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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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mir total entfallen. Aber Sie müssen auch verstehen, dass wir wegen des Umzugs inzwischen etwas erschöpft sind. Letztens war es im Treppenhaus aber wieder so laut, dass ich dachte, der junge Mann ist wieder aufgetaucht.«
    »Nein, das ist er leider nicht!«
    »Da haben Sie recht, er ist nicht aufgetaucht«, ruft meine Tochter Nermin dazwischen. »Ich habe schon öfter bei ihm geklingelt, aber er macht nie auf! Ich brauche ihn nämlich dringend als typisches Fallbeispiel.«
    »Wofür brauchen Sie ihn?«, fragt Herr Knochenhauer überrascht.
    |85| »Ich schreibe gerade an einer Hausarbeit für den Geschichtsunterricht über den neuen Rechtsextremismus in Deutschland, die ich in drei Wochen abgeben muss. Es wäre toll, wenn ich den Dominique vorher noch interwjuen könnte.«
    »Sie kennen ihn aber nicht, oder?«
    »Nun ja, persönlich nicht, aber: Kennt man einen, kennt man alle.«
    »Nermin, das reicht, Kommissare haben nicht so viel Zeit wie Schüler«, unterbreche ich sie rasch, damit die Polizisten bald wieder abhauen.
    »Also, Herr Knochenhauer, Sie können sich bei uns überall umschauen, wenn Ihnen diese Unordnung nichts ausmacht«, tue ich völlig unschuldig und führe die beiden Herren in unserer Wohnung herum.
    »Dieser Raum, der wie eine hundert Tage nicht aufgeräumte Jugendherberge aussieht, wird irgendwann mal unser Schlafzimmer. Das hier ist die Küche, man kann hier zwar nichts kochen, aber unsere Tochter ist mit einem italienischen Pizzabäcker verlobt, wissen Sie, das ist sehr praktisch, wenn die Küche noch nicht so richtig funktioniert. Und das hier ist das Zimmer von meinem Sohn Mehmet. Er ist Student und arbeitet bei einer Zeitung, der Junge ist superintelligent und sehr vernünftig, wissen Sie?«
    »Herr Engin, vielen Dank für diese nette Führung. Eine hübsche Wohnung haben Sie. Jetzt wollen wir uns mal Ihren Keller anschauen.«
    »Was, wieso? Das mit der Leiche im Keller hatte ich doch nur als Witz gemeint!«, stottere ich.
    »Ich weiß, ich weiß! Aber wir wollen ihn uns trotzdem ganz kurz ansehen, reine Formsache.«
    |86| »Das geht aber jetzt zu weit«, rufe ich und stelle mich den beiden Beamten in den Weg. »Ohne einen Durchsuchungsbefehl dürfen Sie hier nicht mehr schnüffeln!«
    »Gut, dass Sie danach fragen, hier ist die richterliche Verfügung«, sagt er lächelnd und holt aus seiner Innentasche einen Zettel heraus.
    »Aber was wollen Sie sich denn da unten angucken?«, rufe ich erschrocken und laufe mit meiner Frau den beiden hinterher.
    »Herr Engin, schließen Sie bitte die Kellertür auf.«
    »Es ist nicht abgeschlossen, wir haben dafür keinen Schlüssel bekommen.«
    Kommissar Knochenhauer und Beinbrecher gehen entschlossenen Schrittes rein.
    »Sehen Sie, dieser Raum ist ganz leer. Wir haben unseren alten Krempel schon vor dem Umzug weggeschmissen«, sage ich und lehne mich lässig an die Tiefkühltruhe.
    »Das war sicher eine gute Idee. Wir schauen auch nur noch kurz in diese Kühlkiste rein und dann sind wir schon wieder weg.«
    »Aber hier ist auch nichts drin!«
    »Herr Engin, bitte gehen Sie da weg!«
    Wie vor den Kopf geschlagen trotte ich zu meiner Frau rüber, die völlig resigniert in der Tür steht. Kommissar Knochenhauer macht die Tiefkühltruhe auf und ruft:
    »Haben Sie denn noch nie was von Energiesparen gehört?«
    »Öhm   … was meinen Sie denn damit? Meinen Sie kriminelle Energie?«
    »Wieso ziehen Sie nicht den Stecker von dem Ding hier raus?«
    |87| »Damit die Leiche nicht stinkt.«
    »Sehr witzig! Wenn Sie da drin nichts aufbewahren, sollten Sie auch den Stecker ziehen. Leute wie Sie sind schuld an der Klimakatastrophe!«
    Meine Frau und ich laufen sofort zur Truhe.
    Bei Allah, der Kommissar hat völlig recht: Die Kiste ist total leer!
    Nicht mal die beiden Hammelköpfe sind noch da!

|88| Leiche al dente
    Nachdem Knochenhauer und Beinbrecher unser Haus verlassen haben, kommen wir langsam wieder zu uns. Langsam zu uns kommen beschreibt das unglaubliche Geschehen nicht ganz richtig – vielmehr erstehen wir von den Toten auf: Wir werden regelrecht wiedergeboren!
    Meine Frau und ich schauen abwechselnd in die schneeweiße Tiefkühltruhe und dann gegenseitig in unsere nicht minder schneeweißen Gesichter.
    »Mehmet hat uns gerettet«, jubelt Eminanim und lässt einen tollen Bauchtanz vom Stapel.
    »Er hätte wenigstens die beiden Hammelköpfe dalassen können. Ich hab plötzlich so einen Riesenhunger bekommen«, rufe ich.
    »Osman, wie kannst du denn in so

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