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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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nicht alleine fertig. Wir müssen die Polizei verständigen. Sofort.«
    Der gebrüllte Befehl des Colonels holte JD aus seiner Schockstarre. Er blickte sich ein letztes Mal auf der Lichtung um, in der Hoffnung, Julia zu sehen, ihr vertrautes, wunderschönes Lächeln auf dem Gesicht, während sie ihm eine großartige Geschichte darüber erzählte, wie sie die Gangster überlistet hatte.
    Doch da war niemand. Keine Julia. Nur ein eingeschüchterter Teenager und ein nervöser alter Mann, die beide so taten, als würde alles wieder gut werden.

45
    »Hal?«, rief Caitlyn, als sie sein Haus betrat. Ihre Stimme hallte durch die leeren Räume. Keine Antwort. Die Postmeisterin hatte ihr gesagt, Hal sei nach Hause gefahren, um sich hinzulegen, nachdem er Logan freigelassen hatte.
    Sie schlich mit gezückter Pistole den Flur entlang, fühlte sich einerseits schuldig, weil sie ihn verdächtigte, und gleichzeitig schmutzig, weil sie ihn so nahe an sich herangelassen hatte. Gott, beinahe hätte sie mit einem Mann geschlafen, der wahrscheinlich in einen Mordfall verwickelt war.
    In der Küche und im Wohnzimmer war niemand. Der Flur hatte drei Türen. Eine stand offen und führte in ein leeres Bad. Ganz hinten gab es eine verschlossene Tür, die mittlere war einen schmalen Spaltbreit geöffnet. Hals Schlafzimmer, aber auch dort war er nicht. Nachdem sie es abgesucht hatte, betrat sie das letzte Zimmer, schwenkte die Pistole dabei von einer Seite zur anderen. Niemand.
    Dicke Vorhänge hingen vor dem Fenster. An den Wänden erkannte sie dunkle Kleckse, Zeichnungen und anscheinend Worte in einer fremden Sprache. Sie schaltete das Licht ein und schaute sich das genauer an. Die Worte waren mit Blut geschrieben.
    Bis auf eine Frisierkommode und eine altes großes Messingbett war der Raum unmöbliert. Oben auf der Kommode lag ein antiker vergoldeter Handspiegel. Seltsam, dass ein Mann so etwas besitzt , ging es ihr durch den Kopf, während sie mit dem Finger auf der Spiegelfläche entlangfuhr. Ein feiner weißer Puder blieb an ihrer Fingerspitze haften.
    Verdammt! Das erklärte wohl so einiges. Weshalb sie den ganzen Tag über nervös und gereizt gewesen war, wie sie sich gestern auf ihn gestürzt hatte, dass sie sich weder richtig konzentrieren noch still sitzen konnte. Sie wischte sich die Finger an der Jeans ab. Kein Heroin, wahrscheinlich auch kein Kokain – dafür hatte die Wirkung viel zu lange angehalten. Crystal Meth. Er hatte gestern Abend Methamphetamin in ihr Getränk gemischt.
    Nein, verbesserte Caitlyn sich, das hatte sie selber getan. Der Puderzucker.
    Sie kannte die Statistiken. Mehr als ein Drittel der Meth-Abhängigen ging einer geregelten Arbeit nach, nicht wenige von ihnen im Polizeiapparat. Zum Teufel, wie hatte sie nur so blind sein können?
    »Ich habe versucht, es dir zu sagen«, kam Hals Stimme von der Tür.
    Caitlyn erschrak, ihre Hand suchte die Waffe. Aber sie zog sie nicht. Hal hatte die leeren Hände vor sich ausgebreitet, mit einigem Abstand zu seinem Pistolengürtel. Zögernd trat er über die Schwelle, als hielte ihn eine unsichtbare Schranke zurück.
    »Seit wann nimmst du das Zeug?«, fragte sie, mit Blick auf den Spiegel.
    »Ich habe damit angefangen, als es mit Lily bergab ging. Trotz der vielen Doppelschichten, um die Rechnungen bezahlen zu können, war es nie genug, wegen all der Arztrechnungen und dem Kram. Mir blieb keine Wahl. Den Job konnte ich nicht aufgeben. Und niemand außer mir konnte sich um Lily kümmern. Ich brauchte Hilfe. Eines Tages habe ich einen Lastwagenfahrer angehalten und einen Vorrat Amphetamine gefunden. Seine Wunderwachmacher, hat er sie genannt. Hat gewirkt. Als sie alle waren, habe ich beschlagnahmte Meth probiert. Nicht jeden Tag, sondern nur in den wirklich schlimmen Nächten, aber irgendwann hoffte ich insgeheim fast, dass Lily einen ihrer Anfälle hätte. Damit ich eine Ausrede hätte, mehr davon zu nehmen.«
    »Stammt das Blut von deiner Frau?«, wollte Caitlyn wissen und deutete auf die Bilder an der Wand.
    »Das war ihre letzte Nachricht an mich. Vor zwei Jahren. Auf den Tag genau. Ich hätte es wissen müssen. Sie war so ruhig in jener Nacht. Als wäre der Schmerz endlich verschwunden.« Er sank aufs Bett, streichelte zärtlich das Kissen.
    »Ich habe sie im Stich gelassen«, flüsterte er mit erstickter Stimme. »Ich war nicht da, um sie zu retten.« Er schaute auf. »Jetzt brauche ich deine Hilfe. Um Sarah zu retten. Ich darf nicht noch einmal versagen. Nicht nach

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