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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schnelle findet sie nichts. Da krallt sie sich kurzerhand einen Arm voll dreckiger Wäsche aus ihrem Korb und schmeißt ihn auf die rechte Tiefkühltruhe. Was soll der Schwachsinn? Wer würde sich denn schon von ein paar dreckigen Hemden abschrecken lassen?
    Ich wuchte mir ein schweres Paket übrig gebliebene Fliesen auf die Schulter und laufe auch nach unten.
    »Eminanim, tu doch dein bisschen dreckige Wäsche wieder in den Korb zurück, ich stelle lieber diese Fliesen auf die Tiefkühltruhe.«
    »Osman, spionierst du mir nach, oder was?«
    »Quatsch, wieso sollte ich? Ich war doch die ganze Zeit oben.«
    »Woher weißt du dann, dass ich die Wäsche auf den beiden Truhen verteilt habe? Kannst du jetzt etwa hellsehen?«, fragt sie überrascht.
    »Nein, hellsehen nicht, aber fernsehen   … ich meine, computersehen   … Bei Allah, das kann doch nicht wahr sein! Der Hundesohn hat hier irgendwo eine Kamera installiert. Ich hab dich doch die ganze Zeit auf dem Bildschirm verfolgt.«
    |170| »Dann ist es ja gar kein Hintergrundbild auf dem Computer, sondern eine Direktübertragung aus unserem Keller!«, folgert Eminanim scharfsinnig.
    »Ja, schau, da oben an der Decke hat er eine winzige Kamera befestigt.«
    »Mein Sohn ist ganz schön raffiniert, finde ich.«
    »Aber warum sagt er uns denn nichts davon?«
    »Warum wohl? Damit du nicht die ganze Zeit seinen Computer in Beschlag nimmst und in den Keller guckst.«
    »Aber in diesem Haus entgeht mir trotzdem nichts, wie du siehst.«
    »Ja, sehe ich. Du hast das Ganze nicht mal kapiert, nachdem du mich da auf dem Bildschirm eine Ewigkeit beobachtet hast.«
    »Wie soll einer denn auch drauf kommen, dass irgendein Verrückter seinen eigenen langweiligen Keller aufnimmt?«
    »Unser Keller ist nicht langweilig. Ich wäre froh, wenn es so wäre! Aber wenn ich gewusst hätte, dass ich ins Fernsehen komme, dann hätte ich mich vorher etwas zurechtgemacht. Sag mal, wie sah ich denn aus?«
    »Klasse! Du warst die tollste Wäschefrau, die ich bisher je im Fernsehen gesehen habe.«
    »Wieso denn Wäschefrau?«
    »Was sollst du mit einem großen Wäschekorb im Arm in der Waschküche denn sonst sein? Warte, ich gehe nach oben und schaue dich noch mal an.«
    »Das hättest du wohl gerne, mich hier alleine zu lassen«, ruft sie, schubst mich ins Treppenhaus, und wir poltern nach oben.
    |171| Im Wohnzimmer laufen wir sofort zum Computer und bewundern unsere Kunstwerke auf den Kühltruhen.
    »Osman, du Pascha, lass mich doch auch mal sitzen!«
    Während unseres kleinen Kampfes um Mehmets Schreibtischstuhl werden aus heiterem Himmel, wie durch ein Wunder, Eminanims Wünsche wahr!
    Nein, nicht der, dass sie den Stuhl bekommt, sondern dass sie sich selber im Fernsehen bewundern darf. Einer von uns ist nämlich aus Versehen auf irgendwelche Tasten gekommen, und jetzt sehen wir völlig verblüfft, wie wir beide im Keller rumstehen.
    »Eminanim, wie du siehst, dein Wunsch ist mir Befehl. Schau dich jetzt so lange an, wie du willst.«
    »Mein Gott, das kann doch nicht wahr sein«, brüllt sie, »Mehmet nimmt das alles auch noch auf!«
    Durch hastiges Klicken auf Maus und Tasten versucht sie, noch weiter zurückzuspulen. Tatsächlich erscheinen auf dem Bildschirm solche Zeichen wie auf einem Kassettenrekorder, wo man vor- und zurückspulen kann. Sie klickt sofort drauf: Jetzt läuft alles rückwärts! Wir sehen, wie Eminanim unten im Keller die Wäsche zurück in den Korb wirft und wieder rausgeht.
    Wir schauen uns gegenseitig völlig entgeistert an, und im gleichen Moment dämmert uns beiden, dass wir nur noch ein paar Mausklicks vom Mörder entfernt sind!
    »Hier, Eminanim, setzt dich doch erst mal richtig hin«, biete ich ihr mit zittriger Stimme freiwillig meinen Platz an.
    »Danke, nicht nötig, ich muss dringend aufs Klo«, röchelt sie, flüchtet panisch aus dem Wohnzimmer und lässt mich mit dem Mörder ganz alleine.
    |172| Das Telefon rettet mich. Ich laufe schnell zur Kommode.
    Nach einer Ewigkeit kommt meine Frau endlich wieder zurück.
    »Na, Osman, wer ist nun der Mörder?«, fragt sie mit herausquellenden Augen, gespannt bis in die Haarspitzen.
    »Ich weiß es nicht, ich musste doch zum Telefon.«
    »Aber es hat doch überhaupt nicht geklingelt!«
    »Ja schon, aber wenn es geklingelt hätte, wäre ich total vorbereitet gewesen. Weder der Anrufer noch ich hätten unnötig Zeit verloren.«
    »Du Angsthase!«
    »Quatsch! Ich wollte nur nicht die Spannung versauen, indem ich dir vorher

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