Total Control (Das Labyrinth)
elegant gekleidete Leute, die in das Restaurant schlenderten, um einen Abend bei gutem Essen, noblen Getränken und dem neuesten Klatsch zu verbringen. Sidney ließ die Jalousien herab. Sie at m ete tief aus, setzte sich a u f die Anrichte, schlüpfte aus den Schuhen und rieb sich abwesend die wunden, m üden Füße.
» W arum wollte Jason nicht, daß du je m andem von diesen neuen Verantwortungsbereichen erzählst ? «
»Keine Ahnung. Er ist vorher schon drei m al befördert worden; deshalb bin ich sicher, d a ß dies m al was anderes dahintersteckte. Außerdem würde m an daraus wohl kein Gehei m nis m achen, oder ? «
Sidney ließ sich diese Infor m ation ein paar Sekunden durch den Kopf gehen. Jason hatte ihr gegenüber keine Beförderung erwähnt, und es war unvorstellbar, daß er ihr so etwas verschwiegen hätte. »Hat er dir gesagt, wer ihm diese zusätzliche Verantwortung übertragen hat ? «
»Nein. Und ich wollte ihn auch nicht ausfragen.«
»Hast du irgend je m andem erzählt, was Jason dir anvertraut hat ? «
»Nie m ande m «, erwiderte Kay m it fester Sti mm e.
Sidney war geneigt, ihr zu glauben. Sie schüttelte den Kopf.
» W as hat dir sonst noch zu denken gegeben ? «
»Nun, Jason war in letzter Zeit recht verschlossen. Außerdem ließ er sich des öfteren bei Dienstbesprechungen entschuldigen. All so was. Mindestens einen Monat lang hat sich das hingezogen.«
Sidney hörte auf, sich den Fuß zu reiben.
»Jason hat nie etwas davon gesagt, daß er sich nach einem neuen Job u m sah ? «
»Nie m als.« Durch die Telefon l eitung konnte Sidney fast fühlen, wie Kay vehe m ent den Kopf schüttelte.
»Hast du Jason m al gefragt, ob ihn etwas bedrückt ? «
»Ein m al, aber dafür zeigte er sich wenig e m pfänglich. Zwar war er ein guter Freund, aber er war auch m ein Chef. Ich wollte ihm nicht zu nahe treten.«
»Kann ich gut verstehen, Kay.« Als Sidney von der Anrichte glitt und in die Schuhe schlüpfte, be m erkte sie einen Schatten, der unter der Tür vorbeiwanderte und dann verharrte. Sie wartete ein paar Sekunden, doch der Schatten rührte sich nicht von der Stelle. Sidney drückte auf den Knopf am Telefon, um den Hörer auf schnurlos u m zustellen, und löste das Kabel. Ihr war etwas eingefallen.
»Kay, war eigentlich schon je m and in Jasons Büro ? «
»Äh …«
Kays Zögern bot Sidney Gelegenheit, eine weitere Frage zu stellen: » W ie soll das überhaupt bei all den zusätzlichen Schutzvorrichtungen an seiner Tür gehen ? «
»Genau das ist das Proble m , Sid. Nie m and hatte den Code oder Jasons Chipkarte. Die Tür besteht aus acht Zenti m eter dickem Massivholz und einem Stahlrah m en. Mr. Ga m ble und Mr. Rowe waren diese W oche nicht in der Fir m a, und ich glaube, sonst wußte nie m and, was m an tun sollte.«
»Also war noch keiner in Jasons Büro, seit es … es passiert ist ? « Sidney betrachtete die Chipkarte.
»Keiner. Mr. Rowe kam heute am späten Nach m ittag vorbei. Morgen läßt er die Fir m a ko mm en, die das Schloß installiert hat.«
» W ar außer ihm noch je m and da ? «
Sidney hörte, wie Kay heftig ausat m ete. »Ein Mann von SecurTech.«
»SecurTech ? « Ohne den Schatten aus den Augen zu lassen, hielt Sidney den Hörer ans andere Ohr. Lautlos schlich sie auf die Tür zu. Sie fürchtete nicht, daß es sich um einen Einbrecher handeln könnte; schließlich arbeiteten noch zahlreiche Leute in der Kanzlei. »Das ist doch Tritons Berater f ir m a in Objektschutzfragen, oder ? «
»Ja. Ich habe m i ch gefragt, warum m an sie angerufen hat, aber angeblich entspricht das in so einem Fall der nor m alen Vorgehensweise.«
Mittlerweile stand Sidney rechts neben der Tür. Ihre f reie Hand bewegte sich auf den Knauf zu.
»Sidney, ich habe ein paar Sachen von Jason an m einem Arbeitsplatz. Fotos, einen Pullover, den er m i r m al geborgt hat, ein paar Bücher. Er hat versucht, m i ch für die Literatur des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts zu begeistern, obwohl ich fürchte, daß es ihm nicht recht gelungen ist.«
»Dasselbe hatte er m it A m y vor, bis ich ihn darauf hingewiesen habe, daß es m öglicherweise hilfreich wäre, wenn sie zuerst das ABC lernt, bevor sie sich Hals über Kopf auf Voltaire stürzt.«
Ge m einsam brachen die beiden Frauen in Gelächter aus, was sich unter den schrecklichen U m ständen überaus gut anfühlte.
»Du kannst vorbeiko mm en, wann i mm er du sie abholen willst.«
»Mach’ ich, Kay. Vielleicht können wir
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