Total verschossen
jeder andere Ladeninhaber. Ohne deswegen gleich belagert und niedergeschrien zu werden!«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie sich auf ihre Seite stellen, Jamie«, sagte Lyle Betts‘ Frau Lorna.
Jamie musterte die Frau. »Sie haben kein Recht, Maxine zu verurteilen«, erwiderte sie. »Wenn man bedenkt, dass Ihr eigener Mann Brownies verkauft, die mit Aphrodisiaka versetzt sind, und Torten mit nackten Frauen drauf.«
Aller Augen richteten sich auf Mrs. Betts.
Diese straffte ihre Schultern. »Das ist eine Lüge. Lyle würde so was nie tun.«
»Dann schlage ich vor, Sie gehen jetzt gleich zu ihm in die Bäckerei und lassen sich den neuen, nicht jugendfreien Backkatalog zeigen.«
Brent Walker runzelte die Stirn. »Ich kann nicht glauben, dass Sie diese Person« – er deutete auf Maxine – »auch noch ermutigen. Aber angesichts Ihrer neuen Kontaktanzeigenrubrik sollte mich das eigentlich nicht überraschen. Mann und Frau sollten sich in der Kirche kennen lernen.«
Jamie beachtete ihn nicht und wendete sich einer anderen Frau zu. »Und was ist mit Ihnen, Mrs. Frazier?«, rief sie. »Wollen Sie mir weismachen, Sie und Ihr Mann hätten keine Pornos in Ihrem Videoladen? Ich weiß nämlich, dass das der Fall ist. Ich habe sie gesehen.«
Mrs. Frazier war sichtlich verlegen. »Manche Leute schauen sich so was eben an. Wir müssen solche Filme dahaben, um konkurrenzfähig zu bleiben.
»Und manche Leute ziehen eben gerne schöne Unterwäsche an«, erklärte Jamie. »Ich selbst auch.« Allgemeines empörtes Aufkeuchen.
»Das ist etwas anderes«, warf Edna Wilburn ein. »Ich trage auch gern hübsche Nachthemden, aber es würde mir nie einfallen, diesen Schmutz in mein Schaufenster zu hängen. Es ist nicht in Ordnung, dass wir uns das jedes Mal anschauen müssen, wenn wir hier vorbeikommen.«
Jamie reckte das Kinn und funkelte die Frau, deren Mann Inhaber von Wilburns Autowerkstatt war, zornig an. »Wollen Sie wissen, was wirklich unfair ist, Edna? Es ist unfair, dass Ihr Mann ein Vermögen für jede kleine Reparatur verlangt und dass er Frauen ausnützt, die offensichtlich keine Ahnung haben, was eine Reparatur oder irgendwelche Ersatzteile kosten.«
»Also wirklich«, stieß Edna empört hervor.
»Jamie hat Recht«, warf Vera ein. »Was glaubst du, wie ihr an euren schönen neuen Swimmingpool gekommen seid?«
Edna war schockiert. »Vera Bankhead, ich hätte nie gedacht, dass du so über meinen George denkst.«
Da trat Agnes Aimsley vor. »Vielleicht könnten wir uns wie gute Christen einigen«, sagte sie mit ihrer klangvollen Stimme.
Alle blickten sie an. »Was würden Sie vorschlagen, Mrs. Aimsley?«, erkundigte sich Jamie.
Agnes zögerte keine Sekunde. »Warum einigen wir uns nicht einfach darauf, dass wir Maxine in Ruhe lassen, wenn sie dafür verspricht, mit ihrer Schaufensterauslage ein wenig, äh, diskreter zu sein?«
Brent starrte sie erstaunt an. »Was willst du damit sagen, Großmutter?« Er deutete auf Maxine. »Warum verteidigst du diese, diese -«
»Passen Sie auf, was Sie sagen, Brent«, meinte Jamie. »Sie wissen, was die Heilige Schrift über Menschen sagt, die andere verurteilen.«
Sein Gesicht lief rot an. »Es ist meine Pflicht und Schuldigkeit als guter Christ, in dieser Stadt für Ordnung zu sorgen.«
»Haben Sie deshalb Luanne Ritter an dem Abend, als sie ermordet wurde, besucht?« Noch bevor die Worte heraus waren, merkte Jamie, dass sie zu weit gegangen war. Schweigen senkte sich über die Frauen, und alle sahen Brent an. Dieser schoss Jamie einen giftigen Blick zu.
»Sie
haben mir also die Polizei auf den Hals gehetzt«, sagte er zornig. »Nur zu Ihrer Information: Die Vorwürfe haben sich als haltlos erwiesen. Sie sollten sich vielleicht besser um Ihre Zeitung kümmern, Miss Swift, und unschuldige Menschen in Ruhe lassen.«
»Ach, warum müssen wir uns streiten?«, klagte Agnes. »Warum können wir nicht alle gut miteinander auskommen?«
Jamie nickte. »Sie haben Recht, Mrs. Aimsley.«
Die Alte wandte sich ihrem Enkelsohn zu. »Ich mag auch hübsche Nachthemden. Ich finde, Miss Chambers sollte ihren Laden so führen dürfen, wie sie es für richtig hält. Ich weiß wirklich nicht, warum ihr hier jeder Schwierigkeiten machen will. Wenn den Leuten das Schaufenster nicht gefällt, sollen sie eben nicht hinschauen.«
Da meldete sich Maxine zu Wort. »Ich bin bereit, ein paar von den, äh, aufreizenderen Sachen aus dem Schaufenster zu nehmen. Wenn Sie im Gegenzug bereit sind, mich in
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