Total Control (Das Labyrinth)
glitten die verchro m ten Glastüren au f . Sie betrat das Foyer des Gebäudes, das aus einer Vorhalle m it hoch aufragenden Säulen, einem sanft plätschernden W asserfall und soviel Mar m or bestand, wie ein m ittlerer Steinbruch zu bieten hatte. W ährend sie auf den Fahrs t uhl zuging, schaltete sich die Beleuchtung auto m atisch ein. Dazu erklang sanfte Musik, und als sie sich dem Lift näherte, glitten dessen Türen von selbst au f . Tritons Hauptsitz war m it sä m tlichen Spielereien ausgestattet, die das reiche techno l ogische Spektrum des Konzerns beinhaltete.
Im siebenten Stockwerk stieg sie aus dem Fahrstuhl.
Der dort postierte Nachtwächter erhob sich, kam auf sie zu und ergriff ihre Hand. Sch m erz lag in den Augen des Mannes.
»Hallo, Charlie.«
»Sidney. Mein tiefe m pfundenes Beileid.«
»Danke, Charlie.«
Charlie schüttelte den Kopf. »Er war auf dem W eg nach ganz oben. Hat härter gearbeitet als a lle andern hier. Oft waren nur noch er und ich im Haus. Manch m al hat er m i r Kaffee und was zu essen aus der Kantine gebracht. Hab’ ihn nie darum gebeten, er hat’s einfach getan. Ganz anders als die m eisten Karrieretiger hier, die sich für was Besseres halten.«
»Da haben Sie recht, so war Jason nicht.«
»Nein, Ma’a m , war er nicht. Also, was kann ich für Sie tun? Brauchen Sie irgendwas? Sagen sie dem alten Charlie einfach, woru m ’s geht.«
»Nun, ich habe m i ch gefragt, ob Kay Vincent wohl noch hier ist.«
Verdutzt starrte Charlie sie an. »Kay? Kann ich m i r nicht vorstellen. Mein Dienst beginnt um neun. Nor m alerweise hört Kay gegen sieben auf, also … h ä tte ich sie gar nicht gehen sehen. Ich schau’ m al nach.«
Charlie trat hinüber zum Kontr o llpult. Der Halfter, in dem seine Pistole steckte, schlug dabei gegen sein Bein und der am Munitionsgurt befestigte Schlüsselbund kli m perte. Er setzte einen Kopfhörer auf und drück t e einen Knopf auf dem Pult. Nach ein paar Sekunden schüttelte er den Kopf. »Ich beko mm e nur ihren Anrufbeantworter an die Leitung, Sidney.«
»Oh. Na ja, sie hat ein paar Sachen … ein paar Sachen von Jason, die ich abholen wollte.« Sidney schlug die Augen nieder, offenbar unfähig, weiterzusprechen.
Charlie kam wieder zu ihr he r über und berührte sie am Ar m .
»Nun, vielleicht hat sie die Sachen ja auf ihrem Schreibtisch liegen.«
Sidney blickte zu ihm auf. » W ahrscheinlich. W äre gut m öglich.«
Charlie zögerte. Er wußte, daß dies allen Regeln widersprach. Aber schließlich bestätigten Ausnah m en die Regel. Er ging an das Pult und drückte ein paar Knöpfe. Sidney beobachtete, wie sich das rote Licht neben der Tür zum Bürotrakt in ein grünes verwandelte. Charlie kam zurück, zog den Schlüsselbund vom Gurt und öffnete die Tür.
»Sie wissen ja, wie die hier von wegen Sicherheit ausflippen, aber ich denke, in dem Fall kann ich m al ein Auge zudrücken. Außerdem ist da hinten sowieso keiner m ehr. Für gewöhnlich wi mm elt es bis gegen zehn nur so vor Leuten, aber durch den Feiertag diese W oche ist heute alles wie ausgestorben. Ich m uß jetzt im dritten Stock m eine Runde drehen. Sie wissen ja, wo Kay sitzt, nicht wahr ? «
» W eiß ich, Charlie. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.« Noch m als drückte er ihre Hand. » W ie gesagt, Jason war ein guter Mann.«
Sidney ging den sanft beleuchteten Korridor entlang. Kays Kabine befand sich etwa auf halbem W eg zum Ende des Ganges, schräg gegenüber von Jasons Arbeitszi mm er. Unterwegs sah sie sich achtsam u m . Alles war ruhig. Sie bog um die Ecke und erblickte Kays dunkles Büro. In einer Schachtel neben dem Schreibtisch fand sie einen Pullover und ein paar gerah m te Fotos. Sie wühlte tiefer und brachte ein Buch m it edlem Einband und Goldrändern zum Vorschein. David Copperfield eines von Jasons Lieblingsbüch e rn. Sidney legte die Sachen zurück in die Schachtel und stellte diese neben den Sessel.
W i ederum schaute sie in alle Richtungen. Der Korridor war nach wie vor verlassen. Zwar hatte Charlie ge m eint, daß nie m and m ehr hier sei, aber schließlich war er sich auch bei Kay nicht sicher gewesen. Da m it zufrieden, zu m i ndest im Augenblick allein zu sein, trat Sidney vor die Bürotür ihres Mannes. Enttäuschung m achte sich auf ihren Zügen breit, als sie den Ziffernblock erspähte. Dieses Gerät hatte Kay nicht erwähnt.
Einen Augenblick überlegte sie, dann kra m te sie die Plastickarte aus der Tasche, sah sich noch m als um und
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