Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
dumme Gedanken. Ich will euch beide hier bis Einbruch der Dunkelheit sehen. Mit nichts anderem als den Kleidern am Leib. Dann werden du und Logan eine kleine Fahrt den Berg hinunter unternehmen, während ich die Damen unterhalte.«
»Nein. Ich gehe nirgendwohin, ehe du nicht Julia und Sarah gehen lässt.«
Statt einer Antwort lachte Alan nur.
* * *
Als JD und der Colonel auf dem Weg zum Verwaltungszentrum am Rockslide vorbeikamen, trat gerade JD s Vater aus der Tür. »Wohin seid ihr beide denn so eilig unterwegs?«
»Muss mit Hal sprechen«, schnaufte der Colonel. »Aber weder im Revier noch im Postamt geht jemand ans Telefon.«
JD sagte gar nichts, lief nur noch schneller und hängte die beiden älteren Männer ab.
»Warte«, rief ihm sein Dad hinterher. » JD , ich bin hergekommen, um mich wegen vorhin bei dir zu entschuldigen.« JD hätte nicht damit gerechnet, aber sein alter Herr holte ihn tatsächlich ein und lief im selben Tempo neben ihm her. »Was wollt ihr denn so dringend von der Polizei? Was ist los?«
»Sie haben Julia«, sagte JD keuchend.
»Wer?«
»Wer auch immer den Kerl auf dem Berg umgebracht hat.«
George Dolan stolperte über den Gehsteig vor dem Postamt. JD stürmte mit brennenden Lungen hinein, packte die Klinke der Tür zum Polizeirevier und riss sie auf.
Niemand da.
Bis auf die Frau des Colonels, die in der Zelle eingesperrt worden war.
47
Grigor leckte sich genüsslich die Lippen, nachdem er dank Sarah Durandt ein köstliches Abendessen aus übrig gebliebener Pasta verspeist hatte. Ihre Küche war gut bestückt, sie besaß eine bewundernswerte Anzahl vorbildlich scharfer Besteckmesser und ein ganzes Lager mit Bergsteiger-Utensilien, das unzählige interessante Möglichkeiten bot.
Alexi und Max hielten ihn über jede Bewegung auf dem Laufenden, die von den im ganzen Dorf aufgestellten Kameras sowie Alexis Hochleistungszielfernrohr aufgefangen wurden. Bislang gab es keinerlei Lebenszeichen von Sarah oder Stan – falls Stan überhaupt noch lebte. Aber irgendwie war sich Grigor fast sicher, dass es so sein musste. Fast schien es vorherbestimmt, dass er und Stan noch einmal aufeinandertrafen. Das Universum war auf seiner Seite, schwang jetzt, da Grigor wieder auf freiem Fuß und Stan in seiner Reichweite war, endlich wieder mit ihm im Gleichklang.
Der Rotschopf aus Manassas war immer noch bei Chief Waverly. Der unbekannte Tote auf dem Berg war inzwischen entdeckt worden, aber das spielte keine Rolle. Max hatte das Verwaltungszentrum gesichert. Sie kontrollierten jeden Weg in den Ort hinein und hinaus. Sobald Grigor den Befehl gab, würden sie die Verkehrswege sperren und die Kommunikation lahmlegen.
Abgesehen davon war es ruhig im Ort. Nicht mehr lange , dachte er, während er Sarahs Karte studierte. Feuer, Sintflut, Hungersnot … Letzteres könnte schwierig werden, aber die ersten beiden Übel würden unter seiner Ägide über Hopewell hereinbrechen, das war verdammt noch mal sicher.
Mit einem leuchtend roten Kreidestift, den er aus einem Karton mit Kinderspielzeug genommen hatte, markierte er vier weitere Punkte auf der Landkarte. Zufrieden faltete er das Papier zusammen und steckte es in die Tasche.
Max kam genau zur richtigen Zeit zurück.
»Fertig?«
Max nickte und übergab Grigor ein kleines Funkgerät. »Kein Saft mehr. Ich habe an alle Einwohner einen Notfallfunkspruch gesendet und eine Ausgangssperre verhängt. Auf den Straßen ist alles ruhig.«
Grigor lachte in sich hinein. »Nicht mehr lange. Wir sollten uns noch einmal mit Chief Waverly und der Rothaarigen unterhalten. Ich habe so das Gefühl, die halten eventuell einige wertvolle Antworten für uns bereit.«
* * *
»Wir müssen tun, was er verlangt«, versuchte Sam Sarah zu überzeugen, während sie die letzten Hundert Meter zur Hütte des Colonels wanderten.
Sarah gab keine Antwort, sondern dachte fieberhaft über ihre Alternativen nach. Die Szenarien, die sich vor ihrem geistigen Auge abspielten, hätte sich kein Hollywoodregisseur besser ausdenken können. Sie wollte Alan und Logan um jeden Preis aufhalten.
Dieses eine Mal war Sam der Vernünftigere von ihnen beiden, wies sie auf die Schwachstellen ihrer Pläne hin.
»Wie kannst du bloß so ruhig sein?«, fuhr sie ihn an.
»Josh ist in Sicherheit. Und wenn ich denen das Geld besorge, werden du und Julia das auch sein«, sagte er zuversichtlich. »Mehr interessiert mich nicht.«
Sie blieb abrupt stehen und packte ihn am Arm. »Du solltest dich
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