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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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keine Türen öffnen und so.«
    Oma Wetterwachs strich einen Gardinenfetzen beiseite und blickte nach draußen.
    »Ich nehme an, in diesem Fall haben wir es nicht mit einem gewöhnlichen Wolf zu tun.«
    Nanny Ogg deutete zum kleinen Bett, das in einer Nische stand.
    »Schläfst du dort?« fragte sie.
    »Wenn ich mich schlecht fühle. Normalerweise schlafe ich auf dem Dachboden.«
    »An deiner Stelle würde ich jetzt nach oben gehen. Und nimm bitte meinen Kater mit. Er soll uns nicht im Weg sein.«
    »Fangt ihr jetzt damit an, für eine Untertasse voll Milch überall sauberzumachen und alles abzuwaschen?« fragte die Großmutter hoffnungsvoll.
    »Vielleicht. Man kann nie wissen.«
    »Komisch. Ich dachte immer, ihr seid ein ganzes Stück kleiner …«
    »Wir sind oft an der frischen Luft«, erklärte Nanny. »Und jetzt … Ab nach oben.«
    Die beiden Hexen blieben allein zurück. Oma Wetterwachs sah sich in dem höhlenartigen Zimmer um. Die Binse auf dem Boden schien sich bereits in Kompost verwandelt zu haben, und Ruß verkrustete die Spinnweben an der Decke.
    Um in diesem Haus sauberzumachen, benötigte man eine Schaufel. Oder Streichhölzer.
    »Seltsam«, sagte Nanny, als Großmutter die wacklige Treppe erklommen hatte. »Sie ist jünger als ich. Wobei natürlich zu berücksichtigen ist, daß ich Gymnastik treibe.«
    »Du hast in deinem ganzen Leben nie Gymnastik getrieben«, brummte Oma Wetterwachs und sah weiter aus dem Fenster. »Du hast dich immer nur mit Dingen beschäftigt, die dir Spaß machten.«
    »Genau das meine ich«, erwiderte Nanny fröhlich. »Hör mal, Esme, ich bin noch immer der Ansicht, daß alles ein Zufall sein könnte …«
    »Nein! Ich fühle es. Jemand sorgt dafür, daß Geschichten hier wirklich passieren. «
    »Du weißt auch, wer dafür verantwortlich ist, nicht wahr?« fragte Nanny erwartungsvoll.
    Oma Wetterwachs drehte sich abrupt um, und ihr Blick huschte über die schmierigen Wände.
    »Ich schätze, Großmütterchen ist zu arm, um sich einen Spiegel zu leisten«, sagte Nanny. »Ich bin nicht blind, Esme. Und ich kenne den Zusammenhang zwischen Spiegeln und guten Feen. Deshalb frage ich dich: Was geht hier vor?«
    »Darauf kann ich dir keine Antwort geben. Ich möchte nicht wie eine Närrin dastehen, wenn ich mich irre. Ich … He, da kommt jemand!«
    Nanny Ogg preßte die Nase ans schmutzige Fenster.
    »Ich sehe nichts.«
    »Zwischen den Büschen hat sich was bewegt. Ins Bett mit dir!«
    »Ich? Ich dachte, du wolltest in die Rolle der Großmutter schlüpfen.«
    »Weiß gar nicht, wie du darauf kommst.«
    »Ja«, sagte Nanny. »Ich weiß es selbst nicht.« Sie griff nach einer fleckigen Morgenhaube, setzte sie auf und kroch unter die Flickendecke.
    »Die Matratze ist mit Stroh gestopft!«
    »Du brauchst nicht lange darauf zu liegen.«
    »Sie sticht! Und ich glaube, es krabbeln Dinge darin!«
    Draußen stieß etwas gegen die Hauswand. Die beiden Hexen schwiegen und lauschten.
    An der Haustür erklang leises Schnüffeln.
    »Die Küche ist schrecklich«, flüsterte Nanny, während sie warteten. »Es fehlt Feuerholz. Und es gibt kaum Lebensmittel. Und dann die Milch im Krug … Scheint Monate alt zu sein …«
    Oma Wetterwachs huschte durchs Zimmer zum Kamin und kehrte dann zu ihrem Posten an der vorderen Tür zurück.
    Das Kratzen an der Klinke verriet, daß sich jemand nicht mit Türen auskannte oder ohne Finger zurechtkommen mußte.
    Die Pforte knarrte, als sie langsam aufschwang.
    Es roch plötzlich nach Moschus und feuchtem Fell.
    Eine Gestalt stapfte unsicher durch die Kammer.
    Nanny spähte unter den Rüschenrand der Morgenkappe hervor.
    »Hallo«, sagte sie. Und: »Dunnerschlach, ich wußte gar nicht, daß du so lange Zähne hast …«
    Oma Wetterwachs stieß die Tür zu und trat energisch vor. Der Wolf wirbelte herum und hob abwehrend die Pfote.
    »Neeeiiigrr!« Oma zögerte kurz, bevor sie fest mit der gußeisernen Bratpfanne zuschlug.
    Der Wolf sank zu Boden.
    Nanny Ogg schwang die Beine aus dem Bett.
    »Als das drüben in Skund passierte, war von ‘nem Werwolf oder so die Rede«, sagte sie. »Ich dachte: Nein, Werwölfe sind ganz anders. Ich habe nicht mit einem richtigen Wolf gerechnet und bin deshalb ziemlich erschrocken.«
    »Richtige Wölfe gehen nicht auf den Hinterbeinen und öffnen auch keine Türen«, meinte Oma Wetterwachs. »Hilf mir, ihn nach draußen zu befördern.«
    »Ich fand es nicht sehr angenehm zu beobachten, wie ein großes haariges Etwas auf mich

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