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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bärenfamilie.«
    »Es ist ganz und gar nicht ungewöhnlich, daß Bären in einer Familie leben«, entgegnete Nanny. »Es sind sehr gesellige Tiere.«
    »Aber sie wohnten in einer Hütte. «
    »Oh, das ist ungewöhnlich.«
    »Eben«, bestätigte Magrat.
    »Unter solchen Umständen kann’s peinlich werden, sich eine Tasse Zucker zu leihen«, überlegte Nanny. »Nun, ich vermute, die Nachbarn haben das nicht sprachlos hingenommen, oder?«
    »Ihr Kommentar lautete ›Oink‹«, sagte Magrat.
    »Warum ausgerechnet ›Oink‹?«
    »Weil sie nichts anderes sagen konnten. Es waren Schweine.«
    »Solche Nachbarn hatten wir ebenfalls, als wir noch …«, begann Nanny Ogg.
    »Ich meine Schweine. Vier Beine? Ringelschwanz? Du weißt schon …
    Was Koteletts sind, bevor sie, äh, zu Koteletts werden. Schweine.«
    »Warum sollten Schweine in einer Hütte wohnen?« brummte Oma.
    »Niemand hat ihnen eine Hütte vermietet. Sie haben sich selbst eine gebaut. Es waren insgesamt drei. Kleine Schweine.«
    »Was passierte mit ihnen?« erkundigte sich Nanny.
    »Der Wolf fraß sie. Keine anderen Tiere waren dumm genug, ihn in ihre Nähe zu lassen. Tja, jetzt ist nichts mehr von ihnen übrig. Abgesehen vielleicht von ihren Seelen.«
    »Wie tragisch.«
    »Der Holzfäller meinte, Schweine bauen keine besonders guten Häuser.«
    »Was mich angesichts der Haxen kaum überrascht«, sagte Nanny.
    »Er meint, etwas Entsetzliches tropft von der Decke herab, direkt über seinem Bett.«
    Eine Zeitlang schwiegen die Hexen und wanderten stumm über den Pfad.
    »Ich habe einmal von einer Magierin gehört«, ließ sich Nanny Ogg nach einer Weile vernehmen. Gelegentlich warf sie Oma einen Blick zu. »Lebte auf einer Insel und verwandelte Schiffbrüchige in Schweine.«
    Magrat reagierte auf die für sie typische Weise. »Wie schrecklich!«
    »Ich schätze, es hängt ganz davon ab, was man tief in seinem Innern wirklich ist«, fuhr Nanny fort. »Zum Beispiel Greebo.« Der Kater ruhte wie ein nicht sehr angenehm riechender und schnurrender Pelz auf Nannys Schulter. »Er ist praktisch ein Mensch.«
    »Du redest eine Menge Unsinn, Gytha«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Weil mir gewisse Leute nicht verraten, was wirklich vor sich geht«, betonte Nanny grimmig.
    »Ich habe dich darauf hingewiesen, daß ich noch nicht ganz sicher bin.«
    »Du hast ins Bewußtsein des Wolfes gesehen.«
    »Ja.«
    »Und?«
    Oma seufzte. »Jemand hat sich vor uns an diesem Ort aufgehalten. Nur kurz … Die betreffende Person war auf der Durchreise. Sie kennt die Macht von Geschichten und hat sie hemmungslos eingesetzt. Nun, die Geschichten … blieben hier. Sie hafteten gewissermaßen an der hiesigen Realität und paßten sie ihrer Struktur an. Das passiert, wenn man Geschichten zuviel Platz in der Wirklichkeit einräumt …«
    »Aber warum sollte jemand so etwas tun?« fragte Nanny.
    »Zu Übungs zwecken«, erklärte Oma.
    »Zu Übungszwecken?« wiederholte Magrat. »Wieso?«
    »Ich schätze, es dauert nicht mehr lange, bis wir Bescheid wissen«, sagte Oma Wetterwachs hintergründig.
    »Du solltest mir deine Vermutungen schildern«, erklang Magrats Stimme. »Ich bin hier die offizielle gute Fee. Deshalb mußt du mir erklären, was genau los ist.«
    Nanny Ogg erstarrte innerlich. Magrat hatte gerade ein emotionales Terrain betreten, auf dem sie sich als Oberhaupt des Ogg-Clans gut auskannte. Solch eine Bemerkung ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt … Das war wie tauender Schnee hoch oben in den Bergen, der vom Zweig eines Baumes rutscht und einen Prozeß auslöst, an dessen Ende mehrere Dörfer unter Lawinen begraben sein werden.
    Einige Teile der Ogg-Familie sprachen nicht mehr mit anderen Teilen der Ogg-Familie, nur weil jemand am falschen Ort im falschen Tonfall »Oh, herzlichen Dank!« gesagt hatte. Und dies war viel schlimmer.
    »Wir wollen uns doch nicht str …«, begann Nanny.
    »Es ist keineswegs meine Pflicht, irgend etwas zu erklären«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Aber wir sollten drei Hexen sein, oder?« hielt ihr Magrat entgegen. »Wenn wir überhaupt eine derartige Bezeichnung verdienen.«
    »Wie meinst du das, wenn ich fragen darf?«
    Wenn ich fragen darf? wiederholte Nanny in Gedanken. Genausogut könnte man jemanden mit einem Handschuh schlagen und ihn anschließend zu Boden werfen. Wenn man einen Satz mit »Wenn ich fragen darf« beendet hat, gibt’s kein Zurück
    mehr. Trotzdem wagte sie einen letzten Versuch.
    »Wie wär’s mit …«
    Magrat offenbarte den

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