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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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herumgesprochen.
    Dabei verlor selbst diese Zerstreuung nach einiger Zeit an Reiz. Kein Vergleich zu den Dramen, die er sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte. Kammerspiele. Und in jedem einzelnen davon übernahm Stan Diamontes die Hauptrolle.
    Grigor hatte sich fast in die Hose gemacht, als Logan ihm erzählt hatte, Stan besäße Frau und Kind. Zu schade, dass Stan und der Junge bereits tot waren. Aber damit blieb ihm immer noch die Ehefrau …
    Die Hand, mit der er die Armlehne umklammert hielt, wurde feucht. Ein erstickter Laut löste sich aus seiner Kehle.
    »Grigor, Sie wissen, was Ihr Onkel gesagt hat. Die Familie wünscht keinen weiteren Ärger oder irgendwelche« – Dawsons Ton wurde scharf – »Peinlichkeiten.«
    »Wenn mein Vater noch am Leben wäre –«
    »Ihr Vater ist tot; jetzt hat Ihr Onkel das Sagen. Und für ihn sind Sie nichts als eine Last.«
    »Das war nicht so, als ich denen jede Menge Geld eingebracht habe.«
    »Als sie nach Ihrer Verhaftung sämtliche Aktivitäten einstellen mussten, haben sie jeden Cent davon und noch weitaus mehr verloren. Inzwischen haben sich die Geschäfte wieder erholt, und Ihr Onkel wünscht keine weitere Unruhe.«
    Grigors Augen wurden schmal, er betrachtete den Anwalt abschätzig. Er war ein Künstler inmitten von geldgierigen Ungläubigen. Sie verstanden ihn einfach nicht – niemand von ihnen.
    »Also, was ist das für eine Stadt, in der Sie Immobilien kaufen wollten?«
    Grigor zeigte sein Haifischlächeln. »Hopewell? Das liegt oben in den Bergen. Sehr ruhig und friedlich. Dort werde ich Erstaunliches vollbringen.«
    * * *
    Julia schaute JD mit weit aufgerissenem Mund an. Er ließ den Kopf hängen, rot vor Scham. Nie zuvor hatte er jemandem anvertraut, was an jenem Tag geschehen war – und jetzt war es ausgerechnet vor Julia aus ihm herausgeplatzt.
    Kluger Schachzug, Casanova. So kriegst du sie bestimmt rum.
    »Damian Wright?«, fragte sie mit angespannter Stimme. »Der Typ, der Mrs Durandts kleinen Jungen umgebracht hat?«
    »Und ihren Mann. Und nachdem er von hier wegging, noch weitere Kinder.« JD zog die Knie zur Brust. Er bebte am ganzen Körper, schaffte es jedoch, nicht loszuheulen. Nicht vor Julia. »Das ist alles meine Schuld.«
    Zu seiner Überraschung rutschte Julia näher an ihn heran, umarmte ihn und zog seinen Kopf an ihre Schulter. »Nein. JD , das darfst du nicht denken. Wie könntest du daran schuld sein?«
    Seine Schultern sackten herunter, sie trugen schwer an der Last, die er seit zwei Jahren mit sich herumschleppte. »Ich habe ihn gesehen. Damian Wright. Ich habe ihn an jenem Tag gesehen. Tommy Bowmaster und ich hingen im Park ab, mit den Skateboards, haben ein paar Tricks geübt. Tommy ist aber hingefallen und hat sich am Handgelenk verletzt, also ist er gegangen. Ich bin geblieben. Und dort sah ich diesen Kerl, der sich beim Kinderspielplatz herumtrieb und Fotos machte.«
    »Du hättest unmöglich ahnen können, wer er war oder was er vorhatte«, wandte sie ein, verteidigte ihn besser, als er es selbst vermocht hätte.
    »Ich habe ihn gesehen, Julia. Und ich habe gespürt, dass mit dem irgendetwas nicht stimmt. Sogar seinen Wagen habe ich gesehen – einen weißen Honda Accord. Ich habe ihn beobachtet, wie er damit weggefahren ist, es aber niemandem erzählt. Dann hat er all diese Jungs umgebracht, und ich hätte ihn davon abhalten können. Ich hätte ihn aufhalten müssen.«
    Sie hielt ihn fest, während er versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. »Ich muss dauernd an die Gesichter der Jungs denken – einer von ihnen hätte mein kleiner Bruder sein können. Ein paar Tage später ist die Polizei bei uns zu Hause vorbeigekommen und hat gesagt, dass Kenny auch auf den Fotos gewesen ist, die sie gefunden haben. Dieser eklige Kerl hat meinen kleinen Bruder fotografiert. Was, wenn er nun Kenny gefolgt wäre? Und das nur, weil ich zu faul war, ihn aufzuhalten.«
    »Du warst damals doch erst dreizehn Jahre alt. Die Polizei hätte vermutlich sowieso nicht auf dich gehört. Außerdem, was hättest du schon tun können? Ihm mit deinem Skateboard hinterherfahren?« Julias Stimme war ruhig, tröstlich. Die Stimme der Vernunft, nach der er seit zwei Jahren gesucht hatte.
    »Das weiß ich nicht«, gab er zu. »Ich stelle mir oft vor, wie ich ihm mit dem Skateboard eins überziehe und ihn am Boden festhalte, bis Hal Waverly oder einer seiner Kollegen kommt. Alle in Hopewell jubeln mir daraufhin zu, und ich bekomme einen großen Orden.« Von den

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