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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ebenso wacklig und improvisiert waren wie ihre Hütten. Und die Leute aus der Stadt. Nicht jene Bürger, die in großen weißen Häusern wohnten und mit prächtigen Kutschen zu Bällen fuhren. Nein, die anderen, die nicht in Geschichten vorkamen. Normalerweise sind Geschichten an Schweinehirten, die Schweinehirten bleiben, ebensowenig interessiert wie an armen und demütigen Schustern, deren Schicksal es ist, noch ärmer und demütiger zu sterben.
    Diese Personen bildeten das Fundament für das magische Königreich. Sie kochten die Mahlzeiten, schrubbten den Boden und brachten alle Abfälle fort. Sie waren die Gesichter in der Menge. Ihre Wünsche und Träume stellten keine großen Ansprüche und blieben daher ohne Bedeutung. Die Unsichtbaren …
    Und hier bin ich, damit beschäftigt, Fallen für die Götter zu bauen, dachte Frau Gogol.
    Es existierten verschiedene Formen von Voodoo im Multiversum, denn dabei handelt es sich um eine Religion, die man aus allen zufällig herumliegenden Ingredienzen konstruieren kann. Letztendlich läuft es immer darauf hinaus, einen Gott in den Körper eines Menschen zu rufen.
    Das ist nicht nur dumm, sondern auch gefährlich.
    Frau Gogols Voodoo funktionierte auf eine andere Weise. Waren Götter etwas anderes als ein Ziel des Glaubens? Wenn die Menschen fest genug glaubten, so wuchs ein Gott. Zuerst ganz langsam … Man brauchte Geduld, aber wenn Sümpfe etwas lehren, dann ist es, geduldig zu sein. Alles konnte zum Fokus für einen neuen Gott werden: einige Federn mit einer roten Schleife; Hut und Mantel, an einigen Stöcken befestigt. Alles. Wenn viele Leute praktisch nichts hatten, so konnte irgend etwas zu allem werden. Und dann mästete man die göttliche Entität, wie eine Gans, deren Lebensweg schließlich im Backofen enden wird. Langsam wuchs die Kraft, und wenn die Zeit reif war, öffnete man den Pfad … zur anderen Richtung. Es mußte nicht unbedingt der Gott über den Menschen gebieten; auch das Gegenteil war denkbar. Später würde man einen Preis dafür bezahlen müssen – aber das war immer der Fall. Nach Frau Gogols Erfahrung mußte jeder einmal sterben.
    Sie trank einen Schluck Rum und bot den Krug Samstag an.
    Der Zombie griff danach, setzte ihn kurz an die Lippen und reichte das Gefäß an etwas weiter, das hier in Ermangelung eines besseren Ausdrucks »Hand« genannt werden soll.
    »Beginnen wir«, sagte Frau Gogol.
    Der Untote nahm drei kleine Trommeln und hämmerte in schnellem Rhythmus auf sie ein.
    Nach einer Weile klopfte etwas auf Frau Gogols Schulter und gab ihr den jetzt leeren Krug.
    Also gut. Los geht’s …
    »Schenke mir dein Lächeln, Lady Kommgutnachhaus. Schütze mich, Herr Sichere Heimkehr. Zeig mir den Weg, Rührmichnichtan. Gib mir deine Hilfe, Du-bereust-es-später.
    Ich stehe zwischen Licht und Dunkelheit, aber das spielt keine Rolle, denn ich bin dazwischen.
    Hier erwarten euch Rum, Tabak, Nahrung und ein Heim.
    Und jetzt hört mir gut zu …«
     
    Bong …
    Magrat glaubte, aus einem Traum zu erwachen, und stellte fest, daß die vermeintliche Wirklichkeit ebenfalls ein Traum sein mußte. Sie hatte geträumt, mit dem attraktivsten Mann im Saal zu tanzen, und das schien tatsächlich der Fall zu sein.
    Allerdings verbargen sich seine Augen hinter zwei runden, getönten Gläsern.
    Magrat hatte ein weiches Herz, neigte außerdem zu zwanghaftem Tagträumen und war, wie sich Oma Wetterwachs auszudrücken beliebte, ein Küken. Doch ohne gewisse Instinkte und die Bereitschaft, ihnen zu vertrauen, wäre sie wohl kaum zur Hexe geworden. Ruckartig hob sie die Hand und riß die Brille fort.
    Solche Augen hatte Magrat schon einmal gesehen, aber nicht bei einem aufrecht gehenden Geschöpf.
    Noch vor wenigen Sekunden war sie mit anmutiger Geschmeidigkeit über die Tanzfläche geglitten, jetzt stolperte sie über die eigenen Füße.
    »Äh …«, begann sie.
    Die Hände des Mannes mochten rosarot und tadellos manikürt sein, aber sie waren kalt und feucht.
    Magrat drehte sich um, lief los und stieß mehrere Personen beiseite, die ihr im Weg standen. Ihre Beine verhedderten sich im langen Kleid, und die lächerlichen Glasschuhe fanden nicht genug Halt auf dem glatten Boden.
    Zwei Diener blockierten die Treppe wie eine lebende Barrikade.
    Magrat kniff die Augen zusammen. Sie mußte nur noch raus aus dem Saal.
    »Hai!«
    »Autsch!«
    Auf der obersten Stufe stolperte sie, und einer der beiden gläsernen Schuhe rutschte über den Marmor.
    »Wie soll man in diesen

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