Total Control (Das Labyrinth)
Position suchen Sie denn jemanden?«
»Für die des Sicherheitschefs natürlich, was sonst?«
»Ich dachte, den Job hätte bereits Lucas.«
Gamble zuckte die Schultern. »Um den kümmere ich mich schon. Er ist ohnehin mehr mein Leibwächter. Übrigens habe ich sein Regierungsgehalt vervierfacht. Für Sie würde ich noch höher gehen.«
»Dann machen Sie wohl Lucas für die Sache mit Archer verantwortlich.«
»He, irgend jemand muß schließlich schuld sein. Also, was meinen Sie?«
»Was ist mit Hardy?«
»Der ist erwachsen. Wo steht geschrieben, daß ich Ihnen nicht auch ein Angebot unterbreiten darf? Wenn ich Sie bekomme, brauche ich vielleicht weniger von ihm.«
»Frank ist ein guter Freund von mir. Niemals würde ich etwas tun, das ihm schaden könnte. Ist nicht mein Stil.«
»Es ist ja nicht so, daß er plötzlich in Mülltonnen rumwühlen müßte. Hardy hat bereits jede Menge Geld gescheffelt. Das meiste stammt von mir.« Gamble zuckte die Schultern. »Aber ganz wie Sie wollen.«
Sawyer erhob sich. »Um ganz ehrlich zu sein, ich bin nicht sicher, ob wir beide jemals nebeneinander überleben könnten.«
Gamble musterte ihn eingehend. »Wissen Sie, damit haben Sie wahrscheinlich recht.«
Sawyer ließ Gamble allein im Zimmer zurück. Als er hinaustrat, sah er sich Lucas gegenüber, der vor der Tür stand.
»He Rich, Sie sind ja wirklich überall.«
»Das gehört zu meinem Job«, erwiderte Lucas kurz angebunden.
»In meinen Augen sind Sie ein Märtyrer.« Sawyer nickte in Richtung des Zimmers, in dem Nathan Gamble an seiner Zigarre sog und marschierte davon.
Sawyer war gerade zurück ins Büro gekommen, als das Telefon klingelte.
»Ja?«
»Charles Tiedman, Lee.«
»Den Anruf nehme ich mit Freuden entgegen.« Sawyer drückte auf den blinkenden roten Knopf am Telefon. »Hallo, Charles.«
Tiedman gab sich forsch und geschäftsmäßig. »Lee, ich rufe wegen Ihrer Frage an.«
Sawyer blätterte sein Notizbuch durch, bis er den Teil über die Unterhaltung mit Tiedman fand. »Sie wollten die Daten überprüfen, wann Lieberman die Zinssätze erhöhte.«
»Ich wollte sie Ihnen nicht per Post oder per Fax senden. Zwar sind Sie eigentlich öffentlich bekannt, aber ... nun, ich war nicht sicher, wer außer Ihnen sie zu Gesicht bekommen würde. Wir müssen ja nicht unnötig Staub aufwirbeln.«
»Ich verstehe.« Großer Gott, nimmt denn die Geheimniskrämerei dieser Zentralbanktypen nie ein Ende? dachte Sawyer. »Warum geben Sie mir die Daten nicht einfach jetzt durch, Charles?«
Tiedman räusperte sich und begann. »Es gab fünf solcher Anlässe. Am neunzehnten Dezember 1990 fand die erste Anpassung statt. Die weiteren erfolgten am achtundzwanzigsten Februar des folgenden Jahres, am sechsundzwanzigsten September 1992, am fünfzehnten November desselben Jahres und schließlich am sechzehnten April 1993.«
Sawyer notierte sich die Daten. »Welche Nettoveränderung ergab sich daraus? Nach allen fünf Anpassungen?«
»Effektiv wurde der Federal-Funds-Satz um einen halben Prozentpunkt erhöht. Die erste Senkung aber betrug einen Prozentpunkt, die letzte Erhöhung einen Dreiviertelprozentpunkt.«
»Ich nehme an, das ist viel auf einmal.«
»Wären wir bei der Armee und würden uns über Waffensysteme unterhalten, entspräche ein Prozentpunkt ohne weiteres einer Atombombe.«
»Wenn vorzeitig etwas über die Entscheidung der Bundeszentralbank hinsichtlich der Zinssätze durchsickerte, könnten gewisse Leute vermutlich gewaltiges Kapital daraus geschlagen haben.«
»Eigentlich«, erklärte Tiedman, »ist das vorzeitige Wissen um Handlungen der Bundeszentralbank in Bezug auf die Zinssätze für jeden wie auch immer gearteten Zweck völlig wertlos.«
O Gott! Sawyer schloß die Augen, schlug sich auf die Stirn und lehnte sich so weit zurück, daß er beinahe mit dem Stuhl umkippte. Vielleicht sollte er sich einfach die geliebte 10mm an die Schläfe halten und sich weiteres Elend ersparen. »Verzeihen Sie meine Blödheit, aber wozu dann die ganze Geheimniskrämerei?«
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Skrupellose Leute könnten durchaus in vielerlei Hinsicht von vertraulichen Informationen über die Beratungen der Bundeszentralbank profitieren. Aber der Markt verfügt über eine ganze Armee von Bundeszentralbank-Beobachtern, die ihr Handwerk so gut verstehen, daß die Finanzgemeinde für gewöhnlich lange im voraus weiß, ob die Bundeszentralbank die Zinssätze senken oder erhöhen wird und um wieviel. Im
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