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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aufgeregt.
    »Nein, da steht kein Name. Nur: ›Meinem Schatz alles Liebe zum Geburtstag‹. Und drei Herzchen.«
    »Na toll! Was hilft uns das?«
    »Wir können die Schrift analysieren lassen. Sieht aus wie Zeyneps Schrift.«
    »Prima! Jetzt kannst du in der ganzen Stadt rumlaufen und von allen Frauen Schriftproben nehmen, ob sie so wie Zeynep schreiben.«
    »Und dann gleich noch von allen Männern dazu«, meint Mehmet, »wer sagt denn, dass der Fascho nicht schwul war?«
    »Diese Hefte hier, mein Sohn, die du vorhin so gierig angeschaut hast, sagen das. Aber was soll’s, aus dir wird sowieso kein anständiger Kriminalist mehr – geschweige denn irgendetwas anderes Anständiges.«
    »Kommt, ihr beiden, lasst uns nach unten gehen«, ruft Eminanim und hakt sich bei mir und Mehmet unter. »Ihr könnt euch auf unserer eigenen Baustelle weiterstreiten.«

|44| Im falschen Film
    Am nächsten Vormittag, während der Frühstückspause in Halle 4, sagt mein Kollege Hans mit verschwörerischem Blick:
    »Du, Osman, ich weiß, wer der Mörder ist.«
    Mir bleibt vor Schreck mein Pausenbrot fast im Halse stecken und ich verschütte meinen Tee.
    »Auaa, Mensch, pass doch auf, alles auf mein Bein! Du hast mich total verbrüht wie eine Weißwurst«, schimpft Hans und hüpft wie ein Irrer durch die Gegend.
    »Tut mir leid   …«, stammle ich irritiert. Woher um Himmels willen weiß Hans von der Leiche?
    »Hans, stimmt das wirklich, dass du den Mörder kennst?«, frage ich schockiert.
    »Ja, natürlich«, sagt er mit der größten Selbstverständlichkeit, als wäre er leif dabei gewesen. Ich fass es nicht! Wie hat er es erfahren?
    »Und wer ist es?«, frage ich, höchst gespannt an meinen Nägeln kauend. Mein Herz flattert so, als wollte es jeden Moment aus meinem Hals springen, um Hans die Antwort aus dem Mund zu ziehen.
    »Ich sag nur eins: Ehefrau«, meint Hans ganz trocken.
    »Waas? Eminanim   …?«, verschlucke ich mich. Zum Glück hatte ich gerade nichts im Mund. »Sie ist auch der Meinung!«
    |45| Mir wird heiß, als hätte man mir einen Kessel Tee über den Kopf gekippt. Ich schwitze fürchterlich und muss mein kariertes Hemd unter dem Blaumann aufknöpfen.
    »Osman, was ist los mit dir?«, fragt Hans besorgt. »Du siehst so blass aus!«
    »Bist du dir ganz sicher, dass sie die Mörderin ist?«, frage ich.
    »Ja, ganz sicher!«
    »Und was ist ihr Motiv? Ihren Sohn zu schützen?«
    »Ja, schon möglich.«
    »Und wie hat sie es deiner Meinung nach gemacht?«
    »Sie hat den armen Kerl jahrelang systematisch vergiftet!«
    »Jahrelang vergiftet, ohne dass irgendjemand was gemerkt hat?«
    »Klar doch.«
    »Aber die kannten sich doch gar nicht!«
    »Du kapierst aber auch wirklich nichts!«
    »Aber warum hat sie ihm dann auch noch drei Kugeln in den Kopf geschossen? Um die Spur auf andere zu lenken?«
    »Was für Kugeln denn? Er wurde doch nicht erschossen.«
    »Doch.«
    »So ein Unsinn, Osman!«
    »Aber ich habe die Löcher doch selber gesehen, drei Stück, sein Kopf sah aus wie eine Bowlingkugel.«
    »Osman, ich glaube, du bist im falschen Film.«
    »Was für ein Film?«
    »Ich rede doch von diesem Krimi-Zweiteiler im ZDF. ›Mord in der guten Stube‹ heißt er, glaube ich.«
    |46| »Im ZDF? Und was hat Eminanim damit zu tun?« »Das fragst du mich? Du hast doch vorhin selber gesagt, Eminanim ist auch der Meinung, dass die Ehefrau die Mörderin ist.«
    Oh Allah, ich danke dir!!
    »Ach ja, stimmt! Das hat sie gesagt: Mit Sicherheit ist die Ehefrau die Mörderin, hat sie gesagt. Aber ich bin immer noch der Ansicht, dass in Wahrheit der Gärtner der Mörder ist.«
    »In der Geschichte gibt’s doch gar keinen Gärtner!«
    »Noch nicht, aber im zweiten Teil kommt bestimmt einer vor, du weißt doch: Der Mörder ist immer der Gärtner.«
    »Osman, was ist denn los mit dir? Hast du schlecht geschlafen? Seit Jahren sind wir beide doch die besten Fernsehkommissare, die die Halle 4 je gesehen hat. Aber ich bekomme langsam das Gefühl, dass du stark nachlässt. Komm, lass uns wetten, ich tippe auf die Ehefrau. Um einen Fünfer, abgemacht?«
    Ich bin so unglaublich erleichtert, dass ich ihm die 5   Euro auch sofort gegeben hätte. Betont kuul und vergnügt reiche ich ihm die verschwitzte Hand:
    »Abgemacht.«
    Wer weiß, vielleicht habe ich ja Glück und heute Abend stellt sich heraus, dass es kein Mord, sondern nur eine Lebensmittelvergiftung war.

|47| Wenn die Nachtigall stört
    Als wir gerade zu Abend essen wollen, klingelt es

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