Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
einfach, was getan werden muss, und wir werden es tun.«
»Ich brauche … « – sein Atem ging mühsam – »… meine Kameras. Wir werden ein neues Projekt in Angriff nehmen. Ich nenne es: Tod der Verräter-Stadt.«
* * *
»Also gut, JD «, sagte der Colonel auf dem Weg hoch zur Lichtung, »wofür brauchst du meine Hilfe?«
Anstatt zu antworten, eilte JD voraus. »Sam?«, fragte er leise, und seine Stimme hallte durch die Bäume. »Sam, sind Sie da?«
Der Colonel holte ihn am Rande der Lichtung ein und packte ihn am Arm. »Was ist los? Du weißt doch, dass das hier der Ort ist, an dem Sam und mein Enkel … was für ein Spielchen soll das sein? Sag schon!«
JD erschrak vor der Wut in der Stimme des alten Mannes, dessen Gesicht sich vor lauter Zorn dunkelrot gefärbt hatte. »Kein Spielchen, Colonel. Sam lebt und ihr Enkel auch. Ich habe ihn heute Morgen noch gesehen.«
Der Griff um seinen Arm glich jetzt einer Aderpresse. Als JD dem Blick des Colonels begegnete, wusste er, wie es sich anfühlen musste, vor einem Erschießungskommando zu stehen. Dann ließ ihn der Colonel los. Seine Gesichtszüge entglitten ihm, und er drängte sich an JD vorbei.
»Was zum Teufel –«
JD fuhr herum, um nachzusehen, was den Colonel erschreckt hatte. Am äußersten Rand der Lichtung war ein Mann an einen Baum gebunden, sein Kopf hing schlaff herab, das Gesicht war nicht zu erkennen. In der Rinde des Baums klaffte ein Loch. Mit dunklen Rändern.
»Sam!«, rief der Colonel. Er fühlte am Hals und am Handgelenk des Mannes nach einem Puls. Dann schloss er einen langen Moment die Augen, ehe er den Kopf des Mannes anhob.
Der Geruch des Todes hing zwischen den Bäumen. JD blieb wie angewurzelt stehen und sah zu. »Er ist tot, nicht wahr?«
Das Einschussloch mitten auf seiner Stirn war wohl kaum Teil einer Halloween-Verkleidung. Entgegen dem Offensichtlichen hoffte er trotzdem, der Colonel würde »Nein« sagen, oder, noch besser, der Mann würde einfach die Augen aufschlagen und ihm zuzwinkern, als wäre dies alles ein Scherz. Bis gerade eben noch war die ganze Geschichte der Stoff für einen Film gewesen, nicht ganz real. Sogar Mrs Durandt, die eine Waffe in der Hand hielt, oder diese anderen Männer oder Sam, der zusammengeschlagen wurde, hatten daran nichts geändert.
Doch das hier … deutlicher konnte die Realität nicht werden.
Der Colonel schwieg, ließ den Kopf des Mannes behutsam wieder sinken. Dann drehte er sich zu JD um. »Erzähl mir alles!«
JD fasste rasch zusammen, was er und Julia beobachtet hatten. »Julia hält beim Haus von Mrs D Wache, so wie Sam es uns aufgetragen hat.«
»Weiß Sarah, dass Sam am Leben ist?«
»Ja, Sir.«
»Und Sam war allein, als ihr ihn getroffen habt?«
JD nickte.
»Wer ist dann dieser Mann hier? Und wer hat ihn umgebracht?« Der Colonel legte die Stirn in Falten, dann rannte er im Laufschritt den Weg hinunter, der zu Mrs Durandts Haus führte. JD flitzte ihm nach, voller drängender Fragen.
»Aber, Sir, was ist mit Sam?«
»Begreif doch, Junge! Er ist nicht gekommen. Das bedeutet entweder, dass sie Sam geschnappt oder dass sie ihn irgendwie in der Hand haben. Vielleicht über Sarah.
»Aber Julia, sie ist bei Mrs Durandts Haus.« JD bekam Panik, überholte den Colonel auf dem Weg den Berg hinunter. Er folgte zunächst dem Pfad, der an Mrs Ds Haus vorbei bis zur Lake Road führte und lief dann zur Lichtung gegenüber von Mrs Ds Auffahrt, wo er Julia mit dem Mittagessen zurückgelassen hatte, das er für sie im Rockslide besorgt hatte.
Ihre Räder waren immer noch da. Sein Handy, das er Julia geliehen hatte, lag aufgeklappt und eingeschaltet auf dem Boden. Das kleine Handtuch, das sie als Picknickdecke benützt hatte, war zerknüllt und ganz schmutzig, so als hätte es jemand zusammen mit dem Essen durch das Gebüsch gezogen. An einem Ende war ein Fußabdruck zu sehen. Viel zu groß, um von Julia zu stammen.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, er bekam kaum noch Luft. Hinter sich hörte er die Schritte des Colonels.
»Sarah ist nicht da.«
»Sie haben Julia«, sagte JD, und ihm brach die Stimme weg. »Sie haben sie mitgenommen.«
»Komm schon! Wir müssen Hal und seine Männer einschalten.«
JD schüttelte den Kopf. »Sam hat gesagt, wir sollen Chief Waverly nichts verraten. Die Verbrecher würden dann Bescheid wissen.« Tränen brannten hinter seinen Lidern. Er blinzelte immer wieder, wehrte sich gegen das aufsteigende Gefühl schrecklicher Schuld.
»Damit werden wir
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