Total verschossen
sagen, aber wenn sie nun Recht hat? Wenn der Mörder immer noch hier rumläuft und sich sein nächstes Opfer sucht?«
Als Max nichts darauf sagte, gab sie ihm einen Schubs. »Hörst du mir überhaupt zu?«
»Schon. Aber ich glaube nicht, dass du wissen willst, was ich denke.«
Sie lehnte sich zurück. Er wirkte ungewöhnlich ernst. »Was meinst du?«
Max sah sie an. »Wir haben noch nie darüber geredet, aber ich denke schon seit längerer Zeit daran. Wenn der Mord an Luanne Ritter mit ihren Geschäften zusammenhängt, ist das eine Sache. Wenn er mit der Kontaktanzeigenseite in Zusammenhang steht, eine andere. Aber wenn der Killer noch mal zuschlägt, sieht die Sache ganz anders aus, das weißt du doch, oder?«
»Was meinst du?«
»Ich meine, dann haben wir es mit einem Serienmörder zu tun.«
Als Max, Jamie und Flohsack am nächsten Morgen in der Zeitungsredaktion auftauchten, war Vera merkwürdig still. Jamie begrüßte sie und nahm sich ihre Post. Als Vera nicht antwortete, blickte Jamie auf. Die Frau war ganz blass, und um ihren Mund hatten sich kleine Sorgenfältchen gebildet. »Stimmt was nicht?«, fragte Jamie besorgt.
Veras Blick huschte von Jamie zu Max und dann wieder zu Jamie zurück. »Hast du‘s noch nicht gehört?«
Max und Jamie wechselten einen Blick. »Was gehört?«, fragte Jamie.
»Maxine Chambers ist tot. Man hat sie letzte Nacht ermordet in ihrem Laden aufgefunden.«
VIERZEHN
Jamie ließ die Post fallen, die sich in einem Schwall auf den Boden ergoss. Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihre Lippen wurden taub, und ihre Knie begannen zu zittern. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen.
Max merkte es sofort und legte den Arm um sie. »Geht‘s dir nicht gut?«, fragte er besorgt.
»Ich – muss mich setzen.«
Er half ihr in ihr Büro, und Vera folgte den beiden. »Tut mir Leid, dass ich einfach so damit herausgeplatzt bin«, sagte sie. »Aber seit ich es gehört habe, bin ich nicht mehr ganz bei mir.«
»Ich glaube, ich muss mich übergeben«, sagte Jamie, die mittlerweile auf dem Sofa saß. Max drückte ihr sofort den Kopf zwischen die Knie. »Holen Sie ein paar feuchte Taschentücher«, befahl er Vera.
Flohsack stellte sich dicht neben Jamie, als spüre er, dass es ihr nicht gut ging. Jamie behielt den Kopf unten, bis sich ihr Magen wieder beruhigt hatte. Vera tauchte mit den feuchten Tüchern auf und reichte sie ihr.
»Was ist passiert?«, stieß Jamie hervor.
»Einer von Lamars Deputys hat gestern Nacht noch Licht in ihrem Laden gesehen und ist nachschauen gegangen«, erzählte Vera. »Die Hintertür war offen.«
»Wie ist sie -« Jamie konnte es nicht aussprechen.
»Genauso wie Luanne Ritter. Man hat ihr den Schädel eingeschlagen.
Jamie wurde wieder schlecht, und sie wischte sich mit den feuchten Tüchern übers Gesicht.
»Tief einatmen«, sagte Max beruhigend. Sie rang mehrmals nach Luft.
»Sie tut mir so Leid«, sagte Vera. »Noch dazu, wo wir es ihr gestern so schwer gemacht haben. Ich sage euch, irgendwas stimmt nicht mit dieser Stadt. Ich frage mich allmählich, ob diese beiden Morde nicht irgendwie zusammenhängen.«
Max und Jamie wechselten einen Blick.
Vera sah auf ihre Uhr. »Mist, ich sollte in einer Viertelstunde beim Arzt sein.«
»Geht‘s dir nicht gut?«, wollte Jamie besorgt wissen.
»Ach nein, ist bloß zur Vorsorge, aber wenn ich jetzt absage, dauert es wer weiß wie lange, bis ich wieder einen Termin bekomme. Obwohl ich vielleicht besser hier bleiben sollte.« Sie sah Jamie forschend an, als überlege sie, ob sie sie allein lassen könne.
Jamie versuchte tief und ruhig zu atmen. »Geh nur«, sagte sie zwischen den Atemzügen. »Ich komme schon klar.«
»Bist du sicher?«
»Ich bleibe bei ihr«, versicherte Max.
Vera ging wenig später. Max berührte Jamie an der Schulter. »Wie fühlst du dich?«
»Die Übelkeit hat sich zum Glück wieder gelegt.« Plötzlich spürte sie ein Brennen von aufsteigenden Tränen und versuchte, sie heftig blinzelnd zurückzuhalten. »Das ist so ein Schock.«
Max sammelte die Post vom Boden auf und legte sie vor Jamie auf den Couchtisch.
»Kann ich irgendwas tun?«
»Ja, einen Mörder fangen. Wir müssen diesen Kerl finden.« Jamies Blick richtete sich auf den Stapel Post. Nur um irgend etwas zu tun, begann sie ihn lustlos durchzusehen. Da waren fünf neue Kontaktanzeigen, aber die meiste Post – mehr als ein Dutzend Briefe – war für die »Liebesgöttin«. Es überraschte sie, dass die Leute so prompt
Weitere Kostenlose Bücher