Total Control (Das Labyrinth)
schob die Karte in den Schlitz. Am Zi ff ernb l ock leuchtete eine La m pe au f . Das W ort »Bereit« stand neben der La m pe zu lesen. Fieberhaft dachte sie nach und gab verschiedene Zählen ein, doch das Licht veränderte sich nicht. I mm er m utloser wurde sie, denn sie wußte nicht ein m al, wie viele Ziffern sie eingeben m ußte, geschweige denn welche. Erfolgl o s probierte sie ein paar weitere Ko m binationen.
Gerade wollte sie au f geben, da be m erkte sie einen winzigen digitalen Bildschirm in einer Ecke des Ziffernblocks. Anscheinend handelte es sich um einen Zähler, der inzwischen bei acht Sekunden angelangt war. Die A l ar m l a m pe auf dem Ziffernblock begann in i mm er grelleren Rottönen zu blinken.
»Verfluchter Mist!« Ein Alar m ! Nun m ehr zeigte der Zähler fünf Sekunden. W i e geläh m t stand sie da. All die Konsequenzen rasten ihr durch den Kopf, die eintreten würden, wenn m an sie bei dem Versuch ertappte, in das Büro ihres Mannes einzubrechen. Keine davon ließ sich unter einer völligen Katastrophe einstufen.
Als sie den Blick auf den Zähler heftete, der nun bei drei Sekunden angelangt war, brach sie aus ihrer Reglosigkeit aus. Eine letzte m ögliche Ko m bination blitzte durch ihr Hirn. Ein stu mm es Gebet auf den Lippen, gab sie die Ziffern 0-6-1-6 ein. Die letzte Taste drückte sie im selben Augenblick, als der Zähler auf Null schaltete. Eine endlose Sekunde hielt Sidney den Atem an und m achte sich auf das Schrillen des Alar m s gefaßt.
Die Alar m l a m pe erlosch, das Türschloß schnappte auf. An die W and gelehnt, versuchte Sidn e y, wieder zu Atem zu ko mm en. Der 16. Juni war A m ys Geburtstag. Ver m utlich gab es bei Triton eine interne Betriebsanweisung, die besagte, daß für Sicherheitscodes keine persönlichen Zahlen verwendet werden durften, da sie zu einfach zu knacken wären. Sidney betrachtete es als Beweis, daß Jasons Ged a nken stets um das kleine Mädchen kreisten. Gekreist hatten, verbesserte sie sich.
Sie zog die Plastickarte aus dem Schlitz. Bevor sie den Türknauf u m faßte, holte sie ein Taschentuch aus der Handtasche und wickelte es sich um die Hand, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Als Einbrecher zu fungieren erregte und entsetzte sie gleicher m aßen. Bis in die Ohren spürte sie den Puls hä mm ern. Sie betrat das Büro und schloß rasch die Tür hinter sich.
Zwar wagte sie nicht, das Licht einzuschalten, doch sie hatte vorgesorgt. Die Taschenla m pe, die sie aus der Handtasche zauberte, war klein, aber höchst wirkungsvoll. Bevor Sidney sie einschaltete, vergewisserte sie sich, daß die Jalousien ganz heruntergelassen und geschlossen waren. Der dünne Strahl wanderte durch den Rau m . Schon m ehr m als war sie hier gewesen, um Jason zum Mittagessen abzuholen, obwohl sie nie lange in seinem Büro geblieben waren. Für gewöhnlich gerade lange genug, um hinter verschlossenen Türen einen flüchtigen Kuß auszutauschen. Der Schein der La m pe strich über Bücherregale voller technischer W erke, die weit über ihr Verständnis hinausgingen. Die Technokraten regieren tatsächlich die W elt, dachte sie kurz, und sei es nur, weil sie die einzigen sind, die den ganzen Kre m pel reparieren können, wenn er kaputt geht.
Der Lichtkegel erfaßte den C o m puter. Rasch schlich Sidney hinüber. Das Gerät war ausgeschaltet, und ein weiterer Ziffernblock ließ sie Abstand davon neh m en, ihr Glück herauszufordern, indem sie es einschaltete. Selbst wenn es ihr durch Zufall gelänge, sich einzuloggen, wäre sie hoffnungslos verloren; denn sie wußte weder wonach, noch wo sie suchen sollte. Es war das Risiko einfach nicht wert. Sie be m erkte das Mikrofon neben dem Co m puterbildschir m . Einige der Schreibtischschubladen waren abgesperrt; die wenigen anderen offenbarten nichts Interessantes.
Ganz im Unterschied zu ihrem Büro in der Anwaltskanzlei hingen keine Diplo m e an den W änden; auch sonst entbehrte der Raum jeden persönlichen Flairs. Fast jeden. Mit wäßrigen Augen erblickte sie ein Foto der Fa m ilie Archer, das unübersehbar auf dem Schreibtisch stand.
W ährend sie das Büro durchsuchte, beschlich sie nach und nach das Gefühl, für nichts und wieder nichts ein enor m es W agnis eingegangen zu sein.
Plötzlich ertönte ein Geräusch aus den Tiefen des Bürotrakts; sie wirbelte heru m . Dabei stieß sie m it der Taschenla m pe gegen das Mikrofon, das sich, zu ihrem Entsetzen, in der Mitte verbog. W i e versteinert verharrte sie und
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