Total Recall
Gedanken spielte, selbst ins Rennen zu gehen, hatte Sarge mir eine kleine Notiz geschickt: »Ich freue mich sehr darüber. Ich kann mir heute niemand anderen vorstellen, den ich lieber in diesem Amt sehen würde. Ich hoffe, dir ist klar, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben republikanisch wählen würde, wenn ich Kalifornier wäre!« Eunice ihrerseits hatte immer das Bedürfnis gehabt, am öffentlichen Leben teilzunehmen, und sie blickt ausschließlich nach vorn, um Niederlagen und Tragödien hinter sich zu lassen. Maria verglich mich immer mit ihr und witzelte: »Ich habe meine Mutter geheiratet.« Als Maria ihrer Mutter jetzt erklärte, dass sie gegen meine Kandidatur war, fuhr Eunice sie geradezu an. Sie schimpfte: Maria solle sich zusammenreißen! »Was ist los mit dir?«, sagte sie. »Wir Frauen in unserer Familie stehen immer hinter unseren Männern, wenn sie sich etwas vornehmen!« Ich war bei dem Gespräch natürlich nicht dabei, aber Maria hat mir später davon erzählt. »Und außerdem«, fuhr ihre Mutter fort, »wenn ein Mann den Ehrgeiz hat zu kandidieren, kannst du diesen Ehrgeiz nicht auslöschen. Und wenn du ihn bremst, wird er für den Rest seines Lebens wütend darüber sein. Also beklag dich nicht. Geh an die Öffentlichkeit und hilf ihm!«
Damals trafen wir uns fast täglich mit meinem Freund Dick Riordan, dem ehemaligen Bürgermeister von Los Angeles. Er und seine Frau Nancy wohnten nur ein, zwei Kilometer von uns entfernt. Dick war ein gemäßigter Republikaner wie ich. Er hatte im Jahr zuvor die Vorwahlen für das Gouverneursamt verloren. Viele erwarteten, dass er beim Recall antreten würde, und er hatte sehr gute Aussichten auf einen Sieg. Seinen hervorragenden Wahlkampfmanager Mike Murphy hatte er schon wieder eingestellt. Doch dann hörte man, dass Dick politische Treffen schwänzte und stattdessen lieber Golf spielte.
Ich rief ihn an, um zu hören, was da los war. »Ich werde wohl nicht kandidieren«, erklärte ich ihm, »und wenn ich nicht antrete, heißt das, dass ich dich unterstütze.«
Er dankte mir und lud uns später zu einem Abendessen in ihrem neuen Strandhaus in Malibu ein. Während des ganzen Essens redeten wir darüber, dass die Riordans ins Rennen gehen würden und wir nicht. Und da spürte ich zum ersten Mal, dass Marias Einstellung sich langsam änderte.
»Arnold hatte sich schon fast zu einer Kandidatur entschlossen, und dann hat er entschieden, doch nicht anzutreten, weil wir uns mit dieser Vorstellung einfach nicht anfreunden konnten«, erzählte Maria unseren Gastgebern.
»Ja, man muss Prioritäten setzen«, fügte ich hinzu, »und ich bin froh, dass ich mich gegen die Kandidatur entschieden habe.«
Maria wandte sich mir zu. »Ich weiß, dass es dir schwergefallen ist. Aber letztendlich musst du dich entscheiden. Du solltest tun, was du willst.«
Das machte mich stutzig. Sagte sie da etwa: »Es hat mich völlig umgehauen, als du mir davon erzählt hast, aber jetzt kann ich schon besser damit umgehen?«
Nach dem Essen ging Dick mit mir nach draußen auf die Terrasse, boxte mich spielerisch und sagte: »Du solltest antreten.«
»Was soll das heißen?«
»Um ehrlich zu sein, fehlt mir die Begeisterung, die ich bei dir spüre. Du solltest antreten. Warum soll ich nicht dich unterstützen?«
Auf der Heimfahrt machte ich einen erneuten Versuch: »Du glaubst nicht, was gerade passiert ist«, und ich erzählte Maria von unserem Gespräch.
»Ich dachte schon beim Abendessen, dass da etwas im Busche ist!«, meinte sie. »Und, was hast du ihm geantwortet?«
»Ich habe ihm von dir erzählt, dass du ganz und gar dagegen bist …«
»Also, ich will nicht die Spielverderberin sein. Die Verantwortung lasse ich mir nicht zuschieben. Vielleicht solltest du wirklich kandidieren.«
Darauf konnte ich nur antworten: »Maria, wir müssen uns bis nächste Woche entscheiden.«
Und so ging es tagelang hin und her. Ihr Dilemma konnte ich jetzt gut verstehen. Einerseits war Maria wagemutig und tapfer und wollte eine starke Partnerin sein, andererseits sagte ihr eine innere Stimme: »Diese Achterbahnfahrt hast du schon einmal mitgemacht. Es besteht die große Gefahr, dass er verliert, und damit wirst du selbst zur Verliererin. Du steigst da in eine absolut heikle Sache ein, die du nicht zu verantworten hast.« Sie sagte mir immer wieder, ich müsse das selbst entscheiden, aber jedes Mal, wenn ich andeutete, dass ich ernsthaft über eine Kandidatur nachdachte, wirkte sie
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