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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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dann?«
    »Mein richtiger Name ist Stan Diamontes. Ich war, bin, eine Menge Dinge. Ich bin gesurft. Habe Songs geschrieben. Wenn es keine Wellen gab, habe ich am Strand Mädchen aufgerissen. Ich hatte keine Lust zu arbeiten, aber mein Vater wollte mir das College nur für eine ordentliche Ausbildung bezahlen, also habe ich einen Abschluss in Finanzbuchhaltung gemacht.«
    Als sie herumfuhr, raschelte es. »Du bist Buchhalter? Du kamst doch nicht einmal mit unserem Scheckbuch zurecht.«
    »Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich das gerne gemacht habe. Aber ich war – bin – eigentlich ziemlich gut darin. Nicht unbedingt, was das Führen der Bücher angeht, aber alles, was mit der Arbeit am Computer zu tun hat. Gelder bewegen, sie für dich arbeiten lassen, sie verstecken.« Beinahe hätte er gelächelt, weil er sich an sein »perfektes« Verbrechen erinnerte. Ein Verbrechen ohne Opfer, da er alle von Korsakovs Konten abgezweigten Gelder später wieder zurückgab – nur ohne die Zinsen, die er damit verdient hatte.
    Ein dummer, gieriger Narr. Das war Stan. Die herumliegenden Millionen schienen nur auf seine langen Finger zu warten, und da er stets auf einen Adrenalinkick und das schnelle Geld aus gewesen war, hatte er einfach nicht widerstehen können. Sich vielmehr eingeredet, das Schicksal habe ihn in die Nähe solch riesiger Geldmengen geführt. Und ihm einen Wahnsinnigen wie Korsakov zugespielt. Kurz blitzte ein Bild vor seinem inneren Auge auf, von dem, was Korsakov Josh und Sarah antun würde. Seine alte Wunde brannte wie Feuer. Sam drehte den Kopf zur Seite und schluckte die aufgestiegene Galle hinunter.
    »Also, für wen hast du all dieses Geld verwaltet?«, fragte Sarah, und ihre Stimme klang nicht mehr ganz so weit entfernt.
    Sam musste erst noch einmal schlucken, bevor er wieder sprechen konnte. »Ein Kerl namens Grigor Korsakov. Er wollte unbedingt im Filmgeschäft Fuß fassen. War wild entschlossen, der nächste Tarantino zu werden. Geld hatte er genug, nur musste er es erst noch – äh – legitimieren, bevor er es für seine Produktionsfirma verwenden konnte.«
    »Legitimieren? Du meinst Geldwäsche. Also dieser Korsakov, was war er tatsächlich? Ein Drogenhändler?« Sie ging auf der Lichtung hin und her, blickte nach rechts und nach links, wie ein eingesperrtes Tier auf der Suche nach einem Fluchtweg.
    Sam konnte den Blick nicht von ihr abwenden, beobachtete, wie sie langsam wieder zu sich zurückfand. Sie trug den Kopf jetzt wieder erhoben, wirkte keineswegs mehr niedergeschlagen. Stattdessen schien sie vor Wut zu glühen.
    »Drogen, Prostitution, Schmuggel, Glücksspiel.« Er zuckte mit den Achseln. »Das volle Programm.«
    Plötzlich fuhr sie blitzschnell herum und blieb dicht vor ihm stehen. Ihr wütender Blick durchbohrte ihn wie eine Feuerlanze.
    »Du hast für einen Drogenhändler und Zuhälter gearbeitet?«
    »Nein. Ich habe für einen Mann gearbeitet, dessen Familie der russischen Mafia angehört. Und die sind Drogenhändler und Zuhälter. Obwohl Korsakov gefährlicher als all die anderen zusammengenommen ist. Das wusste ich allerdings erst nicht. Und als ich es herausfand, war es bereits zu spät. Da steckte ich schon bis über beide Ohren in der Sache drin.«
    Sie beugte sich vor, schaute ihn eindringlich an. »Entschuldige bitte, aber wie es scheint, tust du das immer noch. Und hast deinen Sohn und mich mit hineingezogen.«
    Ihre Worte ließen ihn zusammenfahren. Nicht wegen des scharfen Tonfalls, ein Tonfall, den er nie zuvor bei ihr gehört hatte, sondern weil sie recht hatte. »Das habe ich so nie gewollt.«
    »Das? Was denn?«
    »Mein Leben, du, Josh – nichts davon hätte passieren sollen. Ich hatte einen Plan.«
    »Du hattest einen Plan?« Ihr Lachen klang schrill, beinah hysterisch. Sam betrachtete sie besorgt. Sie stand stocksteif da, die Hände zu Fäusten geballt, bis die Knöchel weiß hervortraten, den Mund vor Wut verzerrt. »Und wie sah dieser grandiose Plan von dir aus, lieber Stan ?«
    Es war ihm unerträglich, dass sie ihn mit seinem alten Namen ansprach – und dass sie ihn aussprach, als würde sie etwas Widerliches ausspucken. Noch unerträglicher war, dass ausgerechnet sie die Wahrheit über sein Leben erfahren musste.
    Während er sich die Seite massierte, die Finger über die Narbe gleiten ließ, als befragte er ein Orakel, versuchte er, die richtigen Worte zu finden.
    »Alles begann vor acht Jahren. Ich war siebenundzwanzig, immer noch nicht erwachsen, sondern

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