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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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hingedämmert hatte. Aufgeschreckt wurde ich durch ein Geräusch, das ich zuerst nicht einordnen konnte. Dann ließ es mir, eines nach dem anderen, die Nackenhaare zu Berge stehen. Es kam nämlich nicht von oben und hatte nichts mit einer Rettungsaktion für mich zu tun. Sein Ursprung lag irgendwo im Dunkel weit hinter mir. Ein Laut wie von einer zugeschlagenen Tür. Und dann eine Art Füßescharren oder An-der-Wand-lang-Schrammen, das von einem unterirdischen Echo verstärkt wurde. Es klang nach einem großen Tier – oder nach Menschen. War das Frida mit Verstärkung, die einen zweiten Zugang gefunden hatte? Eher unwahrscheinlich. Wie sollte sie den finden, wenn sie nicht wusste, wo er lag. Es war ja schon mühsam genug gewesen, meine Absturzstelle zu orten.
    Jasper ließ ein leises untertouriges Knurren hören. Daswar das Schlimmste von allem. Seine kurzen Haare stellten sich langsam unter meinen Fingern auf und die Furcht kroch mir in jede Zelle meines Körpers. Was war das? Meine Zähne fingen an aufeinanderzuschlagen – vor Kälte, die ich in diesem Augenblick nicht spürte, und vor Angst. Ich konnte überhaupt nichts dagegen tun. Sie klapperten einfach weiter, auch als ich sie zusammenpresste und mir noch dazu den Mund zuhielt.
    Vorsichtig schob ich mich zur nächstgelegenen Wand, damit mich wenigstens von hinten nichts packen konnte oder so. Ich hatte einmal gelesen, dass ein Angriff von hinten viel traumatischer ist als einer von vorne, weil er völlig unerwartet kommt und man sich mental nicht im Geringsten dagegen wappnen kann. Mein rechtes Bein eng umschlungen kauerte ich auf der muffigen Decke, die ich hinter mir hergezogen hatte. Dabei stieß ich mit den Fingern auf eine Art eingesticktes Emblem, oder das, was davon übrig war. Es war rechteckig und fühlte sich glatter an als der übrige Stoff. Bis auf einen Hauch von roter Farbe konnte ich in dem dämmrigen Licht nichts Genaues erkennen. Wahrscheinlich irgendein Abzeichen oder eine Flagge vielleicht. Wer das wohl hier unten hinterlassen hatte?
    Meine Anspannung gipfelte in einem Knall, der einem Schuss gleich ohrenbetäubend durch unterirdische Gänge zu hallen schien. Unkontrolliert zuckte ich zusammen, als habe mir jemand einen Elektroschock verabreicht, und schmeckte Blut auf meiner Unterlippe. Statt laut aufzuschreien, hatte ich hineingebissen. Angestrengt lauschte ich in die Dunkelheit. Waren da Stimmen? Ein Scharren? Dann nichts mehr. Totenstille.
    Ich wagte kaum zu atmen. Was war hier unten los? Wer trieb sich in dieser unterirdischen Gruft herum und wie weit waren die weg von mir? War ich soeben Zeugin eines Verbrechens geworden und, falls ja, würde ich die Nächste sein?
    Mann, Fanny, lass das, versuchte ich mich zu beruhigen.
    Angespannt lauschte ich auf weitere Geräusche, konnte aber nichts mehr hören. Es war fast schon gespenstisch still. Wo blieb Frida nur?
    Als ich sie endlich rufen hörte, schossen mir schon wieder die Tränen in die Augen, diesmal vor Erleichterung. Frida, das gute Kind, hatte Hilfe geholt.
    „Hallo, hallo, hier“, hätte ich am liebsten geschrien, doch ich traute mich nicht, weil ich nicht wusste, mit wem oder mit was zusammen ich hier unten in diesem Verlies eingeschlossen war. Jasper übernahm es, Laut zu geben. Sein Gebell hallte in der Höhle wider und verstärkte sich noch, als Fridas Schopf am Rand des Lochs über mir auftauchte. „Alles klar?“, rief sie und ließ etwas Weiches nach unten fallen, das sich als mein Sweatshirt entpuppte.
    „Alles klar“, presste ich hervor, um kurz darauf erstaunt die Augen aufzureißen.
    „Machst du mal Platz da, Frida“, sagte eine männliche Stimme, die mir bekannt vorkam, aber nichts mit der von Martin zu tun hatte. Dann wurde eine Strickleiter zu mir heruntergelassen, gefolgt von zwei behaarten Beinen in weißen Turnschuhen, deren oberes Ende in einer orange-weißen Badehose steckte. „Hey, Fanny“, sagte die Stimme mit dem asymmetrischen Lächeln. „Beschäftigst du dich seit Neuestem mit Höhlenmalerei? Kein Wunder, dass man dich am Strand nicht sieht.“
    Am liebsten hätte ich seine Wade umklammert und nie wieder losgelassen, so froh war ich, ihn zu sehen. Jan. Ausgerechnet! Wie hatte Frida das bloß angestellt?
    „Darf ich jetzt auch mal runter?“, rief sie und war bereits dabei, ein Bein über den gezackten Rand der Öffnung zu strecken.
    „Auf gar keinen Fall“, sagte Jan. „Sonst stecken wir am Ende alle hier unten fest. Aber du kannst jetzt die

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