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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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künstlichem Vanillearoma. Sarah betrachtete den Mann, der so versessen darauf war, sie zu heilen, sie wieder in die Welt hinauszuschicken. Er wusste nichts von ihr, hatte keine Ahnung von der echten Welt.
    »Schließlich«, fuhr er fort, als sie nicht reagierte, »hätte sich eine clevere junge Dame wie Sie doch bestimmt über die Medikamente informiert, die sie sich ausgesucht hat – wenn sie sich tatsächlich umbringen wollte. Sie hätte gewusst, dass eine größere Menge Alkohol auf leeren Magen zu Erbrechen führen würde, ehe die Wirkung der Tabletten einsetzt. Und sie hätte daran gedacht, dass die Lichtung, auf der ihr Mann und ihr Sohn gestorben sind, der erste Ort ist, an dem mögliche Retter nach ihr suchen würden.«
    Er lächelte sie blasiert an, zufrieden darüber, dass er alles wusste, was es für ihn zu wissen gab. Weil er alle Antworten kannte.
    »Verraten Sie mir, was Sie wirklich bewegt, was Sie sich wünschen«, sagte er dann und klappte ein schmales Notizheft auf, das er erwartungsvoll auf den Knien abgelegt hatte. Der Erfolg seiner Behandlung schien ihm eine bereits ausgemachte Sache, eine weitere Kerbe auf einer unsichtbaren Latte. »Wir werden das alles aufarbeiten, Sie von hier weg- und wieder zurück ins Leben bringen.«
    Sarah beantwortete seine Fragen, da ihr klar war, dass sie nur so wieder in Freiheit gelangen konnte, passte die Antworten wenn nötig an die seinem aufgeblasenen Ego entsprungenen Theorien an. Sie hätte alles getan, um dort rauszukommen.
    Einige wichtige Dinge hatte sie jedoch tatsächlich von dem jungen Möchtegern-Freud gelernt.
    Nummer eins: Recherche, Recherche, Recherche.
    Nummer zwei: Zuerst die Medikamente, dann der Alkohol.
    Und zuletzt: Tiefer in den Wald hinein gehen. Dorthin, wo niemand sie rechtzeitig finden würde.

10
    Caitlyn behielt die Sonnenbrille auf, obwohl es bereits dunkel war, als sie nach Hause zu ihrer Wohnung in Manassas fuhr. Die Migräne war unerbittlich, ein Raubtier, das nicht von seiner Beute ablassen wollte.
    Sie hielt das Lenkrad des Subarus fest umklammert, parkte wie blind ein, schnappte sich ihre Handtasche; beim Geräusch der zuschlagenden Autotür wurde ihr kurz schwarz vor Augen. Atmen, tief durchatmen !, ermahnte sie sich und stützte sich vornübergebeugt auf der noch warmen, knackenden Motorhaube auf.
    Doch bald zwang sich Caitlyn wieder in die Höhe – auf keinen Fall wollte sie hier draußen zusammenbrechen, wo ihre Vermieterin sie sehen könnte, und so stolperte sie die Treppen hinauf bis zur Wohnung im ersten Stock des Hauses, das liebevoll im viktorianischen Stil restauriert worden war. Während sie mit jeder einzelnen der zwölf Stufen kämpfte, schlug ihr die schwere Tasche gegen die Hüfte, weil sie sich mit beiden Händen am Geländer festkrallte, bis die Farbe unter ihren Nägeln absplitterte; dann hatte sie es endlich bis zur Haustür geschafft.
    Der Schlüssel zitterte in ihrer Hand. Inzwischen war beinahe ihr gesamtes Sichtfeld schwarz. Das laute Pochen in ihrem Schädel verdrängte jeden anderen Laut. Der Schmerz war schier unerträglich geworden.
    Endlich gelang es ihr, aufzuschließen und die Tür nach innen zu drücken. Caitlyn hastete hinein, ließ die Tasche fallen, trat die Tür zu und schaffte es gerade noch ins Bad, ehe sie sich übergeben musste. Der Gestank war besonders widerwärtig – ein sicheres Zeichen dafür, dass dieser Migräneanfall besonders schlimm werden würde. Als ob das noch weiterer Beweisebedurft hätte.
    Ihr wohlüberlegter Plan hatte sich damit erledigt. Nachdem sie sich den gesamten Nachmittag über mit dem Hopewell-Fall beschäftigt hatte, wollte sie dem Kopfschmerz mit einer bereits im Büro injizierten Dosis Imitrex vorbeugen. Die starke Spritze hatte bisher noch nie ihre Wirkung verfehlt. Niemals.
    Bis jetzt. Sie gab auf, glitt zu Boden, den Arm immer noch um die Kloschüssel geschlungen, eine Wange ruhte an den Fliesen neben der Toilette. Der Schmerz kam über sie wie ein Geiselbefreiungskommando – nur war sie in diesem Fall das einzunehmende Gebäude. Immer neue Angriffswellen rollten heran, die selbst Stahltüren aufgebrochen hätten. Blendgranaten und donnernde Maschinengewehrsalven quälten ihren Körper.
    Dann ging die Migräne zum Nahkampf über, ein nicht enden wollendes Gemetzel in ihrem Gehirn, ihrem Körper, ihrem Verstand.
    Caitlyn lag einfach da, ohne Kontrolle über ihre bebenden und zuckenden Gliedmaßen. Ihr war speiübel, sie spürte, wie die Magensäure ihr im

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