Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
Logan Sam grob am Arm packte und ihn aus der Tür drängte. Sam ballte die Hände zu Fäusten und stemmte sich in den Boden.
»Ich gehe nirgendwohin, bis ihr die beiden freilasst. Sie sind keine Bedrohung für euch. Sie würden die ganze Nacht brauchen, um den Berg hinabzusteigen.«
Alan stellte sich neben Sarah und tätschelte ihr den Kopf, als wäre sie ein Haustier. Wäre sie nicht in Julias Umklammerung gewesen, hätte Sarah ihm mit Freude die Hand gebrochen. Anschließend einen netten kleinen Augentreffer gelandet und das alles mit einem Tritt abgerundet, dort, wo es richtig wehtat.
»Ich werde doch nicht riskieren, dass ihr mich aufs Kreuz legt«, erwiderte Alan. »Also los, verschwindet! Wenn das Geld morgen früh nicht auf meinem Konto ist, dann bringe ich die Frauen um.«
Seine Stimme klang ganz gelassen – das war das Unglaublichste daran. Sie alle redeten in einem sachlichen Tonfall, verhandelten ihre Leben, als ob sie den täglichen Börsenkurs besprechen würden.
»Lass sie hier und komm mit uns«, wagte Sam einen letzten Versuch, und dabei suchte sein Blick den von Sarah. »Wie kannst du sonst sicher sein, dass Logan sich nicht das Geld schnappt und abhaut?«
Alan lachte, Logans Gesicht hingegen lief dunkelrot an. »Das wollte er, aber keine Sorge. Logan wird mich nicht betrügen. Es sei denn, er will den Rest seines Lebens vor Korsakov wegrennen. Oder im Gefängnis verrotten. Falls er nicht zurückkommt, habe ich genügend Beweise gesammelt, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen.«
Alan zog Sarah hoch. Julia entließ sie nur widerwillig aus der Umarmung, blieb aber auf dem Boden sitzen. »Macht schon. Sarah und ich haben noch jede Menge zu besprechen. Ungestört.«
Sarah wurde ganz schlecht bei seinem Lächeln. Sie atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe. »Geh schon, Sam! Und denk an meine Worte!«
Sam schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Deine Lippen versprechen mir ein neues Leben.«
Der Song, den er vor zwei Jahren unvollendet gelassen hatte. Sie öffnete den Mund, wollte noch etwas sagen, aber es war zu spät. Er war bereits fort.
49
Forschend betrachtete Grigor die beiden Gesetzeshüter. Ihm entging nicht, dass Hal in Bezug auf Caitlyn Beschützerinstinkte offenbarte, obwohl ihm Handschellen angelegt waren. Hätte er nur mehr Zeit gehabt – aber die nächsten Schritte seines Planes mussten auf die Minute genau ablaufen. Was allerdings ein wenig Spaß nicht ausschloss. Es würde nicht lange dauern, den Chief zu brechen. Schon gar nicht hier, in diesem Raum.
»Sie haben also Leo Richland umgebracht«, begann er. Waverly straffte sich überrascht. »Ich bitte Sie, Chief. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass mir nichts entgeht. Sie sind wohl kaum davon ausgegangen, dass ich Ihnen einfach blind vertrauen würde, oder etwa doch?«
Aha, das brachte Caitlyn sogleich auf die Palme! »Hal. Wovon redet er da?«
»Erzählen Sie es ihr, Hal! Das Schlimmste haben Sie ja bereits gebeichtet: dass Sie wegen Ihrer beruflichen Verpflichtungen Ihre Frau im Stich gelassen und für Geld Ihren besten Freund betrogen haben. Dann auch noch Ihren Heimatort zu verraten war wohl nur konsequent?«
»Das war nicht – ich habe nicht.« Waverly lief rot an, während er stammelnd versuchte, sich zu rechtfertigen. Dann schnappte er nach Luft und wandte sich an Caitlyn. »Ich habe das nur getan, um Sarah zu beschützen. Vor einigen Monaten sind die zu mir gekommen, haben mich gebeten, ein Auge auf Sarah zu haben, zu berichten, wohin sie geht. In den vergangenen Wochen haben sie dann angefangen, sich nachts hier überall in der Gegend herumzudrücken –«
»Die Lichter, von denen diese Jugendlichen geredet haben.«
»Genau. Ich wusste, dass sie irgendetwas aushecken – so viel Aufklärungsarbeit betreibt man schließlich nicht, nur um eine Frau zu entführen. Und ich fand heraus, dass er bald aus dem Gefängnis kommen würde.« Waverly deutete mit dem Kinn auf Korsakov. Grigor lächelte bloß, registrierte amüsiert, dass der Chief sich nicht traute, ihn beim Namen zu nennen. »Ich habe seine Akte gelesen, die Dinge, die ihm vorgeworfen werden. Ich durfte nicht zulassen, dass so etwas hier geschieht, den Menschen zustößt, für die ich verantwortlich bin. Ich wollte dem Gemeinderat meine Kündigung überreichen, den Russen notfalls eigenhändig umbringen. Aber erst wenn Sarah in Sicherheit war. Also habe ich dafür gesorgt, dass sie aus Hopewell verschwindet.«
»Und wieder einmal haben Sie versagt.«
»Sie
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