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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Milch geschleckt und sich dann vor den Kamin gelegt hatte. Seltsamerweise verspürte sie weder Unsicherheit noch Furcht. Nur mit Mühe widerstand sie der Versuchung, den Fremden am Bauch zu kraulen.
     
    Magrat streifte auch den zweiten Schuh ab, als sie über den langen roten Teppich in Richtung Palasttor und Freiheit eilte. Weg von hier – nur darauf kam es jetzt an. Das Ziel der Flucht spielte eine untergeordnete Rolle.
    Zwei Gestalten glitten aus den Schatten und wandten sich ihr zu. Magrat hob den gläsernen Schuh wie eine Waffe, als die Schwestern lautlos näher kamen und sie mit ihrem kalten Blick durchbohrten.
     
    Die Menge teilte sich. Lily Wetterwachs trat würdevoll durch die Gasse, und bei jedem Schritt knisterte Seide.
    Sie sah Esme an, in ihrer Miene zeigte sich überhaupt keine Überraschung.
    »Und auch ganz in Weiß«, sagte sie trocken. »Ach, du bist wirklich hübsch.«
    »Ich habe deine Pläne vereitelt.« Oma Wetterwachs keuchte noch immer aufgrund der Anstrengung. »Die Geschichte ist zu Ende.«.
    Lily sah an ihr vorbei. Die Schlangenschwestern kamen gerade die Treppe hoch und brachten Magrat.
    »Man bewahre uns vor Leuten, die alles wörtlich nehmen«, sagte sie. »Es gibt zwei von diesen verdammten Dingern.«
    Sie trat zu Magrat und nahm ihr den zweiten Schuh aus der Hand.
    »Das mit der Uhr war nicht schlecht.« Lily drehte sich wieder zu Oma um. »Ich bin davon sehr beeindruckt gewesen. Aber es hat keinen Zweck. Diese Sache kannst du nicht aufhalten – ihr Fortschreiten ist unvermeidlich. Eine gute Geschichte läßt sich nicht ruinieren. Glaub mir; ich weiß Bescheid.«
    Sie reichte den Schuh dem Prinzen, doch ihr Blick blieb auf Esme gerichtet.
    »Er paßt bestimmt«, sagte sie.
    Zwei Wächter hielten Magrat fest, während der Prinz den Schuh an widerspenstigen Zehen vorbeizwang.
    »Na bitte«, fuhr Lily fort, ohne hinzusehen. »Und spar dir deinen lächerlichen Hypnotismus, Esme.«
    »Er paßt«, verkündete der Prinz, doch es klang irgendwie skeptisch.
    »Und ob er paßt«, ertönte eine fröhliche Stimme weiter hinten. »Zwei Paar Wollsocken sorgen dafür.«
    Lily sah nach unten auf Magrats Maske und riß sie fort.
    »Au!«
    »Das falsche Mädchen«, stellte Lily fest. »Und wenn schon. Wichtig ist nur, daß es der richtige Schuh ist. Jetzt brauchen wir nur noch den passenden Fuß dafür zu finden.«
    Spitze Ellenbogen vertrieben mehrere Schaulustige. Nanny Ogg bahnte sich einen Weg durch die Menge und erschien mit ölverschmiertem Gesicht und Spinnweben im Haar.
    »Wenn’s Größe achtunddreißig ist, braucht ihr nicht lange zu suchen«, sagte sie. »Manchmal paßt mir auch neununddreißig, wenn die Schuhe klein ausfallen.«
    »Dich habe ich nicht gemeint, altes Weib«, erwiderte Lily kühl.
    »O doch, das hast du«, widersprach Nanny. »Wir wissen, wie diese Sache läuft. Mit dem Schuh in der Hand durchstreift der Prinz die ganze Stadt und sucht nach der richtigen Frau. Darum geht’s doch, nicht wahr?
    Nun, ich kann euch eine Menge Mühe ersparen.«
    Lilys Züge verrieten einen Hauch von Ungewißheit.
    »Eine junge Frau«, sagte sie. »In heiratsfähigem Alter.«
    »Kein Problem«, entgegnete Nanny und strahlte.
    Der Zwerg Casanunda stieß einem Höfling stolz ans Knie.
    »Sie ist eine gute Freundin von mir«, behauptete er.
    Lily musterte ihre Schwester.
    »Du steckst dahinter. Brauchst es gar nicht abzustreiten.« »Du irrst dich«, sagte Oma. »Was jetzt geschieht … ist das richtige Leben.«
    Nanny zog dem Prinzen den Schuh aus der Hand und streifte ihn über.
    Anschließend hob sie den Fuß.
    Der Schuh paßte perfekt.
    »Na bitte!« triumphierte sie. »Seht ihr? Einen ganzen Tag hättet ihr vergeudet – so ist es viel einfacher.«
    »Vielleicht hättet ihr mehr als nur einen Tag verschwendet«, fügte Oma Wetterwachs hinzu. »Weil’s in der Stadt bestimmt Hunderte von Leuten gibt, denen Schuhe in der Größe achtunddreißig …«
    »Oder neununddreißig, wenn sie klein ausfallen …«
    »… passen«, fuhr Oma fort. »Oder habt ihr etwa gehofft, zufällig sofort die richtige Person zu entdecken?«
    »Das wäre gemogelt«, warf Nanny ein.
    Sie gab dem Prinzen einen Stoß.
    »Um es gleich zu sagen: Ich habe nichts dagegen, zu winken und Geschenke zu öffnen und so, aber es liegt mir fern, das Bett mit dir zu teilen, Freundchen.«
    »Er schläft gar nicht in einem Bett«, meinte Oma Wetterwachs.
    »Nein, er schläft in einem Teich«, ließ sich Nanny vernehmen. »Wir haben

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