Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
verdammt noch mal für weitaus mehr interessieren. Und zwar dafür sorgen, dass du selbst auch lebend hier rauskommst.« Sie wischte die unerwünschten Tränen fort; Sam schaute sie niedergeschlagen an. »Verdammt, Sam Durandt, gib jetzt bloß nicht auf, nach all dem Mist, den ich wegen dir durchgemacht habe! Du wirst den Rest deines Lebens brauchen, um das alles wieder gutzumachen, schließlich bin ich durch die Hölle gegangen, und das musst du gefälligst für jede Minute büßen!«
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. »Das ist meine Sarah. Einem solchen Angebot könnte wohl kein Mann widerstehen.«
»Wenn du schon nicht für mich um dein Leben kämpfen willst, dann tu es für deinen Sohn! Um Josh wiederzusehen.«
»Ich kämpfe für Josh«, sagte er und strich ihr mit einem Finger über die Wange, fing die Träne auf, die dort entlanglief. »Und für dich. Was auch geschehen mag, versprich mir, dass du das niemals vergessen wirst! Vielleicht kannst du Josh sagen, sein alter Herr war gar kein so übler Kerl, wie alle behaupten.«
Er ließ sie zurück, trat zwischen den beiden geparkten Autos und seinem Pick-up hindurch und ging auf die Hütte zu. Sarah rannte ihm nach. »Sam, nein! Warte.«
Die Tür der Hütte ging auf, und Alan kam heraus. Er zielte mit einer Pistole auf sie und Sam. »Genau rechtzeitig. Kommt rein!«
48
»Hol mich hier raus!«, schrie die Frau des Colonels, als sie JD sah.
»Was ist passiert?«, fragte JD s Vater, der jetzt ebenfalls durch die Tür stürzte, der Colonel dicht auf seinen Fersen.
»Irgendein Mann – hab ihn nie zuvor gesehen – kam ins Postamt, hat mich mit einer Waffe bedroht und hier eingesperrt.«
»Wo ist er hin?«, fragte der Colonel.
»Das weiß ich nicht. Er ist weg. Hat wahrscheinlich die Post ausgeraubt. Und ich dachte, mit der Polizeiwache nebenan wären wir sicher.«
»Keine Sorge, wir holen dich da raus.« Der Colonel schnappte sich den Schlüsselbund, der an einem Haken hinter Hals Schreibtisch hing. Kurz darauf war Victoria frei.
»Ich werde Hal suchen.« JD zog an der Verbindungstür, die zum Postamt führte, denn er wollte so schnell wie möglich Hilfe für Julia herbeischaffen. Die Tür klapperte zwar, bewegte sich aber höchstens einen Zentimeter. »Sie klemmt.«
»Was ist los, Junge?«, fragte der Colonel.
»Die Tür. Sie ist verschlossen oder so.« JD rüttelte noch einmal kräftig, um es zu demonstrieren.
»Unsinn«, sagte die Frau des Colonels. »Diese Tür kann gar nicht abgeschlossen werden. Brandschutzvorschrift.« Sie marschierte zu ihm hinüber, und trotz ihrer knappen ein Meter fünfzig machten alle Männer ihr sofort Platz. Sie drückte die Klinke herunter, bekam jedoch ebenfalls die Tür nicht auf.
»Dann werden wir eben einfach den anderen Ausgang nehmen«, sagte sein Dad, ging zurück zur Eingangstür und drückte dagegen. »Die ist auch verschlossen.«
»Nein. Sie schließt von innen«, bemerkte der Colonel. Er stemmte sich zusammen mit JD s Vater dagegen. Vergeblich.
Die Eingangstür hatte kein Fenster, also gesellten sich die beiden Männer zu JD und Victoria dazu, die sich die Hälse verrenkten, um durch das Fenster der Verbindungstür zu spähen. »Sieht aus wie ein Bolzen oder so. Eines dieser Polizeischlösser, mit denen man einen Reifen blockiert.«
»Wie eine Radkralle?«, fragte JD .
Der Colonel nickte. »Wer zum Teufel würde uns hier drin einsperren wollen?«
»Dieser Mann. Der muss sich immer noch da draußen rumtreiben. Ruft Hal an! Dafür wird er schließlich bezahlt«, befahl Victoria.
JD s Vater stand gleich neben dem Telefon. Er hob den Hörer ab. »Tot.« Er griff zum Funkgerät, drückte einen Knopf. »Nichts.« Er sprach schnell, wie unter Zeitdruck. Dann setzte er sich in Hals Bürostuhl und schaltete den Computer ein. »Will auch nicht.«
Die Lichter gingen aus.
»Keine Panik«, sagte Victoria. »Das Gebäude verfügt über ein Notstromaggregat. Der Generator sollte jeden Moment anspringen.«
Sie blieb ruhig stehen, ihr Atemgeräusch erfüllte den kleinen dunklen Raum. Zum ersten Mal fiel JD auf, dass es hier keinerlei Fenster gab. Wie hielt Hal das bloß aus, hier drin zu arbeiten?
»Der Generator müsste längst laufen«, sagte der Colonel schließlich. JD spürte, wie er an ihm vorbeiging und sich tastend einen Weg bahnte. »Verflucht«, murmelte er, als er mit lautem Krachen gegen etwas Hartes stieß. Einer der Stühle schlitterte über den Boden. Dann huschte der Lichtkegel
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