätte sie die Tragödie verhindern können?
    Sarah knallte die Keramiktasse auf die Küchenplatte. Sie brach in tausend Stücke. »Verdammt!«
    Caitlyn eilte ihr zur Seite, aber Sarah verscheuchte sie wieder.
    »Dies ist nicht die richtige Zeit, um zu reden«, sagte Sarah so ruhig wie möglich. »Ich muss mich zusammenreißen.« Sie klang durchgeknallt, wie eine Wahnsinnige, die versuchte, das wilde Tier in ihrem Innern zurückzuhalten. Weitere Tränen drängten nach oben, so viele, dass es ein ganzes Leben bräuchte, bis sie alle vergossen wären.
    »Das sehe ich«, sagte Caitlyn in professionellem Ton. »Aber es wäre wirklich am besten, wenn wir uns jetzt unterhalten. Alles aufklären.« Da sie nicht weitersprach, konzentrierte sich Sarah auf die Scherben in der Spüle, um ja nicht in Caitlyns allwissende Augen blicken zu müssen.
    Caitlyns Handy klingelte. Sarah war dankbar für die Unterbrechung. Sie nahm die Scherben aus der Spüle und warf sie in den Mülleimer, schnappte sich einen Schwamm, um sich um die Pfütze auf dem Boden zu kümmern. Doch bevor sie auch nur damit anfangen konnte, hatte Caitlyn ihr Gespräch auch schon beendet. Während des ganzen Telefonats hatte sie nur drei Worte gesagt: »Sind Sie sicher?«
    Jetzt starrte sie Sarah mit demselben wütenden Blick an wie vorhin Logan. »Mrs Durandt. Ich fürchte, wir werden Sie dringend weiter verhören müssen.«
    »Warum? Ich habe doch nichts Unrechtes getan.«
    »Das war Quantico. Die Waffe, die wir bei Ihnen gefunden haben, gehörte Deputy U. S. Marshal Leo Richland.«
    Sarah wich zurück, bis sie an die Küchentheke stieß. »Und Sie denken, ich hätte ihn getötet?«
    »Ich denke, wir müssen uns unterhalten.« Caitlyn kam einen Schritt auf sie zu. »Nur um sicherzugehen, würde ich Sie gerne zum Büro des Sheriffs in Plattsburgh bringen, damit alles ordnungsgemäß festgehalten wird.«
    Sarah konnte doch nicht verraten, wie Sam an die Waffe gekommen war, nicht ohne ihn und Josh zu gefährden. Rote Punkte tanzten vor ihren Augen, ihr dröhnte der Schädel.
    »Sie meinen, Sie wollen mich festnehmen.« Das durfte nicht geschehen. Nicht jetzt, nicht heute. Sie musste Alan und Logan daran hindern, Sam zu suchen oder Korsakov den Aufenthaltsort von Josh zu verraten. Wenn sie im Gefängnis saß und Fragen abwehren musste, auf die sie keine Antworten geben konnte, wäre das unmöglich.
    Sam hatte recht gehabt. Ihre einzige Chance lag in der Flucht.
    Sie drehte Caitlyn den Rücken zu, trocknete sich die Hände am Geschirrtuch ab und hängte es an die Ofentür. Dann schnellte sie wie eine Schlange auf die gusseiserne Bratpfanne zu, wirbelte herum und schwang sie in Richtung von Caitlyns Kopf.

42
    Hal Waverlys Haus war schwer zu verfehlen, da der holprige Schotterweg den Berg hinauf praktisch in seiner Einfahrt endete. Grigor gefiel das Haus. Mit schönen Proportionen, und trotz der stabilen Bauweise mit eleganten kleinen architektonischen Extras versehen – geschwungene Fensterläden, Verzierungen auf der Veranda, handgeschnitzte Türen. Ein Haus, das mit Liebe erbaut worden war.
    Während er aber durch die Räume lief, konnte er über den Mangel an Stil nur den Kopf schütteln. Respektlos. Billigste Möbel, zugestellt mit Kisten voller Scheiß. Im Schlafzimmer gab es überhaupt keine Einrichtungsgegenstände bis auf das Doppelbett und eine Frisierkommode. Dieser Raum faszinierte Grigor.
    Wahnsinn und Verzweiflung waren beinahe mit den Händen greifbar. Die Wand über dem Bett war mit Zeichnungen aus Blut bedeckt. Abbildungen einer Frau, eines Wasserfalls,

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