Total Control (Das Labyrinth)
pusgeländes, wo die Elitestudenten der Universität in Einzi mm erwohnungen lebten, welche sich seit Tho m as Jeffersons Zeiten kaum verändert hatten und in denen nach wie vor offene Ka m i ne die einzige Heiz m öglichkeit darstellten. Die schlichte Schönheit des Ca m pusgeländes hatte sie stets begeistert, wann i mm er sie den Ort besuchte. Nun nahm sie die Anlage selbst vor dem Hintergrund eines klaren Spätherbsttages kaum wahr. So viele offene Fragen quälten sie, und es war an der Zeit, daß sie einige Antworten erhielt.
Auf den Stufen der Rotunda ließ sie sich nieder und holte aber m als das Telefon aus der Handtasche. Sie gab die entsprechenden Ziffern ein. Zwei m al klingelte es.
»Triton Global.«
»Kay ? « fragte Sidney.
»Sid ? « Kay Vincent, Jasons S e kretärin. Sie war eine pu mm elige Frau Mitte Fünfzig, hatte Jason vergöttert und bei m ehreren Anlässen auf A m y aufgepaßt. Sidney hatte sich von Anfang an prächtig m it ihr verstanden, da beide dieselben Ansichten über das Dasein als Mutter, über Beruf und Männer teilten.
»Kay, wie geht es dir? Tut m i r leid, daß ich nicht schon früher angerufen habe.«
» W ie es mir geht? O Gott, Sid, es tut m i r so verda mm t leid. So verda mm t leid.«
Sidney hörte heraus, daß die ältere Frau m it den Tränen kä m pfte.
»Ich weiß, Kay. Ich weiß. Es kam alles so plötzlich, so …« Sidneys Sti mm e versagte ihr den Dienst, dann stählte sie sich. Sie m ußte einiges in Erfahrung bringen, und Kay Vincent stellte die zuverlässigste Quelle dar, die ihr einfiel. »Kay, du weißt doch, daß Jason sich ein paar Tage freigeno mm en hatte.«
»Sti mm t , er sagte, er wollte die Küche streichen und die Garage in Ordnung bringen. Eine ganze W oche lang hat er nur davon erzählt.«
»Die Reise nach Los Angeles hat er nie erwähnt ? «
»Nein. Es war ein Schock zu erfahren, daß er in dem Flugzeug saß.«
» W ar schon je m and da, um m it dir über Jason zu reden ? «
»Jede Menge Leute. Alle sind erschüttert.«
» W as ist m it Quentin Rowe?«
»Er war ein paar m al da.« Kay s e tzte ab, dann fuhr sie fort.
»Sid, warum all diese Fragen?«
»Kay, das hier m uß unter uns bleiben, ja ? «
»Na gut«, m einte sie zögerlich.
»Ich dachte, Jason wollte zu einem Vorstellungsgespräch bei einer anderen Fir m a nach L. A ., denn genau das hat er m i r erzählt. Aber wie ich vor kurzem herausgefunden habe, sti mm t e das nicht.«
»Mein Gott!«
W ährend Kay die Neuigkeit v e rdaute, wagte Sidney eine weitere Frage. »Kay, fällt dir irgendein Grund ein, warum Jason m i ch belogen haben könnte? Verhielt er sich bei der Arbeit m erkwürdig?«
Eine beträchtliche Pause entstand. »Kay ? « Sidney zappelte auf den Stufen. All m ählich kroch ihr die Kälte der Backsteine in die Knochen. Unver m ittelt stand sie au f .
»Sid, wir haben sehr strenge Regeln, was Gespräche über Fir m enangelegenheiten betri ff t . Ich will m i r keinen Ärger einhandeln.«
»Das weiß ich, Kay. Ich bin eine von Tritons Anwältinnen, schon vergessen ? «
»Nun, das hier ist ein wenig anders.« Abrupt verschwand Kays Sti mm e aus der Leitung. Sidney fragte sich, ob sie aufgelegt hatte, dann jedoch m eldete Kay sich wieder. »Kannst du m i ch heute abend anru f en? Ich will darüber wirklich nicht während der Arbeitszeit sprechen. Gegen acht bin ich zu Hause. Hast du noch m eine Privatnu mm er ? «
»Hab’ ich, Kay. Danke.«
Ohne ein weiteres W ort legte Kay Vincent auf.
Jason hatte selten m it Sidney über Triton gesprochen, obwohl sie als Anwältin bei Tyler, Stone an zahlreichen Fällen f ür das Unterneh m en beteiligt gewesen war. Ihr Mann nahm die Verantwortung, die m it seiner Stellung einherging, überaus ernst. Stets war er bedacht darauf gewesen, seine Frau in keine unangeneh m e Lage zu bringen. Bisher zu m i ndest. Langsam schlenderte sie zurück zur Parkgarage.
Nachdem sie beim Parkplatzwächter bezahlt hatte, steuerte sie auf ihren W agen zu. Plötzlich wirbelte sie heru m ; doch da war bereits nie m and m ehr da. Rasch lief sie zurück zur Straße neben der Garage und spähte um sich. Nie m and war in Sicht, aber zahlreiche Geschäfte säu m ten die Straße. Innerhalb weniger Sekunden hätte je m and in eines davon hineinhuschen können.
Das erste Mal war ihr der Mann aufgefallen, als sie auf den Stufen der Rotunda saß. Er stand hinter einem der vielen Bäu m e, die rund um die Grünanlage wuchsen. Da sie in ihr Gespräch m it
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