Total Control (Das Labyrinth)
Anzügen, die Sawyer für die Vertreter von CyberCom hielt.
Hardy schien seine Gedanken zu lesen. »Generaldirektor, Finanzbevollmächtigter und Betriebsleiter von CyberCom, von links nach rechts.«
»Und Glücksbringer für alle anderen«, meinte Sawyer.
Hardy deutete auf die Bühne. Von rechts marschierte Nathan Gamble herein, in elegantem Anzug, ein gewinnendes Lächeln im Gesicht. Er baute sich hinter dem Podium auf, und sogleich setzte sich jeder auf seinen Platz und verstummte, als wäre soeben Moses mit jenen berühmten Täfeln vom Berge Sinai herabgestiegen. Gamble holte eine vorbereitete Rede hervor und legte leidenschaftlich damit los.
Sawyer bekam das Meiste gar nicht mit. Er war damit beschäftigt, Quentin Rowe zu beobachten. Der junge Mann starrte auf Gamble. Vermutlich war er sich dessen nicht bewußt, aber seine Züge verrieten keine freundschaftlichen Gefühle.
Aus den wenigen Floskeln, die Sawyer aufschnappte, entnahm er, daß Gamble vorwiegend über Geld sprach, dem großen Geld, das eine marktbeherrschende Stellung verhieß. Nachdem Gamble den Vortrag mit einer eleganten Verbeugung beendete - Sawyer mußte zugeben, daß er ein zungenfertiger Geschäftsmann war -, setzte tosender Applaus ein.
Dann nahm Quentin Rowe das Podium in Beschlag. Als Gamble auf dem Weg zu den Stühlen an ihm vorbeiging, schenkten die beiden Männer einander ein Lächeln, wie es in Sawyers Augen geheuchelter nicht sein konnte.
Im Gegensatz zu Gamble unterstrich Rowe das unbegrenzte positive Potential, das die beiden Firmen, Triton und CyberCom vereint, der Welt zu bieten hatten. Das Thema Geld kam überhaupt nie zur Sprache. Aber darüber hatte sich ohnehin Gamble zur Genüge ausgelassen, zumindest in Sawyers Augen. Nun beobachtete der FBI-Agent Gamble, der Rowe keines Blickes würdigte. Statt dessen unterhielt er sich freundschaftlich mit den Vertretern von CyberCom. Anscheinend bemerkte Rowe das Gespräch, denn einmal schielte er hinüber und verlor kurz den Faden, ehe er fortfuhr. Seiner Rede wurde bestenfalls höflicher Applaus gespendet, fand Sawyer. Offenbar stand das Wohl der Welt einen Rang hinter den grünen Scheinen. Zumindest für die hier Anwesenden.
Nachdem die Leute von CyberCom die Präsentation beendeten, begann ein großes Händeschütteln und Schulterklopfen für die Kameras der eingeladenen Fotografen. Sawyer fiel auf, daß Gamble und Rowe einander kein einziges Mal berührten. Sie achteten darauf, die Vertreter von CyberCom zwischen sich zu behalten. Vielleicht waren sie deshalb so begeistert über die Transaktion; nun würde es eine Pufferzone zwischen ihnen geben.
Nacheinander verließen die Vortragenden die Bühne und wurden sofort mit Fragen bestürmt. Gamble lächelte, gab geistreiche Bemerkungen von sich und genoß den Augenblick in vollen Zügen. Die Leute von CyberCom folgten in seinem Kielwasser. Sawyer beobachtete, wie Rowe sich davonstahl, hinüber an den Getränketisch ging, sich eine Tasse Tee nahm und damit rasch in einer abgeschiedenen Ecke verschwand.
Sawyer zog Jackson am Ärmel, und die beiden marschierten in Rowes Richtung. Hardy dagegen ging hinüber zu Gamble, um dessen Ausführungen zu lauschen.
»Nette Rede.«
Rowe schaute auf und erblickte Sawyer und Jackson vor sich.
»Was? Oh, danke.«
»Das ist mein Partner, Ray Jackson.«
Rowe und Jackson begrüßten einander.
Sawyer sah hinüber zu der Menschenmasse, die Gamble umringte. »Er steht wohl gern im Rampenlicht.«
Rowe nippte am Tee und tupfte sich geziert mit der Serviette den Mund ab. »Seine geradlinige Art und sein mangelndes Wissen darüber, was wir eigentlich tun, gibt eine attraktive Mischung ab«, meinte er verächtlich.
Jackson nahm neben Rowe Platz. »Mir persönlich hat gefallen, was Sie über die Zukunft sagten. Meine Kinder fahren voll auf Computer ab. Und es stimmt, was Sie erzählt haben: Bessere Bildungsmöglichkeiten für alle, insbesondere für die Armen haben bessere Arbeitsplätze und damit weniger Verbrechen zur Folge. Davon bin ich überzeugt.«
»Danke. Ich auch.« Lächelnd blickte Rowe zu Sawyer. »Obwohl ich glaube, daß Ihr Partner diese Meinung nicht teilt.«
Sawyer, der die Menschenmenge beobachtet hatte, sah gekränkt zu Rowe hinab. »He, ich bin durchaus für all den positiven Kram. Laßt mir nur Bleistift und Papier. Das ist alles, was ich verlange.« Mit der Kaffeetasse deutete Sawyer auf die Gruppe der Vertreter von CyberCom. »Sie scheinen sich mit den Burschen recht gut zu
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