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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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um einigermaßen glaubhaft zu machen, dass er kein hauptberuflicher Diiler ist. So traurig es auch ist, selbst ausländische Faschos haben mit diesen Vorurteilen zu kämpfen.
    Mein russischer Kamerad schaut mich immer noch eigenartig von der Seite an. Jedenfalls nicht so,wie man einen anständigen, tapferen, patriotischen Rechtsradikalen gefälligst anzuschauen hat. Auch wenn er aus Polen stammt. »Was ist los, Igorr? Soll ich ein paar Asylantenheime abfackeln, damit du mirr glaubst, oderr was?«, werde ich langsam sauer.
    |81| Mein Gott, tauge ich etwa in diesem Leben nicht mal für einen lumpigen Fascho?
    Ich lasse den Popotschenkov am Tresen auf seinen vier Buchstaben sitzen und gehe wieder zurück zur tobenden Menge. Es ist alles relativ. Plötzlich finde ich’s drinnen in der Halle viel angenehmer als im Foyer.

|82| Knochenhauer und Beinbrecher
    Nach dem großen Reinfall gestern Abend, bei dem ich nicht nur meine beiden letzten Haare, sondern höchstwahrscheinlich auch beide Trommelfelle eingebüßt habe, liege ich auf dem Sofa und versuche, mich so gut es geht zu erholen.
    »Osman, Knochenhauer und Beinbrecher sind da«, ruft meine Frau in dem Moment.
    »Was? Meinst du die beiden, die dem Adolf alle Knochen gebrochen haben?«, sage ich erschrocken.
    »Erwähne doch nicht den Adolf, du Idiot! Das sind offizielle Knochenhauer und Beinbrecher, die kommen von der Polizei«, zischt Eminanim leise, wobei ihre Hosenbeine Feuer gefangen haben. Das ist natürlich nur im übertragenen Sinne gemeint. Ihre Hosenbeine haben nicht tatsächlich Feuer gefangen. Sie hat ja gar keine Hosenbeine. Sie hat nicht mal eine Hose an. Diese türkische Redewendung will nur sagen, dass die Angst mittlerweile unglaublich groß geworden ist.
    »Eminanim, sieht man es denen denn an, dass sie so brutal sind?«, flüstere ich zurück, wobei meine Hosenbeine inzwischen auch lichterloh brennen. Wenn man in einen Mordfall verwickelt ist, sollte man auf keinen Fall leicht entflammbare Pyjamahosen tragen!
    »Guten Tag, Herr Engin, mein Name ist Hans-Egon |83| Knochenhauer, ich bin Kriminalhauptkommissar. Und das ist mein Kollege Beinbrecher.«
    »Knochenhauer und Beinbrecher – sind wir hier bei ›Versteckte Kamera‹, oder was?«
    »Nein, wir verstecken nichts. Wir werden unser Gespräch höchst offiziell mit diesem Gerät hier aufzeichnen.«
    »Was wollen Sie denn aufzeichnen, denken Sie etwa, wir haben eine Leiche in Keller?«, lache ich krampfhaft.
    Ich stelle überrascht fest, je brenzliger die Situation wird, desto sarkastischer werde ich. Hoffentlich geht das gut. Meine Frau scheint darüber aber nur wenig amüsiert zu sein.
    »Ja, wir wollen nicht ausschließen, dass Sie vielleicht tatsächlich eine Leiche in Ihrem Keller haben, wir untersuchen nämlich einen etwas mysteriösen Fall«, erwidert er völlig ernst.
    »Eminanim, hast du das gehört, die Polizei glaubt, wir hätten eine Leiche in unserem Keller, ist das nicht lustig, hahahaaaa.«
    Meine gekünstelt gute Laune steckt aber niemanden richtig an. Herr Knochenhauer bleibt ernst wie eh und je, Herr Beinbrecher verzieht keine Miene und meine Frau Eminanim wird immer röter und röter, wie eine reife Tomate.
    »Herr Knochenbrecher, das finde ich aber überhaupt nicht lustig, was Sie da sagen! Mit so was macht man doch keinen Spaß«, sage ich.
    »Herr Engin, Sie sind ohnehin der Einzige hier, der die ganze Zeit versucht, das Gespräch ins Lächerliche zu ziehen. Ich an Ihrer Stelle würde die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
    |84| »Aber diese ganze Sache ist doch so absurd! Ich weiß nicht mal, worum es geht.«
    »Sie lassen mich ja auch nicht ausreden mit Ihren Albernheiten. Es geht um Ihren Nachbarn, Dominique Nachtigall.«
    »Kennen wir nicht! Wir sind erst vor ein paar Tagen hier eingezogen, wie Sie doch bemerkt haben dürften. Wir kennen die ganzen Nachbarn noch nicht.«
    »Frau Weißbrot hat uns aber was anderes erzählt.«
    »Ach ja, Frau Weißbrot, die etwas verwirrte Oma, die während unseres Umzugs völlig durcheinander hier reingeplatzt ist. Die hat uns auch mit ihrem Mann bekannt gemacht, aber der gute alte Herr Alois Weißbrot befand sich schon als Vollkornmehl in der Vorratsdose.«
    »Weiterhin haben wir von Herrn und Frau Nachtigall die Aussage vorliegen, dass sie bei Ihnen waren und ausführlich mit Ihnen über das rätselhafte Verschwinden von Dominique gesprochen haben.«
    »Oh ja, jetzt, wo Sie es sagen, fällt es mir natürlich wieder ein. Das ist

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