Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
den Besen, die einige Meter weiterglitten und zwischen den Büschen verharrten. Esme klopfte energisch an die Tür der Hütte.
    »Vielleicht kommen wir zu spät«, befürchtete Nanny. »Wenn der Wolf schon hiergewesen ist …«
    Nach einigen Sekunden schlurfte drinnen jemand über den Boden, und kurz darauf öffnete sich die Tür einen Spaltbreit.
    »Ja?« ertönte eine zittrige Stimme.
    »Bist du die Großmutter?« fragte Oma Wetterwachs.
    »Seid ihr die Steuereintreiber?«
    »Nein, wir sind …«
    »Feen«, sagte Fee Igel rasch.
    »Ich lasse keine Leute herein, die ich nicht kenne«, teilte die Stimme verdrießlich mit. »Das gilt insbesondere für Leute, die nicht abwaschen, obwohl ich eine Schüssel mit fast frischer Milch für sie nach draußen gestellt habe.«
    »Wir möchten mit dir reden«, sagte Fee Gänseblümchen.
    »Ach, Feen seid ihr? Könnt ihr euch irgendwie ausweisen?«
    »Ich weiß, daß es die richtige Großmutter ist«, stellte Fee Igel fest. »Die großen Ohren schließen jeden Zweifel aus.«
    »Die großen Ohren hat nicht etwa die Großmutter, sondern der Wolf«, erwiderte Fee Gänseblümchen scharf. »Darum geht’s ja gerade. Paßt du denn nie auf?«
    Die Großmutter sah interessiert zu. Ihr Leben lang hatte sie an Feen geglaubt, doch jetzt standen zum erstenmal welche vor ihr. Oma Wetterwachs bemerkte ihre Verwirrung.
    »Ich möchte es folgendermaßen ausdrücken«, sagte Oma, und ihr Tonfall appellierte auf eine herablassende Weise an die Vernunft. »Gefiele es dir, von einem Wolf gefressen zu werden?«
    »Nein, ich glaube, das würde mir nicht sehr gefallen«, antwortete die Großmutter.
    »Wir sind die Alternative«, sagte Oma.
    »Herrje. Seid ihr sicher?«
    »Wir geben dir unser Ehrenwort als Feen«, entgegnete Fee Igel.
    »Im Ernst? Na schön. Kommt herein. Aber keine Tricks. Und erledigt den Abwasch. Ihr habt nicht zufällig einen Topf mit Gold dabei, oder?«
    »Das sind Kobolde, nicht wahr?«
    »Nein. Kobolde hausen in Brunnen und so. Sie meint Gnome.«
    »Sei nicht dumm. Gnome wohnen unter Brücken.«
    »Trolle wohnen unter Brücken. Jeder weiß, daß Trolle unter Brücken wohnen.«
    »Wie dem auch sei … Wir haben keinen Topf mit Gold.«
    »Hätte ich mir denken können«, sagte die Großmutter.
     
    Magrat glaubte gern, daß sie gut mit Kindern umgehen konnte, und fürchtete gleichzeitig, daß dem nicht so war. Außerdem mochte sie Kinder nicht sehr, und dieser Umstand weckte Besorgnis in ihr. Nanny Ogg schien mit Kindern mühelos fertig zu werden, indem sie ihnen entweder etwas Süßes schenkte oder Ohrfeigen versetzte. Oma Wetterwachs ignorierte kleine Jungen und Mädchen, und offenbar funktionierte das ebenfalls. Magrat hingegen kümmerte sich um sie, doch ohne Erfolg. Es war einfach nicht fair.
    »Ich wette eine Million Trillionen Milliarden, daß du den Busch dort drüben nicht in einen Kürbis verwandeln kannst«, sagte das Kind mit dem roten Käppchen.
    »Hör mal …« Magrat seufzte leise. »Bisher hat sich immer alles in Kürbisse verwandelt.«
    »Früher oder später klappt’s nicht mehr«, erwiderte das Mädchen ungerührt.
    Magrat sah kummervoll auf den Zauberstab. Sie hatte es mit allen Mitteln versucht, mit Wünschen, gemurmelten Beschwörungsformeln und stummen flehentlichen Bitten. Einmal, als sie Nanny und Oma außer Hörweite wußte, ließ sie sich sogar dazu hinreißen, das verdammte Ding an irgendwelche Gegenstände zu hämmern und zu rufen: »Mir ist alles recht – wenn’s bloß keine Kürbisse sind!«
    »Eigentlich hast du gar keine Ahnung, worauf es dabei ankommt, oder?« fragte das Kind.
    »Äh«, sagte Magrat. »Deine Mama weiß vom großen bösen Wolf im Wald?«
    »Ja.«
    »Aber sie hat dich trotzdem mit dem Korb zur Großmutter geschickt?«
    »Ja. Warum fragst du?«
    »Oh, nur so. Übrigens: Du schuldest mir eine Million Trillionen Milliarden Billiarden Dollar.«
     
    Die Gemeinschaft der Großmütter ist freimaurerisch organisiert, mit dem zusätzlichen Vorteil, daß man nicht auf einem Bein stehen und komplizierte Eide schwören muß, um die Mitgliedschaft zu erwerben. Als sich Nanny Ogg im Innern der Hütte befand, als dampfendes Wasser im Kessel einen Tee in Aussicht stellte, fühlte sie sich fast wie zu Hause. Greebo sank vor dem kleinen Feuer zu Boden und gähnte, während die Hexen zu erklären versuchten.
    »Ich weiß gar nicht, wie ein Wolf ins Innere meines Häuschens gelangen soll«, sagte die Großmutter. »Ich meine, Wölfe können doch

Weitere Kostenlose Bücher