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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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zu lindern. Dachte, es würde vielleicht auch bei ihnen helfen.«
    Caitlyn nahm seine Hand. Sie war so groß, dass sie beide Hände brauchte, um die Handfläche mit den kräftigen Fingern zu umfassen. »Das hat es. Haben Sie.«
    Er wurde rot im Gesicht, und eine lange Minute saßen sie einfach so da in der Sonne. Seine Augen waren blau, wie verwaschene Jeans. Ihr war bisher gar nicht aufgefallen, wie gut aussehend er war – weil sie viel zu beschäftigt damit gewesen war, sich in seinen Augen zu beweisen und sich mit ihm zu messen. Jetzt lächelte sie ihn an, wandte den Blick nicht ab, fühlte, wie seine Handfläche feucht wurde, spürte den heftig schlagenden Puls an ihren Fingerspitzen. Er betrachtete ihr Gesicht, den Mund, seine Lippen öffneten sich leicht. Dann stand er auf und zog sie an den Händen mit sich.
    Caitlyn schwankte noch kurz, doch Hal war da, um sie zu stützen. Nach diesem langen Kampf war sie erschöpft, gleichzeitig jedoch elektrisiert von seiner Berührung.
    Lächelnd entzog er ihr die Hand. Dann trat er hinter sie, fuhr mit den Fingern über die Haut an ihrem Rücken und schloss den zuvor geöffneten Büstenhalter.
    »Nicht hier«, sagte er so leise, dass es wie ein Hauch in ihre Adern fuhr, ein geflüstertes Versprechen – eines, das sie gegebenenfalls beide leugnen und wieder aufheben konnten. Seine Hände verweilten kurz, ehe er die Bluse schloss und sie zuzuknöpfen begann. »Erst, wenn Sie wieder auf der Höhe und kräftig genug dafür sind.«
    Immer noch in seiner Umarmung, drehte sie sich um, sodass seine Hände nun auf ihrer Hüfte lagen. Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und lächelte ihn neckisch an. Wie gut sich das anfühlte! »Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Chief! Ich komme immer schnell wieder auf die Beine.«

24
    »Ihr« Baum war ein wild wuchernder Zuckerahorn auf einer Lichtung neben dem kleinen Fluss hinter dem Haus. Hier hatte sie Sam beigebracht, den Nachthimmel zu deuten, hier hatte er ihr seine Lieder vorgespielt, hatte sie ihm einen Antrag gemacht, den er abgelehnt hatte, war Josh gezeugt worden – hier hatte Sam ihr einen Antrag gemacht, und sie ihn angenommen.
    Sarah versteckte sich zwischen den knapp zwanzig Meter entfernten Tannen und beobachtete den Ahornbaum. Sie hatte Alan gestattet, für sie zu kochen, sich um sie zu kümmern und ihm dann recht früh und leicht angespannt eine gute Nacht gewünscht. Während des Abendessens hatten sie nicht besonders viel miteinander gesprochen – nun, Alan hatte schon ziemlich viel geredet, nur war Sarah nicht besonders aufmerksam gewesen.
    Sobald Alan gegangen war und sie das Haus für sich gehabt hatte, war sie ins Badezimmer geeilt und hatte den Badezimmerspiegel untersucht. Wie vorhin schon, war auf ihm keinerlei versteckte Botschaft aus dem Jenseits zu erkennen. Sie hatte kochend heiß geduscht, doch anschließend war er immer noch blank gewesen.
    Zu blank. Zu sauber. Wo waren die vielen Zahnpastaspritzer geblieben? Sie hatte den Spiegel seit über einer Woche nicht mehr geputzt. Sarah hatte nach unten auf den inzwischen blitzblanken Fußboden geschaut, dank Alans Bemühungen von jeglichen Rotweinspuren befreit.
    Alan . Sie zog ihn oft auf, weil er so ein Sauberkeitsfanatiker war. Aber warum hätte er die Botschaft abwischen sollen? Vielleicht, um sie vor etwas zu beschützen, was er für einen kranken Scherz hielt.
    Da es auf die verabredete Zeit zuging, duckte Sarah sich und spähte zwischen den Zweigen hervor, die sie verdeckten. Ihre Finger harkten die Tannennadeln an ihrer Seite, formten runde Muster, während sie nachdachte.
    Wusste Alan, dass Sam noch am Leben war? Falls er noch lebte.
    Sie schüttelte den Kopf, runzelte die Stirn. Wie sollte das möglich sein? Alan war, erst zwei Wochen nachdem Sam und Josh verschwunden waren, nach Hopewell gekommen. Die beiden Männer waren sich also nie begegnet.
    Aufgewühlt starrte sie in die sternenklare Nacht. Sie hätte auch einfach zu dem Ahornbaum gehen und dort warten können. Es war schließlich ihr Baum, ihr Grund und Boden; Sarah hätte jedes Recht, dort zu sein, Botschaft hin oder her. Aber die Angst hielt sie zurück. Die Vorstellung, dass Sam noch am Leben war, machte ihr Angst – denn warum hatte er sich dann die letzten zwei Jahre über versteckt? Warum hatte er ihr Josh weggenommen? Weshalb war er nicht zurückgekommen oder hatte sie zumindest wissen lassen, dass es ihnen gut geht?
    Falls Sam noch am Leben war, wie hatte er sie dann in dieser

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