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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich Magrat.
    Oma Wetterwachs schnitt eine finstere Miene. Zwei oder drei Sekunden lang wirkte sie wie jemand, der feststellen muß, daß nur noch ein Strohhalm übrig ist, und alle anderen die langen gezogen haben.
    »Nun, was soll ich mit euch machen?« überlegte Lily laut. »Ich bin dagegen, jemanden umzubringen, wenn es sich vermeiden läßt. Andererseits kann ich auch nicht zulassen, daß ihr weiterhin Dummheiten anstellt …«
    Sie betrachtete ihre Fingernägel.
    »Ich sollte euch an einem sicheren Ort unterbringen, bis dies alles vorbei ist. Und dann … Wißt ihr, was später geschieht?
    Ich erwarte von euch, daß ihr flieht. Immerhin bin ich die Gute.«
     
    Ella folgte Legba im Mondschein vorsichtig durch den Sumpf. Sie erahnte Bewegungen im Wasser, aber nichts tauchte auf – schlechte Neuigkeiten wie Legba sprachen sich schnell herum, insbesondere bei Alligatoren.
    In der Ferne glühte orangefarbenes Licht. Wie sich herausstellte, stammte es von Frau Gogols Hütte beziehungsweise Boot – was auch immer. Im Sumpf hing der Unterschied zwischen Wasser und Land vom persönlichen Blickwinkel ab.
    »Hallo? Ist hier jemand?«
    »Komm nur, Kindchen. Nimm Platz, ruh dich aus.«
    Ella trat behutsam auf die wacklige Veranda. Frau Gogol saß dort in ihrem Schaukelstuhl und hielt eine weiße Flickenpuppe im Schoß.
    »Magrat sagte mir …«
    »Ich weiß Bescheid. Komm zu Erzulie.«
    »Wer bist du?« »Ich bin … eine Freundin.« Ella näherte sich, doch ihre Haltung verriet Fluchtbereitschaft. »Bist du zufälligerweise eine Art Fee oder so?« »Nein. Nur eine Freundin. Ist dir jemand gefolgt?« »Ich … glaube nicht.« »Nun, selbst wenn dich jemand bis hierher verfolgt hätte – es wäre nicht weiter schlimm.« Frau Gogol zögerte kurz. »Vielleicht sollten wir uns dennoch weiter in den Fluß begeben. Umgeben von mehr Wasser sind wir sicherer.«
    Die Hütte bewegte sich.
    »Setz dich. Hier schwankt alles, bis wir tieferes Wasser erreichen.«
    Ella riskierte trotzdem einen Blick.
    Frau Gogols Hütte war mit vier großen Entenfüßen ausgestattet, die nun durch die seichten Stellen platschten und die Hütte forttrugen.
     
    Greebo erwachte und streckte …
    … seine falschen Arme und Beine.
    Frau Nett hatte die ganze Zeit über am Tisch gesessen und ihn beobachtet. Sie setzte ihr Glas ab.
    »Was möchtest du jetzt, Herr Kater?« fragte sie.
    Auf allen vieren lief Greebo zur Tür und kratzte.
    »Möchte nach drausssen«, sagte er.
    »Es genügt, den Knauf zu drehen«, erklärte die Köchin.
    Greebo starrte auf den Knauf, wie jemand, der vergeblich versucht, hochmoderne Technik zu verstehen. Nach einigen Sekunden drehte er den Kopf und warf Frau Nett einen flehenden Blick zu.
    Sie öffnete für ihn, trat zur Seite und sah ihm nach, als er nach draußen schlich. Dann schloß sie die Tür, schob den Riegel vor und lehnte sich dagegen.
     
    »Bei Frau Gogol ist Ella sicher gut aufgehoben«, sagte Magrat.
    »Ha!« erwiderte Oma Wetterwachs.
    »Sie gefiel mir«, meinte Nanny Ogg.
    »Ich traue keinen Frauen, die Rum trinken und Pfeife rauchen«, brummte Oma.
    »Nanny raucht Pfeife und trinkt alles«, warf Magrat ein.
    »Ja, aber sie ist ein abscheuliches altes Luder«, sagte Oma, ohne dabei aufzusehen.
    Nanny Ogg nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Genau«, bestätigte sie fröhlich. »Jeder braucht einen Ruf. Ohne ihn ist man überhaupt nichts.«
    Oma wandte sich vom Schloß ab.
    »Kann das Ding nicht knacken«, grummelte sie. »Und Magie nützt nichts – das Schloß besteht aus Oktiron.«
    »Ich finde es dumm, uns einzusperren«, sagte Nanny. »An Lilys Stelle hätte ich unsere Hinrichtung angeordnet.«
    »Vermutlich deshalb, weil du im Grunde genommen gut bist«, erklärte Magrat. »Die Guten sind unschuldig und schaffen Gerechtigkeit. Die Bösen sind schuldig und erfinden Gnade.«
    »Ich weiß, warum wir hier eingesperrt sind«, sagte Oma Wetterwachs finster. »Damit uns unsere Niederlage bewußt ist.«
    »Deine Schwester sprach von unserer Flucht«, erinnerte sich Magrat. »Ich verstehe das nicht. Sie muß doch wissen, daß zum Schluß immer die Guten gewinnen!«
    »Nur in Geschichten.« Omas Aufmerksamkeit galt nun den Türangeln. »Und Lily glaubt, die Geschichten kontrollieren zu können. Sie gibt ihnen eine neue Form. Und sie hält sich für die Gute.«
    »Nun …«, begann Magrat, »ich mag keine Sümpfe. Aber abgesehen von dem Frosch und so, könnte ich Lily fast verstehen …«
    »Dann bist du eine ziemlich

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