Total Control (Das Labyrinth)
bereits einen ganzen Schwung Fingerabdrücke in der Limousine genommen. Die werden wir mit denen der Toten vergleichen, danach konzentrieren wir uns auf die verbleibenden Abdrücke.«
»Würde mich nicht überraschen, wenn Sidney Archers Fingerabdrücke überall verstreut wären«, sagte Holman. »Besonders bei all dem Blut da drin.«
Sawyer wandte sich dem Ermittler zu. »Haben Sie schon ein Motiv?«
Royce hielt ein Diktiergerät hoch. »Das hier haben wir unter Brophy gefunden. Es wurde bereits auf Fingerabdrücke untersucht.« Der Mordfahnder drückte die Abspieltaste. Allesamt lauschten sie dem Band, bis es nach ein paar Minuten stoppte. Sawyers Gesicht war hochrot.
»Das ist Jason Archers Stimme«, erklärte Hardy. »Die kenne ich nur allzu gut.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn wir jetzt noch den Mann zur Stimme hätten.«
»Die zweite Stimme ist die von Sidney«, fügte Jackson hinzu. Dabei betrachtete er seinen Partner, der sich an einen Pfeiler lehnte und einem Häufchen Elend glich.
Rasch überdachte Sawyer diese neue Information und fügte sie in die ständig sich verändernde Landschaft ein, in die der Fall sich verwandelt hatte. Brophy hatte die Unterhaltung an dem Morgen aufgezeichnet, an dem sie Sidney erstmals befragt hatten. Deshalb wirkte der Mistkerl so zufrieden mit sich. Es erklärte auch, weshalb er nach New Orleans geflogen war und Sidneys Hotelzimmer durchwühlt hatte.
Sawyer verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Niemals hätte er freiwillig preisgegeben, was Sidney ihm über den Anruf anvertraut hatte. Nun aber war das Geheimnis aufgedeckt. Sie hatte das FBI belogen. Selbst wenn Sawyer aussagte, daß sie ihm die Einzelheiten über das Telefongespräch später mitgeteilt habe - wozu er jederzeit bereit war -, so hatte sie dennoch geplant, einem Flüchtigen Hilfe zu leisten. Sie würde so lange ins Gefängnis wandern, daß man den Schlüssel gleich wegwerfen konnte. Beim Gedanken an Amy Archers zierliches Gesichtchen sackten seine Schultern noch weiter herab.
Nachdem Royce und Holman davonmarschierten, um die Ermittlungen fortzusetzen, ging Hardy zu Sawyer hinüber. »Willst du meine Meinung hören?«
Sawyer nickte. Jackson gesellte sich zu den beiden.
»Wahrscheinlich weiß ich ein paar Dinge mehr als du. Zum einen: Tyler, Stone wollte Sidney Archer vor die Tür setzen«, erklärte Hardy.
»In Ordnung.« Sawyer musterte Hardy aufmerksam.
»Ironischerweise fand man das Entlassungsschreiben bei Goldman. Es könnte sich folgendermaßen abgespielt haben: Archer kommt aus irgendeinem Grund ins Büro. Vielleicht ohne böse Absicht, vielleicht auch nicht. Sie trifft auf Goldman und Brophy, entweder zufällig, oder weil etwas vereinbart war. Wahrscheinlich erläutert Goldman ihr recht ausführlich den Inhalt des Entlassungsschreibens, dann spielen er und Brophy ihr das Band vor. Das lupenreines Erpressungsmaterial darstellt.«
»Zugegeben, das Band schadet ihr entsetzlich, aber was hätten die beiden von ihr erpressen sollen?« Sawyer musterte seinen Freund.
»Wie ich dir schon erzählt habe, war Sidney Archer bis zum
Flugzeugabsturz Tritons führende Anwältin bei der CyberCom- Übernahme. Sie ist mit streng geheimen Informationen vertraut Informationen, für die RTG wer weiß was bieten würde. Der Lohn dafür ist das Band. Entweder rückt sie mit den gewünschten Informationen heraus, oder sie wandert in den Knast. Die Kanzlei wollte sie ohnehin entlassen. Was sollte es sie also noch kümmern?«
Sawyer wirkte verwirrt. »Aber ich dachte, ihr Mann hätte RTG bereits mit diesen Informationen versorgt? Was ist mit der Übergabe auf dem Video?«
»Verhandlungspositionen ändern sich, Lee. Ich weiß genau, daß Tritons Bedingungen für das Angebot an CyberCom seit Jason Archers Verschwinden geändert wurden. Was Jason denen gab, ist mittlerweile kalter Kaffee. Die brauchten den Letztstand. Ironischerweise konnte die Ehefrau ihnen das liefern, was ihr Mann nicht liefern konnte.«
»Bisher klingt deine Geschichte so, als wären die drei sich einig geworden. Wie kommen die Morde ins Spiel, Frank? Nur, weil es ihre Pistole ist, muß sie noch lange nicht abgedrückt haben.« Mittlerweile klang Sawyers Stimme ziemlich gereizt.
Hardy ignorierte den Tonfall und setzte seine Analyse fort. »Vielleicht konnten sie sich nicht über die Bedingungen einigen. Vielleicht gerieten die Dinge außer Kontrolle. Vielleicht hielten es Brophy und Goldman für das Beste, ihr die erforderlichen Informationen
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