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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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dem bösartigsten Lächeln im Gesicht, das man sich nur vorstellen kann. Ich sag Ihnen, die hat den Teufel im Leib.«
    »Ihre arme Mutter.«
    »Merken Sie sich meine Worte: Mit der wird es ein schlimmes Ende nehmen. Genau wie mit ihrem Vater.«
    Die Hexenstimmen verklangen in der Vergangenheit, wo sie hingehörten. An ihrer Stelle drang Hals beruhigender Tonfall von weit her zu Caitlyn durch; durch das laute Pochen in ihrem Schädel war er jedoch kaum zu hören. »Es ist alles gut. Entspannen Sie sich einfach!«
    Urplötzlich verschwand der Schmerz, und ihre Sinne kehrten zurück. Sie krümmte sich über einen Mülleimer und übergab sich. Hal stützte sie und strich ihr das Haar aus der Stirn.
    Caitlyn blinzelte. Sie waren draußen, hinter der Leichenhalle. Der Asphaltweg glitzerte in der Abendsonne; dahinter lag inmitten von Bäumen und Büschen eine kleine Lichtung.
    »Ist es jetzt besser?«, fragte Hal. Er richtete sie auf, klappte den Deckel des Mülleimers zu. Der Knall ließ Caitlyn zusammenfahren.
    Der Kopfschmerz war nicht bezwungen, das war bloß ein Rückzugsmanöver, schon bald würde er sie unvermittelt von der Flanke angreifen. Am Rande ihrer Wahrnehmung spürte sie ihn immer weiter anwachsen. Caitlyn schüttelte den Kopf, bereute die kleine Bewegung jedoch sofort.
    »Bringen Sie mich hier weg!« Jedes Wort lockte die Migräne wieder näher.
    Hal richtete sich auf, schaute an ihr vorbei zu seinem Wagen, zog sie an sich und schleifte sie dann in die entgegengesetzte Richtung. »Kommen Sie mit«, sagte er, doch seine Worte verschwanden in Nebelschwaden aus weißem Schmerz. »Ich weiß, was Sie jetzt brauchen.«
    Er führte sie an dem Schild vorbei, auf dem Hain der Stille stand. Als die hellen Blitze zurückkamen, stolperte Caitlyn, denn es fühlte sich an, als ob Laserstrahlen Löcher in ihren Schädel schießen würden. Sie kniff die Augen zusammen, um den Angriff abzuwehren, und ließ sich von Hal über einen mit Mulch bedeckten Weg führen.
    Die Schmerzen waren nicht mehr auszuhalten. Sie fiel zu Boden und rollte sich in der Embryonalstellung zusammen, presste die Fäuste auf die Augen, aber immer noch drang etwas Sonnenlicht durch und brachte neuen scharlachroten Schmerz. Als sie das Gesicht auf den Boden presste, mischte sich der Duft von feuchter Erde und saftigem Gras mit dem von verbranntem Fleisch, der immer mit der Migräne einherging.
    Sie krümmte sich, versuchte, sich noch kleiner zu machen, dem Schmerz weniger Angriffsfläche zu bieten, doch es wurde nur noch schlimmer. Blind streckte Caitlyn die Hand aus.
    »Meine Tasche«, stöhnte sie und zahlte gleich darauf einen hohen Preis für die zwei Worte.
    Die Erde bebte, als das Leder auf dem Boden aufkam. Ein Schatten glitt über Caitlyn, sodass sie wagte, die Augen leicht zu öffnen, während sie auf der Suche nach Erlösung in dem Beutel kramte. Durch den roten Schleier vor ihren Augen erkannte sie zwei Männerhände, die ihr in ihrer verzerrten Wahrnehmung groß und spindeldürr wie die eines Ungeheuers erschienen und in die Tasche griffen.
    Meine Waffe, er hat meine Waffe . Sie wurde von Angst gepackt, was die Qualen noch verstärkte. Es ist in Ordnung, er ist einer von uns, ein Waffenbruder , versicherte ihr eine leise Stimme, kaum hörbar. Caitlyns Hand suchte ihre Pistole, griff jedoch zu kurz und schlug flach auf der Erde auf. Sie konnte ihm nicht trauen, durfte ihm nicht trauen.
    Schon lag ihr Ausweis neben der Glock, die Lederhülle glänzte in der Sonne.
    »Was haben wir denn hier?« Hals Stimme dröhnte, als ob sie ein erzürnter Gott von einem fernen Berge herabdonnern würde. »Triptylin. Atosil. Toradol. Phrenilin forte.« Er hielt inne. Sie drehte mühsam den Kopf zur Seite, wollte ihn ansehen, ihn anflehen, hatte aber nicht die Kraft. »Ich will mal annehmen, dass sie die alle rechtmäßig verschrieben bekommen haben, da Sie genug davon mit sich rumschleppen, um ein Pferd zu töten.«
    Er ließ die Tasche fallen und ging weg. Ohne seinen Schatten war sie schutzlos dem grausamen Sonnenlicht ausgesetzt. Sie schrie auf, versuchte das Gesicht wieder in der kühlen Erde zu vergraben.
    Er kam zurück, und jeder seiner Schritte jagte eine Landmine in ihrem Kopf hoch. Sie schwitzte wie verrückt, war in einen säuerlichen Mantel aus Angst und Schrecken gehüllt. Wo war bloß ihre Waffe? Sie schien kurz davor, endgültig den Verstand zu verlieren.
    Letzte Chance, letzte Zuflucht.
    Ganz ihres Vaters Tochter.
    Ihre Hand schoss nach

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