Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
ihn mit eigenen Augen gesehen. Er hat einen kleinen Teich in seinem Schlafzimmer.«
    »Weil er ein Frosch ist«, sagte Oma.
    »Und außerdem schwirren überall Fliegen rum, damit er einen kleinen Imbiß nehmen kann, wenn er nachts aufwacht und Appetit bekommt«, erzählte Nanny.
    »Dachte ich’s mir doch!« Mit einem Ruck befreite sich Magrat aus dem Griff der beiden Wächter. »Er hat kalte und feuchte Hände!«
    »Viele Männer haben kalte und feuchte Hände«, stellte Nanny fest. »Aber bei diesem liegt’s an der Froschnatur.«
    »Ich bin ein Prinz von königlicher Abstammung!« protestierte der Prinz.
    »Und außerdem bist du ein Frosch«, sagte Oma.
    »Mir macht das nichts aus«, ertönte Casanundas Stimme von unten. »Ich bin für offene Beziehungen und erhebe keine Einwände, wenn du mit einem Frosch ausgehen möchtest …«
    Lily sah sich um und schnippte mit den Fingern.
    Plötzlich war es völlig still.
    Nanny Ogg drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und beobachtete die Leute. Sie bewegte die Hand vor den Augen eines Wächters.
    »Donnerwetter«, kommentierte sie.
    »Das wird nur kurze Zeit anhalten«, sagte Oma. »Das Leben von tausend Personen läßt sich nicht auf Dauer anhalten.«
    Lily zuckte mit den Achseln. »Sie sind unwichtig. Niemand wird sich daran erinnern, wer den Ball besucht hat. Erinnert wird allein die Flucht, der Schuh und das glückliche Ende.«
    »Ich habe die Geschichte bereits beendet«, wiederholte Oma. »Und sie wird keine Fortsetzung finden. Außerdem ist er ein Frosch. Selbst du bist nicht imstande, seine menschliche Gestalt vierundzwanzig Stunden lang zu stabilisieren. In der Nacht verwandelt er sich zurück. In seinem Schlafzimmer gibt es einen Teich. Er ist ein Frosch.«
    »Nur in seinem Inneren«, sagte Lily.
    »Gerade das zählt«, meinte Oma Wetterwachs.
    »Auch das Äußere ist sehr wichtig«, bemerkte Nanny.
    »Viele Leute sind tief in ihrem Inneren Tiere«, dozierte Lily. »Und viele Tiere sind im Grunde ihres Wesens Menschen. Was gibt’s daran auszusetzen?«
    »Er ist und bleibt ein Frosch.«
    »Insbesondere nachts«, sagte Nanny. Sie dachte, daß ein Gemahl, der nachts ein Mann war und tagsüber ein Frosch, durchaus gewisse Vorzüge hatte. Zwar brachte er keine Lohntüte nach Hause, aber dafür hielten die Möbel länger. Außerdem hatte Nanny sehr pikante Vorstellungen bezüglich der Länge seiner Zunge …
    »Und du hast den Baron umgebracht«, warf Magrat Omas Schwester vor.
    »Glaubst du etwa, er ist ein netter Mann gewesen?« fragte Lily. »Er hat mich überhaupt nicht respektiert. Und wenn man keinen Respekt genießt, ist man überhaupt nichts.«
    Nanny und Magrat sahen Oma an.
    »Er ist ein Frosch.«
    »Ich habe ihn im Sumpf gefunden«, sagte Lily. »Auf den ersten Blick erkannte ich seine Intelligenz. Ich benötigte jemanden, der … sich leicht von gewissen Dingen überzeugen läßt. Sollten nicht auch Frösche eine Chance bekommen? Zweifellos gibt es schlechtere Ehemänner als ihn. Der Kuß einer Prinzessin genügt, um den Zauber zu besiegeln.«
    »Viele Männer sind Tiere.« Diese Weisheit hatte Magrat irgendwo gehört oder gelesen.
    »Trotzdem ist er ein Frosch«, sagte Oma.
    »Seht die Sache einmal mit meinen Augen«, wandte sich Lily an die Hexen. »Dieses Land besteht zum größten Teil aus Sümpfen und Fröschen. Eine Perspektive fehlt. Ich kann diese Stadt in einen großartigen Ort verwandeln. Kein solches Durcheinander wie in Ankh-Morpork, sondern eine Metropole, in der Ordnung herrscht, in der man gut leben kann.«
    »Die junge Dame möchte keinen Frosch heiraten.«
    »In hundert Jahren spielt das keine Rolle mehr.«
    »Es spielt jetzt eine Rolle.«
    Lily machte eine ausladende Geste. »Was willst du eigentlich, Esme? Nun, die Wahl liegt bei dir. Entweder ich – oder die Frau im Sumpf. Licht oder Dunkelheit. Nebel oder Sonnenschein. Finsteres Chaos oder ein glückliches Ende.«
    »Er ist ein Frosch, und du hast den alten Baron umgebracht«, sagte Oma.
    »Du hättest dich ebenso verhalten«, entgegnete Lily.
    »Nein.« Oma schüttelte den Kopf. »Ich hätte vielleicht daran gedacht, meine Vorstellungen jedoch nicht in die Tat umgesetzt.«
    »Wo liegt da der Unterschied?« »Das weißt du nicht?« fragte Nanny Ogg verdutzt. Lily lachte. »Ihr drei seid wirklich komisch. Steckt voller unsinniger guter Absichten. Die Maid, die Mutter und die alte Vettel.«
    »Wen nennst du Maid?« fragte Nanny Ogg.
    »Wen bezeichnest du als Mutter?« erkundigte

Weitere Kostenlose Bücher