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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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genehmigte sich selbst eine Mahlzeit. Sie aß roten Streifenfisch in Langustensoße. Sie war nicht die beste Köchin in Gennua – niemand konnte es mit Frau Gogols Gumbo aufnehmen. Der Unterschied zwischen Frau Nett und Frau Gogol war der zwischen Saphiren und Diamanten. Die Chefköchin im Palast hatte sich große Mühe gegeben, ein gutes Bankett zusammenzustellen – das verlangte ihr beruflicher Stolz. Andererseits vertrat sie die Ansicht, daß sich mit Fleisch nicht viel anstellen ließ.
    Die gennuanische Küche hatte sich wie die meisten anderen im Multiversum entwickelt. Ihre kulinarische Evolution war von Leuten vorangetrieben worden, die unliebsame Ingredienzen verwenden mußten. Um einige Beispiele zu nennen: Für gewöhnlich greift man nur dann zu Vogelnestern, wenn einem keine andere Wahl bleibt; nur Verhungernde können auf den Gedanken kommen, einen Alligator zu verspeisen; niemand ißt eine Haifischflosse, wenn er zwischen ihr und dem Rest des Hais wählen darf.
    Frau Nett schenkte sich gerade einen Rum ein und nahm den Löffel, als sie plötzlich den Eindruck hatte, beobachtet zu werden.
    Ein großer Mann in schwarzem Leder stand in der Tür und starrte sie an. In der einen Hand hielt er die Maske einer rötlichbraunen Katze.
    Der Blick war sehr direkt. Frau Nett wünschte sich plötzlich, ihr Haar wäre in Ordnung und sie trüge ein hübscheres Kleid.
    »Ja?« fragte sie. »Was willst du?«
    »Zu essen«, antwortete Greebo.
    Frau Nett musterte ihn von Kopf bis Fuß. Seit einer Weile gab es in Gennua eine ganze Reihe seltsamer Leute. Dieser Mann hatte vermutlich den Ball besucht. Ganz offensichtlich handelte es sich um einen Fremden, und doch wirkte er seltsam vertraut.
    Greebo fühlte sich nicht sehr glücklich. Im Saal hatten sich Dutzende von protestierenden Stimmen erhoben, nur weil er einen gebratenen Truthahn vom Tisch und hinter sich her gezogen hatte. Und dann die dürre Frau … Immer näher schob sie sich an ihn heran, lächelte einfältig und meinte, sie würde ihn später im Rosengarten erwarten. Katzen gingen da ganz anders vor. Außerdem war er verwirrt, denn er hatte ebensowenig den richtigen Körper wie diese Frau. Und es waren viel zu viele Männer in der Nähe.
    Dann roch er die Küche. Katzen werden von Küchen mit der gleichen unwiderstehlichen Kraft angezogen wie Felsen von der Gravitation.
    »Sind wir uns schon einmal begegnet?« fragte Frau Nett.
    Greebo schwieg und ließ sich allein von der Nase leiten. Sie führte ihn zu einer Schüssel auf dem großen Tisch.
    »Möchte dasss hier«, sagte er.
    »Fischköpfe?« vergewisserte sich Frau Nett. Eigentlich gehörten sie zu der Kategorie Abfall. Obwohl … Mit ein wenig Reis und speziellen Soßen konnten sie in eine Spezialität verwandelt werden, für die Könige zu kämpfen bereit waren.
    »Möchte sssie«, beharrte Greebo. Frau Nett zuckte mit den Schultern. »Wenn dir der Sinn nach rohen Fischköpfen steht – meinetwegen«, sagte sie.
    Greebo griff unsicher nach der Schüssel – mit den Fingern kam er nicht gut zurecht. Argwöhnisch sah er sich um, kroch dann unter den Tisch.
    Leises Knurren erklang, gefolgt von den typischen Geräuschen hastigen Essens. Mehrmals kratzte und knirschte die Schüssel über den Boden.
    Schließlich kam Greebo wieder zum Vorschein.
    »Milllch?« fragte er.
    Frau Nett streckte fasziniert die Hand nach Milchkrug und Glas …
    »Untertasse«, fügte Greebo hinzu.
    … und Untertasse aus.
    Der vermeintliche Mann nahm sie entgegen, zögerte kurz und stellte sie auf den Boden.
    Frau Nett beobachtete das Geschehen verblüfft.
    Greebo leerte die Untertasse und leckte sich den Rest Milch vom Bart. Jetzt ging es ihm schon viel besser. Ein großer Kamin mit einem herrlichen Feuer darin weckte seine Aufmerksamkeit. Er schritt dort hin, setzte sich, spuckte auf die Pfote und versuchte, die Ohren zu säubern – was jedoch nicht klappte, da Pfote und Ohren aus irgendeinem Grund nicht die richtige Form hatten. Dann rollte er sich so gut es ging zusammen. Auch das machte ihm Probleme, denn der Rücken erwies sich als erstaunlich steif.
    Kurze Zeit später vernahm Frau Nett ein leises Brummen.
    Greebo versuchte zu schnurren.
    Doch seine Kehle war falsch beschaffen.
    Sicher würde es nicht lange dauern, bis er mit schlechter Laune erwachte und gegen jemanden oder etwas kämpfen wollte.
    Frau Nett widmete sich wieder der eigenen Mahlzeit. Sie hatte gerade gesehen, wie ein ziemlich großer Mann Fischköpfe verspeist,

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