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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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er an der Asphaltstraße abgestellt hatte, und nickte den Polizisten zu zum Zeichen, dass er ihnen aufs Revier folgen würde.
    Während Frida zwischen Martin und Svea über die Sand- und Bohlenwege der Heidelandschaft hüpfte, plapperte sie wie ein Wasserfall und schilderte ihr unterirdisches Abenteuer nicht nur in Multicolor, sondern auch noch in Dolby Surround. „… wie eine düstere Fee sah sie aus. Ihre Augen waren ganz schwarz und ich konnte sie kaum sehen hinter ihren Zottelhaaren. Ich hab erst in ihrer Höhle gemerkt, dass sie ein Mädchen ist. Und sie hatte Muffin auf Jasper gehetzt. Die hat ihn ins Ohr gebissen. Deshalb war er weggelaufen.“ Frida redete ohne Punkt und Komma und ich dachte, sie müsste ersticken, wenn sie nicht bald Luft holte. „Sonst kam sie mir nicht so richtig gefährlich vor. Sie …“ Nicht nur das eine oder andere Schaf ging auf akustischen Abstand, auch Martin schien es langsam zu viel zu werden.
    „Ich glaub, ich hol doch den Jeep“, sagte er. „Wir müssen ja gleich nach Westerland aufs Revier.“ Sprach’s und machte auf dem Absatz kehrt.
    Schweigsam trottete ich mit Jasper an der Leine neben Jan her, der sein Fahrrad über die holprigen Bohlenwege schob, und grübelte. Irgendein Gedankensplitter geisterte mir im Kopf herum und hörte nicht auf zu piksen. Er war wichtig, das spürte ich, aber mir wollte partout nicht einfallen, worum es ging. „Und dann ist sie abgehauen und hat einen Haufen Tampen mitgenommen. Aus ihrer Kiste … Sie wollte eine Strickleiter aus meinem Knotenseil machen.“
    „Warum bist du denn nicht zu der Öffnung in den Dünen zurückgegangen, nachdem Mia weg war?“, stoppte Svea abrupt den Redeschwall ihrer Tochter. „Dort hätten wir dich viel früher gefunden.“
    „Na, weil sie doch mitsamt der Strickleiter abgehauen war“, hörte ich Frida rufen, eine explosive Mischung aus Ungeduld und Empörung in der Stimme. „Sie hat gesagt, ich brauch mir gar keine Hoffnungen zu machen, dass ich da rauskomme. Deshalb dachte ich, vielleicht geht’s ja bei dem anderen Eingang, von dem Fanny mir erzählt hatte. Dem mit der Falltür. Aber dann hab ich schon Igel kommen hören und …“
    Strickleiter? Moment mal …
    Wie ein Stadtplan bei Google Maps baute sich ein Bild vor meinem inneren Auge auf, erst verschwommen und dann immer klarer. Unterschiedlich dicke türkis-, blau- und orangefarbene Tampen ringelten sich darauf zu einem Knäuel wie Marzipan in ihrem Terrarium. Es waren ganz bestimmte Tampen. Solche, die jemand zwischen den Hörnumer Tetrapoden herausgeklaubt hatte. Oder geschnitten. Und die dann in einer Pappkiste drei Meter unter der Erde gelandet waren. „Klick“, sagte es in diesem Augenblick bei mir. „Klick, klick, klick.“
    „Jan.“ Ich ließ seine Hand los, packte ihn am Ärmel und zog ihn näher zu mir heran. „Wir müssen nach Hörnum“, wisperte ich, auf Zehenspitzen stehend, in sein Ohr. „Jetzt sofort.“
    „Hörnum?“
    „Zur Hörnum Odde, wenn du’s genau wissen willst. Der Inselschutzwall.“
    „Aber wir haben doch ein Date.“
    „Date?“
    „Polizeirevier, Schimanski. Schon vergessen?“ Ungeduldig schüttelte ich den Kopf.
    „Ich glaub, ich weiß, wo Mia steckt.“
    „Was?“
    „Erinnerst du dich noch? Das Vampirmädchen bei den Tetrapoden. Die Durchgeknallte mit den nassen Stiefeln und den Schiffstauen.“
    „Du meinst, das war MIA?“
    „Pst, nicht so laut. Ich weiß es. Ich kann nur selbst nicht fassen, dass ich so blöd war und es nicht gleich kapiert hab.“
    „Dann sollten wir das vielleicht der Polizei …“
    „Die sind doch jetzt vollauf mit den beiden Kerlen beschäftigt. Um Mia kümmern die sich später. Hast du die Tablettenpackung neben Mias Bett gesehen, die zusammen mit den zerknautschten Blisterfolien zwischen den Tampen lag? Phenhy-irgendwas stand da drauf und die Dinger sahen ziemlich leer aus.“
    „Aber die geknackte Apotheke in Tinnum. Da hat sie sich garantiert neu versorgt.“
    „Und wenn sie nicht gefunden hat, was sie suchte? Du hast doch das Foto von dem Einbruch in der Hörnumer Apotheke gesehen. Ein Haufen Viagra-Packungen lag da rum, aber die Apothekerin hatte nicht mit Sicherheit feststellen können, dass irgendwas fehlte.“
    „Kein Wunder, diese Schachteln sehen ja auch alle gleich aus.“
    „Eben. Wie willst du dich da zurechtfinden, erst recht, wenn du die Regale nicht höchstpersönlich eingeräumt hast? Mensch, Jan, ich hab ein ungutes Gefühl im Bauch. Los, komm

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