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Total Control (Das Labyrinth)

Total Control (Das Labyrinth)

Titel: Total Control (Das Labyrinth) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Prinzip weiß der Markt bereits, was wir tun werden. Ist das verständlich genug für Sie?«
    »Ja.« Hörbar stieß Sawyer die Luft aus. Dann richtete er sich im Stuhl auf. »Was geschieht, wenn der Markt sich irrt?«
    Tiedmans Tonfall verriet, daß er überaus zufrieden mit der Frage war. »Ah, das ist etwas ganz anderes. Wenn der Markt sich irrt, können gewaltige Verschiebungen in der Finanzlandschaft einsetzen.«
    »Wenn also jemand im voraus wüßte, daß eine dieser unerwarteten Änderungen ins Haus steht, könnte derjenige beträchtlichen Profit daraus schlagen?«
    »Das ist eine ziemliche Untertreibung. Jeder, der vorzeitig über eine unerwartete Zinsanpassung durch die Bundeszentralbank Bescheid weiß, könnte schon Sekunden nach Bekanntwerden der Maßnahme Milliarden verdienen.« Tiedmans Antwort verschlug Sawyer vorübergehend die Sprache. Er rieb sich die Stirn und stieß einen leisen Pfiff aus. »Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten, Lee. Am gewinnbringendsten wäre wohl der Handel mit Eurodollarverträgen am Internationalen Währungsmarkt in Chicago. Die Gewinnspanne beträgt tausend zu eins. Oder natürlich der Aktienmarkt. Steigen die Zinssätze, sinkt der Marktwert und umgekehrt, so einfach ist das. Liegt man richtig, kann man Milliarden verdienen, liegt man falsch, Milliarden verlieren.« Sawyer schwieg nach wie vor. »Lee, ich glaube, es gibt noch eine Frage, die Sie mir stellen möchten.«
    Sawyer klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr, während er hastig ein paar Notizen kritzelte. »Nur eine? Ich laufe gerade erst warm.«
    »Ich glaube, diese eine Auskunft könnte alles andere unwesentlich machen, das Sie wissen möchten.«
    Obwohl Tiedman mit ihm zu spielen schien, blieb Sawyer der todernste Klang seiner Stimme nicht verborgen. Angestrengt dachte er nach. Fast hätte er lauthals in den Hörer gebrüllt, als ihm die Frage plötzlich einfiel. »Die Daten, die Sie mir gerade gegeben haben, die Daten der Zinsanpassungen - waren das alles >Überraschungen< für den Markt?«
    Tiedman ließ sich mit der Antwort ein paar Sekunden Zeit. »Ja.« Sawyer fühlte die Spannung fast, die durch die Leitung knisterte. »Es waren sogar die schlimmstmöglichen Überraschungen für die Finanzmärkte, weil sie nicht das Ergebnis planmäßiger Sitzungen des Bundeszentralbankrats darstellten, sondern das Ergebnis Arthurs eigenmächtiger Entscheidungen als Präsident der Bundeszentralbank.«
    »Also konnte er selbständig Zinssätze anpassen?«
    »Ja, der Rat kann dem Präsidenten dieses Recht verleihen. Im Lauf der Jahre wurde das oft getan. Arthur hat sich sehr darum bemüht und es letztlich bekommen. Tut mir leid, daß ich es nicht schon früher erwähnt habe. Es schien mir nicht so wichtig.«
    »Schon gut«, erwiderte Sawyer. »Und bei diesen Anlässen hat möglicherweise jemand mehr Geld verdient, als Sterne am Himmel stehen?«
    »Ja«, bestätigte Tiedman ganz leise. »Ja«, wiederholte er. »Außerdem steht fest, daß andere zumindest dieselbe Summe verloren haben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, wenn Sie damit recht haben, daß Arthur erpreßt wurde, um die Zinssätze zu manipulieren, drängen mich die extremen Werte, mit denen er den Federal-Funds-Satz anpaßte, zu dem Schluß, daß jemand geschädigt werden sollte.«
    »Wieso?« fragte Sawyer.
    »Weil, wenn man lediglich Profit aus den Zinssatzanpassungen schlagen will, dafür bereits geringe Verschiebungen ausreichen, solange sie eine Überraschung für den Markt darstellen. Ist man hingegen darauf aus, die Investitionen von anderen zunichte zu machen, die eine Veränderung in die entgegengesetzte Richtung erwarten, bietet eine Anpassung von einem Prozentpunkt dafür eine tödliche Waffe.«
    »Himmel. Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wer auf diese Weise getroffen wurde?«
    Tiedman lächelte. »Lee, bei den verschlungenen Wegen, über die Geld heutzutage fließt, hätten weder Sie noch ich genug Jahre übrig, um das jemals zu bewerkstelligen.«
    Tiedman schwieg eine gute Minute, und Sawyer wußte wirklich nicht, was er noch sagen sollte. Als Tiedman schließlich die Stille durchbrach, klang seine Stimme mit einem Mal zu Tode erschöpft. »Bis zu unserer kürzlichen Unterhaltung kam mir gar nie in den Sinn, daß Arthurs Beziehung mit Steven Page benutzt worden sein könnte, um Arthur zu solchen Handlungsweisen zu zwingen. Nunmehr erscheint es mir recht offensichtlich.«
    »Aber Sie sind sich doch bewußt, daß kein Beweis für eine

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