Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
Vom Netzwerk:
die Augen nicht von ihren Brüsten abwenden konnte. Als sie sich auf ihr Fahrrad schwang, bot sich ihm ein noch weitaus faszinierender Anblick auf ihr Hinterteil und die Stelle an ihren weichen braun gebrannten Oberschenkeln, an der der ausgefranste helle Saum der Jeans sie berührte.
    »Ähm, nein.« Es klang mehr wie ein Krächzen. JD räusperte sich und nahm einen neuen Anlauf, dabei umklammerte er mit schweißnassen Händen den Lenker. »Wo willst du anfangen?«
    Sie zuckte derartig elegant mit den Achseln, dass JD ganz anders wurde. »Wir haben den ganzen Tag Zeit. Ich habe uns im Rockslide gegrilltes Hühnchen geholt.« Jetzt erst fiel ihm der Rucksack auf, den sie hinten an ihrem Fahrrad festgemacht hatte. »Sollen wir erst zum Osthang? Zu den Lower Falls vielleicht?«
    Er balancierte mit hochgezogener Augenbraue auf den Pedalen. »Ein ganz schön steiler Pfad. Schaffst du es auch bis ganz rauf?«
    Sie lächelte selbstbewusst. »Wenn du das schaffst, kann ich das auch. Wer als Erster da ist.«
    Sie sauste davon, stellte sich ebenfalls in den Pedalen auf und schoss den kurzen Abhang hinunter. Dann trat sie kräftig in die Pedale und bog rechts in die Rattlesnake Pike ein. Da er sie sowieso einholen würde, ließ er ihr einen kleinen Vorsprung und genoss die Aussicht, die sich ihm bot.
    JD fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und folgte ihr, in der Nase den berauschenden Duft von Sommer und Freiheit.

8
    Kurz nachdem Hal gegangen war, schulterte Sarah ihren Rucksack und verließ das Haus durch die Hintertür. Abzuschließen war überflüssig. Da drin gab es ohnehin nichts mehr, was ihr irgendjemand nehmen könnte.
    Sie reckte den Hals, um den über ihr aufragenden Berg zu betrachten. Der Gipfel war von hier aus nicht zu erkennen. Die Wipfel des kleinen Waldstücks vor ihr schwankten einladend im Wind. Zwei Falken kreisten hoch über ihrem Kopf, stiegen immer höher, bis sie nur noch als zwei kleine schwarze Punkte vor der Nachmittagssonne zu erkennen waren.
    Nachdem Sarah die Trageriemen zurechtgerückt hatte, machte sie sich an den Aufstieg. Vor ihr lag ein langer Weg, aber ihr war es lieber zu laufen, als mit dem Auto zu fahren. So konnte sie den Schritten nachgehen, die jede Nacht in ihrem Herz widerhallten – zumindest in den Nächten, in denen sie Schlaf fand.
    Der Pfad wand sich an einer Seite des Snakehead entlang bis zu einer Lichtung, von der aus man in der Ferne die Lower Falls erblicken konnte. Sarah war seit einem Jahr nicht mehr dort gewesen, und alles in ihr drängte sie, an dem Ort vorbeizurennen, ihren Erinnerungen davonzulaufen.
    Doch Sarah fasste sich ein Herz und blieb stehen. Die Bäume und Büsche um sie herum drängten sich dicht aneinander, als planten sie einen Hinterhalt. Sie fühlte sich umzingelt, ihr Herz raste. Hier war es geschehen. Dies war der Ort, an dem Damian Wright Sam und Josh eingeholt hatte. Auf dieser Lichtung hatte Sarah alles verloren.
    Ihr Herz schlug mit solcher Wucht gegen den Brustkorb, dass sie die Augen schließen und tief durchatmen musste. Sie musste sich abwenden, erst dann brachte sie es über sich, sie wieder zu öffnen. Die vertraute Aussicht beruhigte sie. Flussaufwärts konnte sie Hals Haus und die Wasserfälle ausmachen. Flussabwärts lagen der Stausee und dahinter Hopewell: ein Gewirr aus weiß gewaschenen Häuserfronten, Schindeldächern und Ziegelsteinen, die zwischen den Baumreihen hindurchschimmerten. Als einziges Wahrzeichen stach der hoch aufragende St.-Andrew-Glockenturm hervor.
    Es herrschte vollkommene Stille, selbst das Surren der Stechmücken und Moskitos war verstummt. Weiche Piniennadeln dämpften jeden Schritt und erfüllten die Luft mit ihrem schweren, süßlichen Duft. Das einzige wahrnehmbare Geräusch war Sarahs Atem; selbst das Rauschen des Wasserfalls drang nur gedämpft zu ihr durch. Als wäre dies ein heiliger, ein geweihter Ort.
    Nachdem Sarah all ihren Mut zusammengenommen hatte, wandte sie sich noch einmal um, und sofort stürzten all die Erinnerungen auf sie ein, die in den letzten zwei Jahren verblasst waren. Das mit Sams Blut vollgespritzte Lorbeergebüsch; die Erde unter der Roteiche, die sich in einen dunkelroten See verwandelt hatte, dort, wo er hingefallen sein musste; die aufgewühlten Blätter an der Stelle, an der wohl ein Kampf mit Wright stattgefunden, und wo man ein wenig Blut des Mörders entdeckt hatte; die Hemlocktanne, neben der die Speicherkarte gefunden worden war …
    Als sie blinzelte, wurde die

Weitere Kostenlose Bücher